Nach dem kurzfristigen Notfallpaket will die Stadt nun auch dauerhaft Drogengebrauchenden ohne Krankenversicherung eine ärztliche Behandlung und eine Substitution ermöglichen. Insgesamt 80 Menschen haben das Angebot seit Anfang des Jahres genutzt.
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Drogengebrauchende in Frankfurt sollen weiterhin auch ohne Krankenversicherung behandelt und substituiert werden können. Zunächst als kurzfristiges Notfallpaket ins Leben gerufen, will die Stadt dieses Angebot nun als dauerhafte, von der Stadt finanzierte Leistung etablieren. „Wir können als Gesellschaft nicht zusehen, dass schwer kranke Menschen notwendige Hilfen nicht erhalten und verelenden, nur weil sie keinen formalen Anspruch darauf haben“, sagt Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Bündnis 90/Die Grünen). In zwei Einrichtungen im Bahnhofsviertel und im Ostend sollen daher auch künftig allgemeinmedizinische Sprechstunden mit insgesamt 30 Substitutionsplätzen angeboten werden.
Die zusätzlichen Sprechstunden und Substitutionen, bei denen Drogengebrauchenden mit Ersatzstoffen wie beispielsweise Methadon gegen die Sucht geholfen werden soll, hätten sich schnell als „wichtiges Überlebenshilfeangebot“ herausgestellt, sagt Regina Ernst, Leiterin des Drogenreferats. Insgesamt 80 Menschen wurden nach Angaben der Stadt Frankfurt seit Jahresbeginn beim Drogennotdienst in der Elbestraße und in der Malteser Suchthilfe in der Schielestraße behandelt. Im Schnitt seien die Patient:innen seit 20 Jahren oder länger abhängig, erklären die beiden Substitutionsärzte Michael Schmidt und David Lang, die die Drogengebrauchenden in den beiden Einrichtungen behandeln.
Die Gründe, warum die Drogengebrauchenden nicht versichert sind, seien dabei unterschiedlich, denn zur Frankfurter Drogenszene zählten sowohl Menschen aus anderen EU-Ländern, Geflüchtete, Abhängige ohne Aufenthaltstitel sowie Menschen, die zwar Anspruch auf eine Krankenversicherung hätten, sich aber nie darum gekümmert hätten, so Schmidt und Lang. In die Sprechstunden kommen sie beispielsweise über Streetworker:innen oder Sozialarbeiter:innen in der Suchthilfe. „Mitunter sind die Menschen in so desaströser Verfassung, dass die humanitäre Substitution lebensrettend ist“, erklärt David Lang.
Von den bisher 80 behandelten Menschen seit Anfang des Jahres hätten mittlerweile 20 eine Krankenversicherung und damit in eine reguläre Behandlung gewechselt. Sobald ein Platz frei werde, rücke sofort die nächste Person nach. Derzeit seien 24 der insgesamt 30 Plätze in den beiden Einrichtungen belegt.