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Bembel & Gebabbel
Wie Kurt Beck einmal die Sängerin Milva traf – und andere Geheimnisse aus Bernd Reisigs Talkshow
In der Lohrbergschänke zeichnet der Manager Bernd Reisig eine frivole Internet-Talkshow mit illustren Gästen auf. Zuletzt kam der SPD-Politiker Kurt Beck und geriet schon vorher ins Milva-Schwärmen. Das kam so.
Um einen guten Blick fürs Ganze zu bekommen, muss man manchmal einen etwas längeren Weg nehmen. So erging es mir, als ich als Sidekick in die Talkshow von Bernd Reisig eingeladen wurde. Und so muss es auch Kurt Beck ergangen sein, als er Anfang Februar von einem Fahrer aus seinem Heimatort in Rheinland-Pfalz abgeholt und auf den Frankfurter Lohrberg gebracht wurde, wo er schließlich vor einer Brotzeit sitzt und zwei Kartons mit Single-Schallplatten durchforstet.
Wie zufällig reicht er seinem Gastgeber Bernd Reisig eine Scheibe von Milva. "Die nehmen wir", meint er. Und erzählt dann, wie die Sängerin einst in Mainz war, "ich wollte unbedingt zum Konzert und konnte dann nicht hin", ein wichtiger Termin kam dazwischen, wie das halt so ist als Spitzenpolitiker. Aber er hatte die Größe, Milva einen Entschuldigungsbrief zu schreiben – und erhielt eine Antwort. "Wir verabredeten uns fürs nächste Konzert in der Nähe und als sie dann in Frankfurt auftrat, habe ich mich danach mit ihr getroffen", meint Kurt Beck. "Ihre Musik hat mir schon immer gefallen, wunderbare Texte auch."
Die Anekdote wird er auch später dann in der Sendung preisgeben, zu deren Konzept gehört, dass die Gäste sich eine Single auswählen. In diesem Fall sitzen mit Beck am Tisch: FFH-Moderator Felix Moese und ein Mann, dessen Namen ich mir einfach nicht merken kann, der aber mal beim Supertalent mit einem Panflötenauftritt gewann und zuletzt in der RTL-Sendung "Adam & Eva" einen Nacktauftritt hatte (kurz mal gegoogelt: er heißt Leo Rojas). Naja und ich sitze zwischen charmanten Menschen an der Bar der Lohrberg-Schänke und warte darauf, gegen Ende der Sendung etwas Werbung fürs Journal machen zu dürfen.
Eine entspannte Zeit also, auch um mir einen Eindruck zu machen von Reisigs Show. Während ich also an einer Cola Light nippe und darüber nachsinne, dass Kurt Beck in der Garderobe gerade noch meinte "NIE was mit Kohlensäure trinken!!!", moderiert sich Reisig durch seine Sendung.
Erstes Fazit: Der Manager kann nicht nur managen, er kann auch moderieren. Seine Sendung wird durch drei Pluspunkte bereichert: Er ist schlagfertig, nimmt kein Blatt vor den Mund und hat ein legendäres Kontaktnetzwerk. Das führt dazu, dass zu seiner Obdachlosenspeisung im Winter meist das halbe schwarz-grüne Kabinett aus Wiesbaden anreist. Oder dass er nun mit dem CDU-Schwergewicht Wolfgang Bosbach eine Talkreihe im Fleming's-Hotel macht – ohne Kameras, nur für zahlende Dinnergäste, am vergangenen Wochenende war die Premiere.
Und es führt eben dazu, dass Kurt Beck freimütig aus seinem Leben erzählt, während um ihn herum Ebbelwei und Bier gekippt wird oder Moderator Felix Moese plötzlich eine Drohne in die Luft bringt (seine zweite große Leidenschaft nach seiner Herzensdame, der Moderatorin Jennifer Knäble, die sich auch unters Publikum gemischt hat an diesem Abend). Am Ende wird dem Vokuhila-Politiker (leider nur noch in Ansätzen erkennbar) noch ein nachträgliches Geburtstagsständchen vom Panflöten-Mann und dem Rest der Schänke zuteil, dazu drückt Reisig fleißig auf einen Tischvernebelungsknopf bis alle drei Gäste beginnen zu husten.
Solche Momente erinnern fast ein bisschen an Talk 2000 mit Christoph Schlingensief minus die Publikums- und Gästebeschimpfung und das Geschrei vielleicht. Bei Bernd Reisig sollen am Ende alle mit einem guten Gefühl den Lohrberg wieder verlassen.
Bleibt die Frage: Wer zahlt das eigentlich alles? Sponsoren. Wer die fertige Sendung schaut, sieht, was gemeint ist. Dass der Hessische Rundfunk seine Talkidee einst ablehnte, hat der Manager überwunden. Zehn Sendungen im Jahr liefert er ab. Am Abend des 6. März wird mit dem Fußballer Ansgar Brinkmann, AOK-Hessen-Chef Detlef Lamm und Ministerin Lucia Puttrich (CDU) aufgezeichnet, danach kommen Fraport-Chef Stefan Schulte, Werner-Schulze-Erdel und Gayle Tufts. So weit, so verrückt – und so wird auch rasch klar, wieso etliche Unternehmen "Bembel & Gebabbel" mittlerweile finanzieren. Es geht gar nicht so sehr darum, wieviele Zuschauer du hast, wenn deine Gäste für sich stehen.
