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Foto: VCI/Thomas Koculak
Foto: VCI/Thomas Koculak

Besuch beim Verband der Chemischen Industrie (VCI)

Ein Gebäude mit der richtigen Chemie

Zwischen Bahnhofs- und Bankenviertel sitzt der Verband der Chemischen Industrie. In seinem Gebäude zeigt sich, was aus einem 50er-Jahre-Haus werden kann, wenn man es fachgerecht modernisiert.
Die Flure sind licht und hell, die Büros modern, kleine Lounges laden zum Verweilen ein. Ganz oben, in der Kantine, eröffnet sich ein weiter Blick auf die Mainzer Landstraße, auf die Hochhäuser, auf die Stadt. Man ist stolz beim Verband der Chemischen Industrie (VCI) auf dieses Gebäude, das so neu wirkt – tatsächlich aber eine lange Geschichte mitbringt.



Blick aus der Kantine des VCI.

Johann-Peter Nickel ist VCI-Geschäftsführer für Wirtschaft, Finanzen und IT. Das beschreibt aber nur ungenügend, womit er sich in den Jahren der Sanierung des Gebäudes eben auch beschäftigt hat: Ideen für die Gestaltung der Räume, Gespräche mit Architekten und Handwerkern und nicht zuletzt: Genehmigungen bei der Stadt. Die Baustelleneinrichtung war komplex, denn Platz gibt es hier, am westlichen Ausläufer des Bahnhofsviertels, kaum.


VCI-Geschäftsführer Johann-Peter Nickel.

"Um einen Kran aufstellen zu dürfen, mussten wir bei 29 verschiedenen Stellen um Erlaubnis bitten", erinnert sich Herr Nickel. Das lag unter anderem daran, dass für den Lastenträger ein Teil der Straße gesperrt werden musste, es musste gegraben werden – und damit auf Datenleitungen Rücksicht genommen werden, auf Wasserrohre und Abwasserkanäle, die Baustelle musste abgesichert, eine Behelfsampel aufgestellt werden, der Kampfmittelräumdienst forschte nach Blindgängern. Kurzum: "Als der Kran schließlich stand, waren wir alle erleichtert."



Zwei Jahre, von 2014 bis 2015, dauerte die Sanierung. Sie war dringend notwendig geworden. Der ältere der beiden Gebäudeteile, der 1954 eröffnet wurde, war in den 70ern schon einmal modernisiert worden – weit entfernt von heutigen Maßstäben. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit waren damals noch Worte aus der Zukunft. Der Vergangenheit wiederum war geschuldet, dass der VCI seinen Sitz in Frankfurt bekam. Hier war er im Jahre 1877 zwar auch gegründet worden – als "Verein zur Wahrung der Interessen der Chemischen Industrie Deutschlands". Doch als Sitz der Lobbyisten wurde damals Berlin festgelegt, was logisch erschien angesichts der Nähe zum Politikbetrieb. Unter den Nationalsozialisten wurde der Verband im Rahmen der Gleichschaltpolitik zwangsaufgelöst und durch die "Wirtschaftsgruppe chemische Industrie" ersetzt.



Und nach dem Krieg? Wurde der VCI im Jahre 1950 in seiner heutigen Form neu gegründet. Das westdeutsche Frankfurt bot sich aufgrund seiner zentralen Lage als Sitz der Geschäftsführung an – der Weg nach Höchst war ohnehin kurz, der zu anderen Chemieunternehmen entlang des Rheins auch.

Heute vertritt der Verband gut 1700 Mitglieder. Sie erwirtschaften 90 Prozent des Umsatzes der chemisch-pharmazeutischen Industrie – in Zahlen sind das fast 200 Milliarden Euro. Wie wichtig die chemische Industrie im Alltag ist, gerate oft aus dem Blick, meint Johann-Peter Nickel. "Dabei ist sie allgegenwärtig – von dem Smartphone, das Sie nutzen, über Ihre Kleidung bis hin zur Farbe an den Wänden." Der Verband hat also heutzutage nicht nur die Aufgabe, die politischen Prozesse in Berlin oder Brüssel genau zu beobachten – sondern auch die Unternehmen zu informieren in Fragen des Umweltschutzes oder der Digitalisierung – oder den Ruf der chemischen Industrie in der breiten Bevölkerung zu verbessern.

"Es war unser Ziel, unsere Werte der Nachhaltigkeit auch bei der Sanierung dieses Gebäudes im Blick zu behalten", sagt Herr Nickel. Die Fassade, in den 70er-Jahren mit Aluminium verkleidet – ein energetischer Alptraum – wurde wieder dem ursprünglichen steinernen Antlitz angepasst. Auch das Flugdach, das dem Gebäude einst eine gewisse Eleganz gab, wurde wieder zitiert – das Kasino auf dem Dach entstand völlig neu, so dass auch diese architektonische Finesse wieder zur Geltung kam. Die Fassade hat nun gewissermaßen eine äußere und eine innere Ebene. Die meisten Etagen mussten vollständig entkernt werden, die über 100 Mitarbeiter zogen vorübergehend ins Haus der Komödie am Willy-Brandt-Platz.

Den größten Teil des sanierten Gebäudes belegt der Verband oder ihm angeschlossene Fachverbände, die sich um Spezialgebiete wie die Kunststoffindustrie oder Farben und Lacke kümmern. Der VCI vermietet also unter, steht aber auch branchenfremden Nutzern offen gegenüber.

Der Wiedereinzug war für altgediente VCI-Kollegen zum Teil überraschend. Früher führten lange, schlichte Flure durch die Stockwerke, an die die Büros angrenzten. Nun wirkt alles viel weitläufiger, klarer und der Zukunft zugewandt. Von außen hingegen ähnelt das Gebäude wieder mehr seinen Anfängen aus den 50er-Jahren. "Im Prinzip sind nur die Außenmauern und das Tragwerk geblieben. Selbst das alte Dach musste weichen."



Einen zweistelligen Millionenbetrag hat der Verband investiert – am Ende wurde alles noch ein bisschen teurer als gedacht, denn im Kern des Gebäudes verbarg sich Asbest. Nun ist aber alles fachgerecht saniert. Und Frankfurt ist immer noch zentral gelegen und damit als Standort für das Gros der VCI-Mitglieder ideal.
 
14. Mai 2018, 11.18 Uhr
Nils Bremer
 
 
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