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Coronavirus

„Maßnahmen, die es so in unserem Land noch nicht gegeben hat“

Ab Mittwoch bleiben in ganz Deutschland Geschäfte und Bars geschlossen. Auch Öffentliche Spielplätze, Schwimmbäder und Sportanlagen werden gesperrt. Das öffentliche Leben läuft vorerst auf Sparflamme.
„Wir wollen garantieren, dass die medizinische Versorgung, Ernährung und Energieversorgung gewährleistet ist. Dennoch brauchen wir einschneidende Maßnahmen. Solche Maßnahmen hat es in unserem Land noch nicht gegeben, aber sie sind notwendig“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am gestrigen Montag. Um die Verbreitung des Coronavirus weiter einzudämmen, entschied sich die Bundesregierung am Montag gemeinsam mit den Regierungschefs der Bundesländer für eine gemeinsame Leitlinie, die die bundesweite Schließung von Geschäften vorsieht.

Die Verbreitung des Coronavirus werde man nur stoppen können, wenn man sich selbst diszipliniere und soziale Kontakte stark reduziere, sagten der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Gesundheitsminister Kai Klose (Bündnis 90/Die Grünen) im Anschluss an die Kabinettsitzung. „Sicherlich fällt das dieser Tage, während der ersten Sonnenstrahlen des Jahres, sehr schwer. Wir müssen uns aber fortwährend ins Gedächtnis rufen, dass wir Menschen gefährden, wenn wir fahrlässig handeln“, so Bouffier und Klose weiter.

Welche Geschäfte geöffnet bleiben und welche schließen

Geöffnet bleiben Lebensmittel- und Getränkemärkte, Apotheken, Drogerien, Tankstellen und Banken. Auch die Sonntagsverkaufsverbote werden ausgesetzt. Der Großhandel bleibt ebenfalls geöffnet, sodass Waren- und Essensauslieferungen weiterhin möglich sind. Handwerker und Dienstleister könnten zudem wie gewohnt ihren Tätigkeiten nachgehen. Bei Geschäften wie Bau-, Garten- und Tierbedarfsmärkten sollen Hygiene-Auflagen und Auflagen zur Vermeidung von Warteschlangen sorgen. Die Stadt Frankfurt gab zudem bekannt, dass man den Publikumsverkehr in allen Ämtern der Stadt ausschließlich in dringenden Fällen und nach vorheriger Terminvereinbarung bediene. Auch die Friedhofsverwaltungen des Grünflächenamtes bleiben zunächst bis einschließlich Dienstag, den 14. April, für den Publikumsverkehr geschlossen. Das Mainova-Servicecenter in der Innenstadt bleibt vorerst bis zum 17. April geschlossen.

Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung werden stark eingeschränkt

Zu den betroffenen Bereichen, die ab Mittwoch für den Publikumsverkehr geschlossen sein werden, zählen Bars, Clubs, Kneipen, Museen, Opern, Theater, Schwimmbäder, Kinos, Freizeit- und Tierparks, Ausstellungen, Fitnessstudios, Messen, Bordelle und jegliche Sportanlagen. In Frankfurt betrifft das die rund 190 Schulturnhallen, die Fabriksporthalle, die Wintersporthalle, die Sporträume der Saalbau, den Sportpark Preungesheim und das Sport- und Freizeitzentrum Frankfurt-Kalbach sowie bei Schwimmbädern das Rebstockbad, die Titus Thermen, das Panoramabad Bornheim, das Riedbad in Bergen-Enkheim, das Hallenbad in Höchst und das Textorbad. Restaurants dürfen geöffnet bleiben, müssen aber ausreichend große Abstände zwischen den Tischen schaffen und ihre Öffnungszeiten auf 6 Uhr bis 18 Uhr begrenzen. Am gestrigen Montagnachmittag gab das Umweltdezernat in Frankfurt zudem bekannt, dass man den Beschluss unverzüglich umsetze und alle Spielplätze, Bolzplätze, Skate- und Rollsportanlagen sowie den Hafenpark ab Mittwoch bis auf weiteres sperren werde. Spielplätze, die keinen Zaun besäßen, würden mit Flatterband abgesperrt. „Ich weiß, wie unpassend für viele die Schließung sein wird, insbesondere für die Familien, die kein eigenes Grün rund ums Haus haben. Trotzdem bitte ich alle, diese Verfügung zu respektieren und insbesondere meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Grünflächenamt mit Verständnis zu begegnen“, sagte Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Bündnis 90/Die Grünen). Städtische Parks, das Mainufer und der Stadtwald blieben vorerst für Erholungssuchende offen, so Heilig weiter. „Wem es möglich ist, der kann jetzt vielleicht auch verstärkt unsere Rad- und Wanderwege im Frankfurter Grüngürtel erkunden.“ Die Dippemess gab gestern als eine der letzten Großveranstaltungen ihre Absage bekannt. Vom 2. bis zum 26. April wäre das Frankfurter Traditionsfest sein 675. Jubiläum eingegangen.

