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Besuche von KZ-Gedenkstätten
„Vorstellbare Realität in all ihrer Unvorstellbarkeit“
Die Kommunale Ausländerinnen- und Ausländervertretung (KAV) hat einen Antrag gestellt, um den Besuch von KZ-Gedenkstätten als verpflichtenden Bestandteil des Lehrplans einzuführen. Damit soll gewährleistet werden, dass die Verbrechen des NS-Zeit nicht in Vergessenheit geraten.
Die Kommunale Ausländerinnen- und Ausländervertretung (KAV) setzt sich schon lange gegen Antisemitismus ein. Jumas Medoff, Vorsitzender der KAV, erachtet es als ausgesprochen wichtig, dass sich gerade Schülerinnen und Schüler weiterhin mit den Verbrechen des Nationalsozialismus beschäftigen. „Das Dritte Reich steht nur noch sehr verkürzt auf dem Lehrplan“, kritisiert Medoff. „Das Thema verblasst, da nur noch trockene Zahlen vermittelt werden. Ich mache mir Sorgen, dass die Menschen mit diesem Teil der Geschichte nichts mehr verbinden.“ KAV hat daher einen Antrag gestellt, um den Besuch von KZ-Gedenkstätten als verpflichtenden Bestandteil des Lehrplans einzuführen.
Inwiefern das Thema tatsächlich im Unterricht behandelt wird und ob es überhaupt die Möglichkeit gibt, eine KZ-Gedenkstätte zu besuchen, hänge stark von der Schulform ab, so Medoff. An Gymnasien werde der Holocaust noch ausführlicher besprochen, auch Fahrten zu KZ-Gedenkstätten fänden häufiger statt. Für Real-, Haupt-, und Berufsschulen gelte das jedoch nicht. „Die jungen Menschen sind nicht mehr sensibilisiert“, sorgt sich Medoff. Um das die Zeit zu begreifen und daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen, brauche es eine Erfahrung, welche über die Theorie hinausgehe.
Auch der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker (CDU) unterstützt das Anliegen der KAV: „Ich unterstütze den Vorschlag der KAV, weil ich davon überzeugt bin, dass der persönliche Besuch einer KZ-Gedenkstätte die Dimension und Kaltblütigkeit des industriell organisierten Massenmordes in einer Weise erfahrbar macht, wie dies kein Geschichtsbuch vermitteln kann. Aus Erzählungen werden Orte und aus Geschichten wird vorstellbare Realität in all ihrer Unvorstellbarkeit.“
Für eine echte Auseinandersetzung bedürfe es neben dem Besuch einer großen Gedenkstätte vor allem einen emotionalen Zugang, führt Uwe Becker aus: „Wenn junge Menschen die Orte des von den Nationalsozialisten verübten Massenmordes besuchen, erleben sie die Dimension der begangenen Verbrechen an den Orten der Taten. Aus der eher abstrakten Vermittlung des Nationalsozialismus in der Schule wird ein emotionaler Zugang und sorgt für eine deutlich intensivere Beschäftigung mit dem dunkelsten Kapitel der Deutschen Geschichte. Natürlich gehört eine entsprechende Vor- und Nachbereitung in der Schule zu einem solchen Besuch.“
Warum Fahrten zu KZ-Gedenkstätten nicht für alle Schulformen vorgesehen sind, ist für Jumas Medoff nicht nachvollziehbar: „Oftmals wird von den Schulen angegeben, es seien keine Gelder da, aber das ist nicht korrekt. Vielleicht ist das Lehrpersonal überfordert oder es sind nicht genügend Kapazitäten verfügbar, aber dafür würde es Lösungen geben.“ Medoff hält es für wichtig, diese Fahrten verpflichtend einzuführen, auch um zu verhindern, dass Eltern ihren Kindern eine Teilnahme verbieten können. „Wir wollen nicht zulassen, dass Autoritätspersonen solche Fahrten verhindern können. Mittlerweile ist die Hemmschwelle gesunken, den Holocaust zu leugnen und Kindern eine Auseinandersetzung mit der Thematik zu verbieten“, erklärt Medoff. So bestünde die Gefahr, dass Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft zunehmen könnten.
