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Bonames: Mangelhafte Zustände
Krätze-Ausbruch in Flüchtlingsunterkunft
In einer Flüchtlingsunterkunft in Bonames sind laut Sozialdezernat und Gesundheitsamt elf Familien an Krätze erkrankt. Die Betroffenen werden ärztlich betreut, die mangelhaften Zustände in der Einrichtung am Alten Flugplatz werfen jedoch Fragen auf.
In einer Flüchtlingsunterkunft am Alten Flughafen Bonames sind gleich mehrere Familien an Krätze (Skabies) erkrankt. Das teilte das Sozialdezernat von Daniela Birkenfeld (CDU) am Donnerstagnachmittag mit. In der Unterkunft, die aus mehreren Wohncontainern besteht und insgesamt 333 Menschen beherbergt, darunter 189 Kinder, seien demnach bereits seit Oktober 2019 Fälle der Krankheit aufgetreten. Erfahren habe man dies im Sozialdezernat jedoch erst kürzlich durch eine Anfrage des Hessischen Rundfunks. Betrieben wird die Geflüchtetenunterkunft vom Diakonischen Werk für Frankfurt und Offenbach, dieses habe dem Dezernat auf Anfrage zunächst mitgeteilt, es seien zwei bis drei Familien betroffen. Das Gesundheitsamt habe inzwischen jedoch feststellen können, dass insgesamt elf Familien und damit mindestens 50 Personen betroffen sind. Die Familien werden nun ärztlich betreut.
Skabies bezeichnet eine durch die Skabiesmilbe verursachte ansteckende Hautkrankheit, die insbesondere in Umgebungen auftritt, in denen viele Menschen auf engem Raum und unter schlechten hygienischen Bedingungen zusammenleben. Die Milben graben sich in die obere Hautschicht des Menschen ein und legen dort Eier, aber auch ihren Kot ab. Typische Symptome sind starker Juckreiz und eine gerötete, schuppige Haut.
Strom- und Warmwasserversorgung mangelhaft
Bereits am Mittwoch vergangener Woche hatten zahlreiche der in der Unterkunft untergebrachten Menschen gegen die Lebensbedingungen in den Wohncontainern demonstriert. Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld bestätigte dem JOURNAL FRANKFURT, dass die Strom- sowie die Warmwasserversorgung vor Ort bereits seit geraumer Zeit Probleme bereiteten. Ein zentrales Problem sei beispielsweise, dass der Strom in der Geflüchtetenunterkunft mittels eines Trafos gestützt werden müsse; die Verwendung elektrischer Geräte müsse daher aus Sicherheitsgründen beschränkt werden. Einige Bewohnerinnen und Bewohner hätten jedoch zusätzliche Geräte wie Herde angeschlossen, was das ohnehin fragile System zusätzlich belaste.
Zudem fehle es an Waschmaschinen, es regne an einigen Stellen herein und die Wohntemperaturen von bis zu 30 Grad Celsius seien ausgesprochen hoch. Die Dezernentin betont jedoch, dass all diese bekannten Probleme bereits seit dem Sommer des vergangenen Jahres mit Sanierungsarbeiten angegangen würden. Insgesamt habe die Stadt Frankfurt seit 2019 335 000 Euro in Renovierungsarbeiten investiert. Aktuell arbeite ein Installateur „mit Hochdruck an der Ursachenforschung“ bezüglich des Warmwasserproblems, das trotz des bereits erfolgten Einbaus von leistungsstärkeren und größeren Boilern bestünde.
Birkenfeld: „Betreiber kommt Verantwortung nicht nach“
Die Ausbreitung der Krätze jedoch hätte von der Einrichtungsleitung vor Ort rechtzeitig gemeldet werden müssen, betont die Dezernentin. Dass diese Meldung versäumt und das eigentliche Ausmaß sowie das Ansteckungsrisiko nicht erkannt wurden, sei „nicht hinnehmbar“, so Birkenfeld. Sie forderte daher am Donnerstag personelle Konsequenzen seitens des Diakonischen Werks. „Der Betreiber muss umgehend von Problemen berichten. Ich habe Bilder von offenen Steckdosen gesehen – so etwas muss uns angezeigt werden. Im vergangenen Jahr ist ein Kind in einer Kita an einem Stromschlag gestorben. Da frage ich mich, was noch passieren muss, damit der Betreiber seiner Verantwortung nachkommt.“
„Vorzeige-Einrichtung“ wird weiter saniert
Trotz der aktuellen Situation sowie der grundsätzlichen Enge und zahlreicher baulicher Mängel, ist die Sozialdezernentin nach wie vor überzeugt von der Unterkunft am Alten Flughafen Bonames, die lange Zeit als Vorzeige-Einrichtung galt. „Als die Einrichtung in Betrieb genommen wurde, gab es keine Alternative. Wir mussten Tausende Menschen unterbringen und suchen noch immer händeringend nach Grundstücken“, so Birkenfeld. „Der große Vorteil der Unterkunft in Bonames ist die grüne Umgebung. Dort können die Kinder raus. Das ist bei den Einrichtungen im Bahnhofsviertel oder in Gewerbegebieten, in denen den ganzen Tag Laster unterwegs sind, nicht gegeben.“ Zudem sei die Unterkunft in Bonames die einzige in Frankfurt mit eigenen Koch- und Sanitärbereichen in den jeweiligen Wohneinheiten. Insbesondere in den Hotels, die teils zur Unterbringung von Geflüchteten, aber auch Wohnungslosen genutzt werden, gebe es gar keine Möglichkeiten, zu kochen. In den meisten Einrichtungen müssten die Sanitäranlagen gemeinschaftlich genutzt werden.
