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Editorial 7/2022

Keine Pause!

Im Juli findet der Frankfurter CSD bereits zum 30. Mal statt. Doch jüngste Geschehnisse zeigen: Es gibt noch viel zu tun, bis es selbstverständlich ist, wen man liebt oder welchem Geschlecht man sich zugehörig fühlt, schreibt Chefredakteurin Jasmin Schülke in ihrem Editorial.
Vor 30 Jahren fand die erste Veranstaltung zum Christopher Street Day statt, heute ist der CSD ein fester Bestandteil von Frankfurt. „Der CSD bedeutet vor allem, präsent zu sein, unsere Forderungen zu stellen und zu zeigen: Queere Menschen gibt es und sie haben die gleichen Rechte“, sagte der damalige CSD-Sprecher Joachim Letschert 2020 zum JOURNAL FRANKFURT. Das hört sich selbstverständlich an, ist es aber leider immer noch nicht. Nach wie vor werden queere Menschen diskriminiert und sogar attackiert: Im März 2022 wurde die Dragqueen Electra Pain in der Innenstadt mit Pfefferspray angegriffen. Nach Auskunft des Lesben- und Schwulenverbands wird Homosexualität in 69 Staaten verfolgt, in elf Ländern droht sogar die Todesstrafe – so auch in Katar, dem Austragungsland der diesjährigen Fußball-WM. Benjamin Näßler hat deshalb zusammen mit der Bernd-Reisig-Stiftung die Kampagne „Liebe kennt keine Pause“ gegründet. Ein Interview dazu finden Sie in der Juli-Ausgabe. Der Name der Kampagne bezieht sich auf eine Aussage des Ex-Fifa-Chefs Sepp Blatter, der sagte, dass doch Schwule und Lesben in Katar für die Dauer der WM einfach vier Wochen Liebes-Pause machen sollen. Auch wenn er sich später dafür entschuldigt hat, offenbart diese Forderung das ganze Dilemma der Fifa. Es gibt also noch viel zu tun, bis es selbstverständlich ist, wen man liebt oder welchem Geschlecht man sich zugehörig fühlt.

Wenig bis gar keine Akzeptanz findet das Verhalten unseres Oberbürgermeisters Peter Feldmann. In meinem Mai-Urlaub unterhielt ich mich mit Menschen aus der Schweiz. Sie hatten von den Vorfällen gehört. Das zeigt: Der Imageschaden für unsere Stadt ist immens. Die Vorfälle werden nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa wahrgenommen und sind deshalb nicht mehr länger hinnehmbar. Nachdem Feldmann sich nach wie vor weigert zurückzutreten, wollen die Frankfurter Stadtverordneten am 14. Juli das Abwahlverfahren einleiten, anschließend werden die Bürgerinnen und Bürger befragt: 30 Prozent der Wahlberechtigten müssten dann zustimmen. Das ist eine hohe Hürde, und der OB weiß das. Er gibt sich deshalb gelassen und lässt sich bei diversen Events blicken – zum Beispiel während der Fashion Week. Frankfurts Stadtgesellschaft hat in ihrer Geschichte die Geschicke oftmals selbst in die Hand genommen und sollte dies unbedingt diesmal auch tun. Das Ansehen unserer Stadt darf nicht länger beschädigt werden. Unser Cartoonist Stephan Rürup hat sich für Peter Feldmann ein paar Job-Alternativen ausgedacht, welche, sehen Sie ebenfalls in der aktuellen Ausgabe und hier online. Wir freuen uns auf weitere Vorschläge von Ihnen, die Sie gerne an chefredaktion@mmg.de schicken können.

Die Juli-Ausgabe (7/22) des JOURNAL FRANKFURT ist ab Dienstag, 28. Juni, im Handel sowie als ePaper im JOURNAL KIOSK erhältlich.
 
Fotogalerie:
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28. Juni 2022, 12.32 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
 
 
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