Die Busse und Bahnen der städtischen Nahverkehrsgesellschaft traffiQ und der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) verkehren zudem ab dem morgigen Mittwoch nach dem Sommerferien-Fahrplan. „Der Schritt erfolgt, weil nicht nur Schülerinnen und Schüler die öffentlichen Verkehrsmittel für ihren Schulweg nicht mehr benutzen, sondern auch Fahrer und Fahrerinnen von U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen schulpflichtige Kinder haben, die unter diesen Umständen betreut werden müssen und nicht alleine zu Hause bleiben können“, verkündeten die Verkehrsgesellschaften am gestrigen Montag. Ausfälle weiterer Fahrten könnten nicht ausgeschlossen werden. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) berät aktuell noch über sein Fahrplanangebot, hieß es am gestrigen Montag in einer Stellungnahme. Zum jetzigen Zeitpunkt fahre der regionale Schienenverkehr noch nach dem üblichen Wochenfahrplan.

Nicht dringliche Operationen werden verschoben

Um das Gesundheitssystem bei einer weiteren Ausbreitung des Virus zu entlasten, und der kritischen Versorgungssituation mit Atemmasken und medizinischen Verbrauchsgegenständen entgegenzuwirken, tritt auf Landesebene zudem ein Verbot von „medizinisch nicht dringlichen Operationen“ in Kraft. „Andernfalls bestünde die Gefahr, dass medizinisch dringliche Eingriffe nicht durchgeführt werden können, weil das notwendige Material fehlt“, erklärte die Hessische Landesregierung. Sie kündigte zudem die Zuleitung eines Nachtragshaushalts an, der besonders kleinen und mittleren Unternehmen als Unterstützung dienen soll. Des Weiteren wird ein Kabinettsausschuss zur „Corona-Krise“ unter Leitung des Ministerpräsidenten eingerichtet, um die Krise politisch besser koordinieren zu können.

Für soziale Einrichtungen wie die Arche wird es in den aktuellen Zeiten des Coronavirus schwierig, bedürftige Familien weiterhin auf die gleiche Weise zu unterstützen, wie es bisher der Fall war. Alle Arche-Standorte in Deutschland werden spätestens ab Mittwoch dieser Woche geschlossen, gab das christliche Hilfswerk bekannt. „Da durch die Schließungen das Mittag- und Abendessen in den Arche-Häusern ausfällt und sich die Familien somit selbst versorgen müssen, wird es für sie folglich finanziell eng“, heißt es in der Stellungnahme der Arche. Erst in etwa zwei Wochen werden neue Transferleistungen an die Familien ausgezahlt. Deshalb würde das Hilfswerk ab sofort haltbare Lebensmittel, frisches Obst und Gemüse, Brot und Hygieneartikel kostenlos an die Familien ausliefern.

Da aktuell auch verschiedene Falschmeldungen über das Coronavirus, sowie dessen Folgen und Maßnahmen gegen die Ausbreitung kursieren, ruft das Hessische Innenministerium verstärkt dazu auf, die Sicherheitsapp hessenWARN zu benutzen. „Gerade in der gegenwärtigen Situation ist es sehr wichtig, dass die Bevölkerung ohne Umwege unaufgeregt und umfassend über konkrete Verhaltensweisen und Sofortmaßnahmen im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus informiert wird“, so Innenminister Peter Beuth (CDU). Seit November 2019 informiert die Landesregierung die Bürgerinnen und Bürger über die Sicherheitsapp hessenWARN über Gefahrenlagen.

>> Einen Überblick über alle Meldungen zum Cornonavirus finden Sie hier.
 
Fotogalerie:
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17. März 2020, 13.19 Uhr
Johanna Wendel
 
Johanna Wendel
Jahrgang 1993, Technikjournalismus-Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, seit Januar 2019 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Johanna Wendel >>
 
 
 
 
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