Die Situation innerhalb der Familien habe sich seit Unterbringung durch weiteren Nachwuchs teils enorm verändert. Die Familien seien gewachsen, die Verhältnisse entsprechend schwieriger und beengter geworden. Man sei bemüht, möglichst vielen Familien einen Umzug zu ermöglichen, der große Mangel an (Sozial-) Wohnungen – Tausende Menschen stünden derzeit auf Wartelisten – erschwere dies jedoch zusätzlich. Insgesamt habe man bereits 100 Menschen verlegen können, im Sommer werde man weitere Wohnungen zur Verfügung stehen haben. Bis dahin versuche man, die Situation vor Ort mit weiteren Sanierungsmaßnahmen zu verbessern. Am kommenden Montag werden weitere Gespräche stattfinden.
Skabies bezeichnet eine durch die Skabiesmilbe verursachte ansteckende Hautkrankheit, die insbesondere in Umgebungen auftritt, in denen viele Menschen auf engem Raum und unter schlechten hygienischen Bedingungen zusammenleben. Die Milben graben sich in die obere Hautschicht des Menschen ein und legen dort Eier, aber auch ihren Kot ab. Typische Symptome sind starker Juckreiz und eine gerötete, schuppige Haut.
Strom- und Warmwasserversorgung mangelhaft
Bereits am Mittwoch vergangener Woche hatten zahlreiche der in der Unterkunft untergebrachten Menschen gegen die Lebensbedingungen in den Wohncontainern demonstriert. Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld bestätigte dem JOURNAL FRANKFURT, dass die Strom- sowie die Warmwasserversorgung vor Ort bereits seit geraumer Zeit Probleme bereiteten. Ein zentrales Problem sei beispielsweise, dass der Strom in der Geflüchtetenunterkunft mittels eines Trafos gestützt werden müsse; die Verwendung elektrischer Geräte müsse daher aus Sicherheitsgründen beschränkt werden. Einige Bewohnerinnen und Bewohner hätten jedoch zusätzliche Geräte wie Herde angeschlossen, was das ohnehin fragile System zusätzlich belaste.
Zudem fehle es an Waschmaschinen, es regne an einigen Stellen herein und die Wohntemperaturen von bis zu 30 Grad Celsius seien ausgesprochen hoch. Die Dezernentin betont jedoch, dass all diese bekannten Probleme bereits seit dem Sommer des vergangenen Jahres mit Sanierungsarbeiten angegangen würden. Insgesamt habe die Stadt Frankfurt seit 2019 335 000 Euro in Renovierungsarbeiten investiert. Aktuell arbeite ein Installateur „mit Hochdruck an der Ursachenforschung“ bezüglich des Warmwasserproblems, das trotz des bereits erfolgten Einbaus von leistungsstärkeren und größeren Boilern bestünde.
Birkenfeld: „Betreiber kommt Verantwortung nicht nach“
Die Ausbreitung der Krätze jedoch hätte von der Einrichtungsleitung vor Ort rechtzeitig gemeldet werden müssen, betont die Dezernentin. Dass diese Meldung versäumt und das eigentliche Ausmaß sowie das Ansteckungsrisiko nicht erkannt wurden, sei „nicht hinnehmbar“, so Birkenfeld. Sie forderte daher am Donnerstag personelle Konsequenzen seitens des Diakonischen Werks. „Der Betreiber muss umgehend von Problemen berichten. Ich habe Bilder von offenen Steckdosen gesehen – so etwas muss uns angezeigt werden. Im vergangenen Jahr ist ein Kind in einer Kita an einem Stromschlag gestorben. Da frage ich mich, was noch passieren muss, damit der Betreiber seiner Verantwortung nachkommt.“
„Vorzeige-Einrichtung“ wird weiter saniert
Trotz der aktuellen Situation sowie der grundsätzlichen Enge und zahlreicher baulicher Mängel, ist die Sozialdezernentin nach wie vor überzeugt von der Unterkunft am Alten Flughafen Bonames, die lange Zeit als Vorzeige-Einrichtung galt. „Als die Einrichtung in Betrieb genommen wurde, gab es keine Alternative. Wir mussten Tausende Menschen unterbringen und suchen noch immer händeringend nach Grundstücken“, so Birkenfeld. „Der große Vorteil der Unterkunft in Bonames ist die grüne Umgebung. Dort können die Kinder raus. Das ist bei den Einrichtungen im Bahnhofsviertel oder in Gewerbegebieten, in denen den ganzen Tag Laster unterwegs sind, nicht gegeben.“ Zudem sei die Unterkunft in Bonames die einzige in Frankfurt mit eigenen Koch- und Sanitärbereichen in den jeweiligen Wohneinheiten. Insbesondere in den Hotels, die teils zur Unterbringung von Geflüchteten, aber auch Wohnungslosen genutzt werden, gebe es gar keine Möglichkeiten, zu kochen. In den meisten Einrichtungen müssten die Sanitäranlagen gemeinschaftlich genutzt werden.
Die Situation innerhalb der Familien habe sich seit Unterbringung durch weiteren Nachwuchs teils enorm verändert. Die Familien seien gewachsen, die Verhältnisse entsprechend schwieriger und beengter geworden. Man sei bemüht, möglichst vielen Familien einen Umzug zu ermöglichen, der große Mangel an (Sozial-) Wohnungen – Tausende Menschen stünden derzeit auf Wartelisten – erschwere dies jedoch zusätzlich. Insgesamt habe man bereits 100 Menschen verlegen können, im Sommer werde man weitere Wohnungen zur Verfügung stehen haben. Bis dahin versuche man, die Situation vor Ort mit weiteren Sanierungsmaßnahmen zu verbessern. Am kommenden Montag werden weitere Gespräche stattfinden.
19. Juni 2020, 10.27 Uhr
Ronja Merkel
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