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Corona-Krise

Jugendamt: „Persönlicher Kontakt ist weiterhin erforderlich“

Das Jugendamt hat seinen Betrieb aufgrund der aktuellen Situation heruntergefahren. Wo es möglich ist, finden Beratungen aktuell auf digitalem und telefonischem Wege statt. Bei Kindeswohlgefährdung sei der persönliche Kontakt aber weiterhin unausweichlich.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamts ist der persönliche Kontakt ein wichtiger Grundpfeiler ihrer täglichen Arbeit. Angesichts der Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie ist dieser allerdings aktuell nur sehr eingeschränkt möglich. Darauf hat sich das Jugendamt in Frankfurt nun bei seinen Arbeitsabläufen eingestellt. „Etwa ein Drittel“ der rund 700 für Jugendhilfe zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den sieben Sozialrathäusern und zwei Besonderen Diensten würden täglich vor Ort arbeiten, so Michael Krause, Leiter des Fachbereiches Jugend. Beschäftigte aus anderen Bereichen erledigten ihre Arbeit momentan im Homeoffice mit mitgenommenen Unterlagen und über Mail oder Telefon. Allerdings falle auch ein Teil der Beschäftigten aus, um sich um Kinder und Familienangehörige zu kümmern. „Wir funktionieren, nur anders“, sagt Krause. Das mache manches schwerer, aber nicht unmöglich. „Unsere Dienste sind voll in Betrieb.“ Anstelle eines persönlichen Gespräches mit Klientinnen und Klienten würden nun häufiger Telefonate stattfinden.

Nanine Delmas, die seit Dezember 2019 als Leiterin des Jugend- und Sozialamtes tätig ist, erklärt, dass man den Außendienst heruntergefahren habe, aber nicht völlig aussetzen werde. Um weiterhin Leistungen und Hilfen anbieten zu können, würden die Beschäftigten eng mit den Trägern der freien Jugendhilfe kooperieren. Der vollständige Verzicht auf persönliche Besuche sei den Bediensteten der Behörde allerdings nicht möglich. „Es gibt Fälle, in denen müssen wir die Wohnung und das Umfeld sehen. Und natürlich führen wir weiter Inobhutnahmen durch“, so Delmas. Wenn Hinweise auf Gefährdung des Kindeswohls im häuslichen Umfeld eingingen, sei persönlicher Kontakt erforderlich. Für diese Besuche stehe den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Mundschutz, Handschuhe und Desinfektionsmittel zur Verfügung. Die Amtsleiterin erläutert allerdings auch, dass sich die Aufgaben des Jugendamtes in zwei Sparten gliedern, die auf „Freiwilligkeit geht vor Zwang“ basieren. Einerseits übe das Jugendamt eine Wächterfunktion aus und müsse tätig werden, wenn das Kindeswohl gefährdet sei, andererseits basiere es auf einem Sortiment freiwilliger Hilfen, „um schwierige Situationen in Familien bewältigen zu können.“ Aktuell sei es schwer, sich um beide Bereiche zu kümmern, so Delmas.

Noch kein Anstieg von Kinderschutzmeldungen feststellbar

Bisher habe das Jugendamt seit Beginn der Beschränkungen keinen signifikanten Anstieg der Kinderschutzmeldungen feststellen können. Als Grund nennt das Amt, dass schließlich weiterhin die Möglichkeit bestehe, als Nachbarinnen und Nachbarn Auffälligkeiten zu melden und Kontakt zu Beschäftigten der Kinder- und Jugendarbeit sowie zu Beratungsstellen aufzunehmen. Mit virtuellen Angeboten pflege man zudem weiterhin den Kontakt mit jungen Menschen sowie deren Familien. „Es ist ja nicht so, dass die sozialen Netze aufgehört haben zu existieren“, sagt Krause. Die jeweiligen Verantwortlichen, auch von anderen Einrichtungen, würden weiterhin Veränderungen im Verhalten von Kindern und Jugendlichen registrieren oder Hinweise auf Auffälligkeiten im Umfeld der Familien aufnehmen. „Über diesen Weg versuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes, die Schließung von Schulen und Kindertageseinrichtungen zu kompensieren. Denn die Hinweise von Lehrkräften oder Erzieherinnen und Erziehern fallen aktuell weg“, so Delmas. Sie schließe „eine gewisse Verdichtung“ zum Ende der Krise deshalb nicht aus. „Wenn die Rahmenbedingungen für eine Familie schwieriger werden, hat das oft Auswirkungen auf das Familienklima und somit kann sich dies in Erziehungsproblemen bemerkbar machen.“ Dafür biete das Jugendamt bereits jetzt ein „umfangreiches Set an Hilfen“ mit digitalen Mitteln an.

Auch Frauendezernentin Rosemarie Heilig hatte sich bereits vor einigen Wochen zu einem möglichen Anstieg der häuslichen Gewalt während der Corona-Pandemie geäußert: „Für viele Familien und Paare beschränkt sich das Leben zurzeit auf den privaten Bereich. Erfahrungen aus China zeigen, dass die Gefahr häuslicher Gewalt in dieser Krisenzeit wächst“, so Heilig. Auch dort gelte, dass die Aufmerksamkeit und Zivilcourage von Nachbarinnen und Nachbarn gefragt sei.

Das Kinderschutztelefon ist unter der Nummer 0800 2010111 montags bis freitags von 8 bis 23 Uhr und am Wochenende ab 10 Uhr erreichbar. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten bei Familienproblemen und nehmen außerdem Hinweise über vernachlässigte Kinder entgegen. In akuten Fällen sollten Zeuginnen und Zeugen direkt die Polizei kontaktieren.
 
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15. April 2020, 12.03 Uhr
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