Da Frankfurt die Stadt "mit der größten Satirikerdichte pro Quadratmeter in der Bundesrepublik" sein soll, bildet sie wohl den best geeigneten Standort für ein Museum für Komische Kunst. Nach dem Ankauf von rund 7.000 Originalzeichnungen von Mitgliedern der "Neuen Frankfurter Schule" besitzt das geplante neue Haus bereits einen wahren Schatz als Grundstock.
Frankfurt am Main (pia/5.12.06) Weiterer Zuwachs für Frankfurts Museumsufer. Wenn ab Frühjahr kommenden Jahres das Museum für Komische Kunst wie geplant im alten Leinwandhaus ein eigenes Domizil bekommt, wird die lange Kette der Museen am Main um eine neue Perle bereichert. Zwar liegt der spitzgiebelige, mit Zinnen geschmückte und unter Denkmalschutz stehende Bau nicht unmittelbar am Fluss, aber doch nah genug, um ihn der dortigen Museumslandschaft zuzurechnen.
Vor allem die Werke von Mitgliedern der "Neuen Frankfurter Schule" (NFS) sollen nach dem geplanten Umbau des Hauses dort archiviert und ausgestellt werden. Eine Heimat für die Elche also. Denn als solche ging die legendäre Satirikergruppe der NFS in die Geschichte ein. Manche der von ihr geprägten Sentenzen gehören längst zum allgemeinen Wortschatz. "Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche", spöttelte zum Beispiel einst F.W. Bernstein. Inzwischen sind sie ins gesetzte Alter gekommen. Einige von ihnen, wie Robert Gernhardt, Chlodwig Poth und F.K. Waechter leben nicht mehr. Doch ihrem Erbe erweist man Respekt und Bewunderung und hat schon vor Jahren damit begonnen, es in einem "Museum für Komische Kunst" für Frankfurt zu sichern.
So hat die Stadt Ende 2005 rund 7.000 Originalzeichnungen und Karikaturen von Künstlern der Frankfurter Schule angekauft, die den Kern der Sammlung in dem von Achim Frenz geleiteten Museum bilden. Wie verlautet, sollen nach und nach noch weitere Werke von Mitgliedern der NFS erworben werden. "Bundesweit wird sich dieses Museum als ein einzigartiges Haus etablieren", erklärt Kulturdezernent Felix Semmelroth. Zweifellos bietet sich Frankfurt als besonders geeigneter Standort für ein Museum an, in dem gelacht werden darf. Denn unwidersprochen steht die Behauptung im Raum, die Stadt verfüge über "die größte Satirikerdichte pro Quadratmeter in der Bundesrepublik" und sei deshalb die heimliche Hauptstadt der Satire und Karikatur. Hier wurde 1962 die Satirezeitschrift "Pardon" gegründet und später das Magazin "Titanic". Hier lebten und wirkten die bekanntesten Vertreter der Neuen Frankfurter Schule und ihre Nachfolger. Zur NFS gehören Namen wie F.W. Bernstein, Bernd Eilert, Robert Gernhardt, Eckard Henscheid, Peter Knorr, Chlodwig Poth, Hans Traxler und F.K. Waechter.
Das Museum für Komische Kunst hat bereits in mehreren erfolgreichen Ausstellungen Teile seiner Schätze präsentiert. Bislang als eine Art Dependance im Historischen Museum untergebracht, steht ihm aber nur relativ beschränkt Raum zur Verfügung. Darum freut sich Museumsleiter Achim Frenz auf seine neue Aufgabe in neuer Umgebung. Er plant Wechselausstellungen im Untergeschoss, während die oberen Räume für die Dauerausstellung vorgesehen sind. Schon hat er aus der ganzen Republik Signale von Karikatur-Künstlern bekommen, die sich für das geplante Frankfurter Projekt interessieren und sich daran beteiligen möchten.
In die Umgestaltung des Leinwandhauses will die Stadt in den Jahren 2007 und 2008 insgesamt 1,4 Millionen Euro investieren. Mit der Planung ist das Architektenbüro Ditzinger/Kramer aus Eichstätt beauftragt. Seine Entwürfe sehen eine Empore in der Erdgeschoss-Halle vor, um mehr Platz für Ausstellungen zu schaffen, eine Sanierung der oberen Geschosse und den Ausbau des bisher nicht genutzten Dachgeschosses, sowie den Einbau einer Klimaanlage.
Damit wird das Ende des 14. Jahrhunderts errichtete Leinwandhaus, einer der ältesten Bauten in der Stadt, wieder einmal einer neuen Bestimmung zugeführt. Als Messehalle stand es zunächst zur Lagerung von Textilien zur Verfügung, wovon noch heute die an einer Außenwand angebrachte Nachbildung der eisernen "Frankfurter Elle" zeugt, die genau 54,73 Zentimeter betrug. Im Lauf der Jahrhunderte war es Gefängnis, Tanzsaal, Lazarett, Schwurgericht und sogar Schlachthaus. 1893 zog das Historische Museum ein, in jüngerer Zeit die Kommunale Galerie und das Fotografie Forum; kurzzeitig nahm hier auch der Portikus Zwischenquartier. Satirezeichnern dürfte es jedenfalls nicht schwer fallen könnten, die "Karriere" des historischen Gemäuers bis zum künftigen Höhepunkt auf besonders geeignete Weise darzustellen.