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Corona-Hilfe für Drogengebrauchende

Drogenhilfe: Stadt beschließt Notfallpaket

Die Stadt Frankfurt hat ein Maßnahmenpaket für Drogengebrauchende beschlossen: Ab Januar sollen zusätzliche Schlafplätze finanziert und Betroffene auch ohne Krankenversicherung substituiert werden. Die Maßnahmen gelten zunächst für sechs Monate.
Ein Notfallpaket der Stadt soll Drogengebrauchenden im Bahnhofsviertel kurzfristig helfen und einem Anstieg der Corona-Infektionen vorbeugen. Das teilten Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Bündnis 90/Die Grünen) und Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) am Donnerstag mit. Eine wichtige Neuerung des Maßnahmenpaketes ist es, Drogengebrauchenden den Zugang zu medizinischer Versorgung zu erleichtern. So sollen ab Januar beispielsweise auch Drogengebrauchende ohne Krankenversicherung behandelt und substituiert werden können. Zudem steht ihnen zweimal die Woche eine neu eingerichtete psychiatrische Sprechstunde zur Verfügung. Das sei eine grundlegende und wichtige Neuerung, heißt es aus dem Sozialdezernat.

Auch Jürgen Klee von La Strada, dem Drogenhilfezentrum der Aidshilfe Frankfurt, begrüßt die neuen Maßnahmen, die ab Januar 2021 gelten sollen. „Wir brauchen medizinische Hilfe, menschenwürdige Unterkünfte und Aufenthaltsmöglichkeiten, sagte Klee. So sollen künftig auch die Konsumräume im Bahnhofsviertel rund um die Uhr zugänglich sein. Der Konsumraum in der Niddastraße verlängert seine Öffnungszeiten dafür bis 24 Uhr, ab Mitternacht bis sechs Uhr am Morgen übernimmt dann der Konsumraum in der Elbestraße. Außerdem wird das Nachtcafé in der Moselstraße ab dem ersten Weihnachtsfeiertag auch tagsüber sowie an Wochenenden und Feiertagen geöffnet sein.

Durch die Corona-Maßnahmen waren die Kapazitäten der Konsumräume eingeschränkt worden, sodass weniger Menschen gleichzeitig die Räumlichkeiten nutzen konnten. Mit den verlängerten Öffnungszeiten sollen jetzt wieder mehr Drogengebrauchende die Möglichkeit haben, unter hygienischen Bedingungen statt auf der Straße zu konsumieren.

Die Coronapandemie hätte gezeigt, wie wichtig es ist, dass sich schnell etwas ändert, so das Sozialdezernat. Bisher habe dafür immer das Geld gefehlt. Weil durch die Pandemie in diesem Jahr einiges ausfallen musste, sei jetzt aber Geld für schnelle Hilfsmaßnahmen vorhanden. Die Drogenhilfeeinrichtungen in Frankfurt hatten schon lange auf eine Lösung für die Situation der Drogengebrauchenden im Bahnhofsviertel gepocht. „Es ist traurig, dass es dafür erst bis zur Pandemie kommen musste, aber gut, dass das Maßnahmenpaket jetzt kommt“, sagte Jürgen Klee gegenüber dem JOURNAL FRANKFURT.

Neben dem Aufenthalt in den Konsumräumen soll jetzt auch die Unterbringung von wohnungslosen Drogengebrauchenden sichergestellt werden. Das Sozialdezernat will in den kommenden sechs Monaten 280 000 Euro in einem Notfallfonds bereitstellen, um zusätzliche Schlafplätze für Drogengebrauchende zu schaffen, die keinen Anspruch auf Sozialhilfe haben. „Ich bin froh, dass wir nun den Drogenabhängigen, die während der Pandemie besonders gefährdet sind, zusätzliche Unterkünfte anbieten können. Bisher waren uns rechtlich die Hände gebunden“, sagte Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld am Donnerstag.

„Von der Pappe ins Bett und vom Bett ins Zimmer“, beschreibt Jürgen Klee diesen Plan. Denn Drogengebrauchende, die zurzeit in Drogenhilfeeinrichtungen unterkommen und stabil sind, sollen die Möglichkeit auf ein eigenes Zimmer der Zentralen Vermittlung von Unterkünften (ZVU) bekommen. So könnten in den Hilfeeinrichtungen neue Bewohner:innen von der Straße nachrücken. Jürgen Klee sieht darin allerdings auch einige Schwierigkeiten: „Viele dieser Menschen leben schon sehr lange im Bahnhofsviertel und wollen deshalb oft nicht mehr aus dem Viertel raus“, so Klee. „Unsere große Aufgabe ist deshalb jetzt, die Leute zu unterstützen und zu motivieren, ein Zimmer der ZVU anzunehmen und mit ihnen Perspektiven zu finden.“

Das Notfallpaket der Stadt gilt ab Januar zunächst für sechs Monate. Dann soll neu entschieden werden. Bestrebungen, die Maßnahmen weiterzuführen, gebe es durchaus, so das Sozialdezernat. Dafür müsse man aber erstmal auf die Erfahrungen aus den ersten sechs Monaten und die Entwicklung der Pandemie schauen, und sich dann erneut Gedanken über die Finanzierung machen.
 
Fotogalerie:
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18. Dezember 2020, 13.00 Uhr
Laura Oehl
 
 
 
 
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