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F.C. Delius ist neuer Stadtschreiber von Bergen
Früher, das heißt: vor wenigen Jahren, war die Welt noch in Ordnung. Da trat anlässlich der Schlüsselübergabe an den neuen Stadtschreiber im Festzelt von Bergen-Enkheim noch der Ortsvorsteher Gerd Riechemeier (natürlich von der CDU) auf die Bühne, wetterte in bestem Hessisch gegen die „Rechtschreibrefomm“; dazu gab es volkstümliche Musik und Schoppen. Den Schoppen gibt es noch immer, aber sonst...? Gerd Riechemeier ist tot, und das ist der größte Verlust, den das Stadtschreiberfest hinnehmen musste.
Beim Eintritt in das Zelt wird man erst einmal von beinahe unerträglichen Gesangstönen empfangen, die auch aus Edgar Reitz’ zweiter „Heimat“ stammen könnten, unterlegt von komischem mittelalterlichen Geflöte und Gedöns. Das ist die Weimarer Gruppe „La Melagrana“, die hier, wie man hört, auf Wunsch des alten Stadtschreibers Reinhard Jirgl auftritt. Bis zu diesem Tag hatten wir eigentlich nicht an Jirgls Verstand gezweifelt. Dann kommt ein langhaariger Schrat mit Schlabberpulli auf die Bühne und behauptet, er sei der frisch gewählte Ortsvorsteher von Bergen-Enkheim. Spätere Recherchen ergeben, dass er nicht gelogen hat. Der Mann heißt Helmut Ulshöfer, ist natürlich von den Grünen und fast sechzig Jahre alt. Bislang hatten wir auch am Verstand der Bergener und Enkheimer nicht gezweifelt. Ob Ulshöfer sich angesprochen fühlte, als die Schriftstellerin Juli Zeh später eine Festrede hielt über Menschen, die nicht alt werden wollen?
Dazwischen trat jedoch noch Stadträtin Daniela Birkenfeld auf und hielt eine schlecht abgelesene Rede, an deren Ende sie dem neuen Stadtschreiber F.C. Delius ein Tischfußballspiel überreichte, weil der doch ein Buch über den Sonntag, an dem er Weltmeister wurde geschrieben hat. Sehr lustig. Über eine Eintracht-Dauerkarte hätte Delius sich wahrscheinlich mehr gefreut. Reinhard Jirgl gab sich zum Abschluss seiner Amtszeit höchst versöhnlich und nahm das Publikum mit auf einen Spaziergang rund um Bergen. Delius selbst gab sich in seiner Antrittsrede kämpferisch, wetterte gegen den Kulturverfall, der in die Barbarei führe und empfahl auch den Führungsetagen der Banken hin und wieder die Lektüre eines Buches. Nicht umsonst gilt Delius als einer der prononciertesten Vertreter einer politischen Literatur in Deutschland. Jetzt ist er da. Willkommen.
Beim Eintritt in das Zelt wird man erst einmal von beinahe unerträglichen Gesangstönen empfangen, die auch aus Edgar Reitz’ zweiter „Heimat“ stammen könnten, unterlegt von komischem mittelalterlichen Geflöte und Gedöns. Das ist die Weimarer Gruppe „La Melagrana“, die hier, wie man hört, auf Wunsch des alten Stadtschreibers Reinhard Jirgl auftritt. Bis zu diesem Tag hatten wir eigentlich nicht an Jirgls Verstand gezweifelt. Dann kommt ein langhaariger Schrat mit Schlabberpulli auf die Bühne und behauptet, er sei der frisch gewählte Ortsvorsteher von Bergen-Enkheim. Spätere Recherchen ergeben, dass er nicht gelogen hat. Der Mann heißt Helmut Ulshöfer, ist natürlich von den Grünen und fast sechzig Jahre alt. Bislang hatten wir auch am Verstand der Bergener und Enkheimer nicht gezweifelt. Ob Ulshöfer sich angesprochen fühlte, als die Schriftstellerin Juli Zeh später eine Festrede hielt über Menschen, die nicht alt werden wollen?
Dazwischen trat jedoch noch Stadträtin Daniela Birkenfeld auf und hielt eine schlecht abgelesene Rede, an deren Ende sie dem neuen Stadtschreiber F.C. Delius ein Tischfußballspiel überreichte, weil der doch ein Buch über den Sonntag, an dem er Weltmeister wurde geschrieben hat. Sehr lustig. Über eine Eintracht-Dauerkarte hätte Delius sich wahrscheinlich mehr gefreut. Reinhard Jirgl gab sich zum Abschluss seiner Amtszeit höchst versöhnlich und nahm das Publikum mit auf einen Spaziergang rund um Bergen. Delius selbst gab sich in seiner Antrittsrede kämpferisch, wetterte gegen den Kulturverfall, der in die Barbarei führe und empfahl auch den Führungsetagen der Banken hin und wieder die Lektüre eines Buches. Nicht umsonst gilt Delius als einer der prononciertesten Vertreter einer politischen Literatur in Deutschland. Jetzt ist er da. Willkommen.
Foto: Christoph Schröder
30. August 2008, 16.16 Uhr
christoph schröder
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