Unter anderem wurde in der Vergangenheit bereits eine Reise mit Jugendbetreuerinnen und -betreuern muslimischer Verbände nach Israel unternommen, mit dem Ziel, Vorurteile abzubauen. Der Antrag der KAV wurde in der Stadtverordnetenversammlung bislang noch nicht entschieden. Zusätzlich hat die KAV eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen. Die gesammelten Unterschriften sollen beim Kultusministerium eingereicht werden. „Wir haben neben den Unterschriften auch prominente Unterstützung“, sagt Medoff. „Wir hoffen, dass man zumindest darüber sprechen kann, welche Möglichkeiten es gibt, eine solche Fahrt in den Lehrplan aufzunehmen.“
Inwiefern das Thema tatsächlich im Unterricht behandelt wird und ob es überhaupt die Möglichkeit gibt, eine KZ-Gedenkstätte zu besuchen, hänge stark von der Schulform ab, so Medoff. An Gymnasien werde der Holocaust noch ausführlicher besprochen, auch Fahrten zu KZ-Gedenkstätten fänden häufiger statt. Für Real-, Haupt-, und Berufsschulen gelte das jedoch nicht. „Die jungen Menschen sind nicht mehr sensibilisiert“, sorgt sich Medoff. Um das die Zeit zu begreifen und daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen, brauche es eine Erfahrung, welche über die Theorie hinausgehe.
Auch der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker (CDU) unterstützt das Anliegen der KAV: „Ich unterstütze den Vorschlag der KAV, weil ich davon überzeugt bin, dass der persönliche Besuch einer KZ-Gedenkstätte die Dimension und Kaltblütigkeit des industriell organisierten Massenmordes in einer Weise erfahrbar macht, wie dies kein Geschichtsbuch vermitteln kann. Aus Erzählungen werden Orte und aus Geschichten wird vorstellbare Realität in all ihrer Unvorstellbarkeit.“
Für eine echte Auseinandersetzung bedürfe es neben dem Besuch einer großen Gedenkstätte vor allem einen emotionalen Zugang, führt Uwe Becker aus: „Wenn junge Menschen die Orte des von den Nationalsozialisten verübten Massenmordes besuchen, erleben sie die Dimension der begangenen Verbrechen an den Orten der Taten. Aus der eher abstrakten Vermittlung des Nationalsozialismus in der Schule wird ein emotionaler Zugang und sorgt für eine deutlich intensivere Beschäftigung mit dem dunkelsten Kapitel der Deutschen Geschichte. Natürlich gehört eine entsprechende Vor- und Nachbereitung in der Schule zu einem solchen Besuch.“
Warum Fahrten zu KZ-Gedenkstätten nicht für alle Schulformen vorgesehen sind, ist für Jumas Medoff nicht nachvollziehbar: „Oftmals wird von den Schulen angegeben, es seien keine Gelder da, aber das ist nicht korrekt. Vielleicht ist das Lehrpersonal überfordert oder es sind nicht genügend Kapazitäten verfügbar, aber dafür würde es Lösungen geben.“ Medoff hält es für wichtig, diese Fahrten verpflichtend einzuführen, auch um zu verhindern, dass Eltern ihren Kindern eine Teilnahme verbieten können. „Wir wollen nicht zulassen, dass Autoritätspersonen solche Fahrten verhindern können. Mittlerweile ist die Hemmschwelle gesunken, den Holocaust zu leugnen und Kindern eine Auseinandersetzung mit der Thematik zu verbieten“, erklärt Medoff. So bestünde die Gefahr, dass Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft zunehmen könnten.
Unter anderem wurde in der Vergangenheit bereits eine Reise mit Jugendbetreuerinnen und -betreuern muslimischer Verbände nach Israel unternommen, mit dem Ziel, Vorurteile abzubauen. Der Antrag der KAV wurde in der Stadtverordnetenversammlung bislang noch nicht entschieden. Zusätzlich hat die KAV eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen. Die gesammelten Unterschriften sollen beim Kultusministerium eingereicht werden. „Wir haben neben den Unterschriften auch prominente Unterstützung“, sagt Medoff. „Wir hoffen, dass man zumindest darüber sprechen kann, welche Möglichkeiten es gibt, eine solche Fahrt in den Lehrplan aufzunehmen.“
2. September 2019, 11.11 Uhr
rip
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23. November 2024
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