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Fachtagung: Jugendliche und Cannabis
„Prävention ja, aber Prävention wie?“
Experten fordern bei der zweiten Frankfurter Fachtagung einen liberaleren Umgang mit Cannabis. Prävention jedoch sei vor allem bei Jugendlichen nötig, sie sollen bei Problemen Hilfe und Beratung finden.
Nicht um die Legalisierung von Cannabis ginge es, sondern um die richtigen Ansätze zur Prävention, so Gesundheitsdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) am Montag an der zweiten Frankfurter Fachtagung zum Thema Cannabis. Da die Lösung „mehr Prävention“ allein jedoch nicht weiterhelfe, wies Heilig daraufhin, sich die Motive und Formen des Konsums bei Jugendlichen genauer anzuschauen und zu unterscheiden. Ihr Ziel ist es, “offen auf Jugendliche und Cannabis zu schauen“ und sie allgemein über die Pflanze und ihre Folgen aufzuklären. Damit sollen sie bei Problemen und Sucht leichter Hilfe finden, denn Berater machten sich bisher beim Mitwissen strafbar.
Dafür möchte sich Heilig „mit den Lebenswelten der Jugendlichen auseinandersetzen und kritisch mit dem Thema Cannabis umgehen“. Sie will dies über bessere Kommunikation mit den Jugendlichen erreichen und plädierte für einen liberaleren Umgang mit Cannabis. Nach Renate Lind-Krämer vom Drogenreferat der Stadt Frankfurt, steigen seit 2010 die Konsumzahlen, weshalb man Jugendlichen eine gute Beratung anbieten möchte.
An der zweiten Frankfurter Tagung zum Thema Cannabis, die sich auf Jugendliche spezialisierte, kamen am Montag im Saalbau nicht nur Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen, um über das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu referieren, sondern auch Schüler der Frankfurter Bettinaschule, Paul-Ehrlich-Schule und des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums sowie Mitglieder des StadtschülerInnenrats, um mitzudiskutieren und mit Gästen an verschiedenen Thementischen in ein Gespräch zu treten.
Nach der Frankfurter MoSyD Studie 2014 haben 41 Prozent der 15- bis 18-Jährigen schon einmal Erfahrungen mit Cannabis gemacht. Die Ursachen für den Cannabiskonsum sind mannigfaltig. Marc Calmbach, Direktor der Abteilung Sozialforschung am SINUS-Institut, nannte in seinem Beitrag dafür Gründe wie Experimentierfreudigkeit, Flucht in eine bessere Welt, Problemverarbeitung, Familienkonflikte und Peer-Pressure. „Es gibt nicht ‚die‘ Jugend“, sagt Calmbach. Man müsse Jugendliche zu homogenen Gruppen zusammenfassen, die jede ihre eigene Lebenswelt hat und sich mit dieser auseinandersetzen, um mit ihnen in eine bessere Kommunikation treten zu können, nach dem Motto: „Nur wer versteht, was Jugendliche bewegt, kann sie auch bewegen.“
Tim Pfeiffer-Gerschel, Geschäftsführer der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) und Leiter des nationalen Knotenpunktes der Europäischen (EMCDDA), informierte über die Konsumgefahr aus Expertensicht. Cannabis liege im Mittelfeld hinsichtlich der Gefährlichkeit und auch bei der Risikoeinschätzung für Konsumenten. Frequenz und Stärke spielen eine große Rolle, da gelegentlicher Konsum nicht gravierend sei, häufiger Gebrauch jedoch zu Abhängigkeit führe. „De facto reden wir nicht von einer Legalisierung“, sagte Pfeiffer-Gerschel. Es gehe in dieser Diskussion um die Frage: „Wie können wir vernünftig mit dieser Substanz umgehen und die unterstützen, die Unterstützung brauchen?“ Denn die Frage nach Beratung sei kontinuierlich angestiegen.
Über die Symptome von Cannabiskonsum berichtete aus wissenschaftlicher Sicht Klaus Behrendt, Suchtmedizinischer Chefarzt i.R., ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS). Dazu gehören kognitive Störungen, Angststörungen und Folgestörungen mit Defiziten in verschiedenen Sinnesbereichen. Das Abhängigkeitsrisiko liege beim Cannabiskonsum bei 9 Prozent – weniger, als bei anderen Stimulanzien. Dieses steige jedoch auf 17 Prozent, wenn man früh damit beginne und auf 25-50 Prozent, wenn täglich geraucht werde. Hans Günter Meyer-Thompson, ehemaliges Vorstandsmitglied DGS, Arzt der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen, Asklepios Hamburg, Klinik Ochsenzoll, sagte, dass Medizin nur Grundlagen geben könne, die Politik aber selbst entscheiden müsse, welcher Weg in Deutschland angegangen werden solle.
Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) erklärte in seinem Beitrag, dass es für Cannabis keinen Jugendschutz gebe wie für Alkohol oder Tabak. Es gebe auch keinen Konsumentenschutz, da man dies auf einem illegalen Markt nicht habe und die Jugendlichen sich bei Problemen mit verunreinigten Schwarzmarktprodukten an niemanden wenden könnten.
„Das war für mich eine sehr wichtige Aussage“, sagte Heilig in einem anschließenden Gespräch bezüglich Gaßmanns Äußerung. Deshalb fordert sie weiterhin einen Modellversuch für eine kontrollierte Abgabe von Cannabis.
Dafür möchte sich Heilig „mit den Lebenswelten der Jugendlichen auseinandersetzen und kritisch mit dem Thema Cannabis umgehen“. Sie will dies über bessere Kommunikation mit den Jugendlichen erreichen und plädierte für einen liberaleren Umgang mit Cannabis. Nach Renate Lind-Krämer vom Drogenreferat der Stadt Frankfurt, steigen seit 2010 die Konsumzahlen, weshalb man Jugendlichen eine gute Beratung anbieten möchte.
An der zweiten Frankfurter Tagung zum Thema Cannabis, die sich auf Jugendliche spezialisierte, kamen am Montag im Saalbau nicht nur Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen, um über das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu referieren, sondern auch Schüler der Frankfurter Bettinaschule, Paul-Ehrlich-Schule und des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums sowie Mitglieder des StadtschülerInnenrats, um mitzudiskutieren und mit Gästen an verschiedenen Thementischen in ein Gespräch zu treten.
Nach der Frankfurter MoSyD Studie 2014 haben 41 Prozent der 15- bis 18-Jährigen schon einmal Erfahrungen mit Cannabis gemacht. Die Ursachen für den Cannabiskonsum sind mannigfaltig. Marc Calmbach, Direktor der Abteilung Sozialforschung am SINUS-Institut, nannte in seinem Beitrag dafür Gründe wie Experimentierfreudigkeit, Flucht in eine bessere Welt, Problemverarbeitung, Familienkonflikte und Peer-Pressure. „Es gibt nicht ‚die‘ Jugend“, sagt Calmbach. Man müsse Jugendliche zu homogenen Gruppen zusammenfassen, die jede ihre eigene Lebenswelt hat und sich mit dieser auseinandersetzen, um mit ihnen in eine bessere Kommunikation treten zu können, nach dem Motto: „Nur wer versteht, was Jugendliche bewegt, kann sie auch bewegen.“
Tim Pfeiffer-Gerschel, Geschäftsführer der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) und Leiter des nationalen Knotenpunktes der Europäischen (EMCDDA), informierte über die Konsumgefahr aus Expertensicht. Cannabis liege im Mittelfeld hinsichtlich der Gefährlichkeit und auch bei der Risikoeinschätzung für Konsumenten. Frequenz und Stärke spielen eine große Rolle, da gelegentlicher Konsum nicht gravierend sei, häufiger Gebrauch jedoch zu Abhängigkeit führe. „De facto reden wir nicht von einer Legalisierung“, sagte Pfeiffer-Gerschel. Es gehe in dieser Diskussion um die Frage: „Wie können wir vernünftig mit dieser Substanz umgehen und die unterstützen, die Unterstützung brauchen?“ Denn die Frage nach Beratung sei kontinuierlich angestiegen.
Über die Symptome von Cannabiskonsum berichtete aus wissenschaftlicher Sicht Klaus Behrendt, Suchtmedizinischer Chefarzt i.R., ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS). Dazu gehören kognitive Störungen, Angststörungen und Folgestörungen mit Defiziten in verschiedenen Sinnesbereichen. Das Abhängigkeitsrisiko liege beim Cannabiskonsum bei 9 Prozent – weniger, als bei anderen Stimulanzien. Dieses steige jedoch auf 17 Prozent, wenn man früh damit beginne und auf 25-50 Prozent, wenn täglich geraucht werde. Hans Günter Meyer-Thompson, ehemaliges Vorstandsmitglied DGS, Arzt der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen, Asklepios Hamburg, Klinik Ochsenzoll, sagte, dass Medizin nur Grundlagen geben könne, die Politik aber selbst entscheiden müsse, welcher Weg in Deutschland angegangen werden solle.
Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) erklärte in seinem Beitrag, dass es für Cannabis keinen Jugendschutz gebe wie für Alkohol oder Tabak. Es gebe auch keinen Konsumentenschutz, da man dies auf einem illegalen Markt nicht habe und die Jugendlichen sich bei Problemen mit verunreinigten Schwarzmarktprodukten an niemanden wenden könnten.
„Das war für mich eine sehr wichtige Aussage“, sagte Heilig in einem anschließenden Gespräch bezüglich Gaßmanns Äußerung. Deshalb fordert sie weiterhin einen Modellversuch für eine kontrollierte Abgabe von Cannabis.
6. Oktober 2015, 10.43 Uhr
ms
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