"Mir macht das alles so unglaublich Spaß", meint Bernd Reisig nach der Sendung am Tresen und man nimmt es ihm sofort ab. Es gehe ihm gerade darum, Leute zusammenzubringen, die im ersten Moment nichts miteinander zu tun haben (im zweiten Moment übrigens auch nicht). "Mal im Ernst: So entstehen doch spannende Gespräche",sagt er. Die Leute sollen etwas von solchen Abenden in Erinnerung behalten. Ich weiß, was es bei mir sein wird: Der Moment, wo Kurt Beck in hunderten Single-Schallplatten wühlt und dann wie zufällig eine von Milva herausfischt. Und die Sache mit der Kohlensäure vor Auftritten. Muss ich mir merken.
Die 31. Folge "Bembel & Gebabbel" mit Bernd Reisig, Leo Rojas, Kurt Beck und Felix Moese können Sie hier anschauen.
Wie zufällig reicht er seinem Gastgeber Bernd Reisig eine Scheibe von Milva. "Die nehmen wir", meint er. Und erzählt dann, wie die Sängerin einst in Mainz war, "ich wollte unbedingt zum Konzert und konnte dann nicht hin", ein wichtiger Termin kam dazwischen, wie das halt so ist als Spitzenpolitiker. Aber er hatte die Größe, Milva einen Entschuldigungsbrief zu schreiben – und erhielt eine Antwort. "Wir verabredeten uns fürs nächste Konzert in der Nähe und als sie dann in Frankfurt auftrat, habe ich mich danach mit ihr getroffen", meint Kurt Beck. "Ihre Musik hat mir schon immer gefallen, wunderbare Texte auch."
Die Anekdote wird er auch später dann in der Sendung preisgeben, zu deren Konzept gehört, dass die Gäste sich eine Single auswählen. In diesem Fall sitzen mit Beck am Tisch: FFH-Moderator Felix Moese und ein Mann, dessen Namen ich mir einfach nicht merken kann, der aber mal beim Supertalent mit einem Panflötenauftritt gewann und zuletzt in der RTL-Sendung "Adam & Eva" einen Nacktauftritt hatte (kurz mal gegoogelt: er heißt Leo Rojas). Naja und ich sitze zwischen charmanten Menschen an der Bar der Lohrberg-Schänke und warte darauf, gegen Ende der Sendung etwas Werbung fürs Journal machen zu dürfen.
Eine entspannte Zeit also, auch um mir einen Eindruck zu machen von Reisigs Show. Während ich also an einer Cola Light nippe und darüber nachsinne, dass Kurt Beck in der Garderobe gerade noch meinte "NIE was mit Kohlensäure trinken!!!", moderiert sich Reisig durch seine Sendung.
Erstes Fazit: Der Manager kann nicht nur managen, er kann auch moderieren. Seine Sendung wird durch drei Pluspunkte bereichert: Er ist schlagfertig, nimmt kein Blatt vor den Mund und hat ein legendäres Kontaktnetzwerk. Das führt dazu, dass zu seiner Obdachlosenspeisung im Winter meist das halbe schwarz-grüne Kabinett aus Wiesbaden anreist. Oder dass er nun mit dem CDU-Schwergewicht Wolfgang Bosbach eine Talkreihe im Fleming's-Hotel macht – ohne Kameras, nur für zahlende Dinnergäste, am vergangenen Wochenende war die Premiere.
Und es führt eben dazu, dass Kurt Beck freimütig aus seinem Leben erzählt, während um ihn herum Ebbelwei und Bier gekippt wird oder Moderator Felix Moese plötzlich eine Drohne in die Luft bringt (seine zweite große Leidenschaft nach seiner Herzensdame, der Moderatorin Jennifer Knäble, die sich auch unters Publikum gemischt hat an diesem Abend). Am Ende wird dem Vokuhila-Politiker (leider nur noch in Ansätzen erkennbar) noch ein nachträgliches Geburtstagsständchen vom Panflöten-Mann und dem Rest der Schänke zuteil, dazu drückt Reisig fleißig auf einen Tischvernebelungsknopf bis alle drei Gäste beginnen zu husten.
Solche Momente erinnern fast ein bisschen an Talk 2000 mit Christoph Schlingensief minus die Publikums- und Gästebeschimpfung und das Geschrei vielleicht. Bei Bernd Reisig sollen am Ende alle mit einem guten Gefühl den Lohrberg wieder verlassen.
Bleibt die Frage: Wer zahlt das eigentlich alles? Sponsoren. Wer die fertige Sendung schaut, sieht, was gemeint ist. Dass der Hessische Rundfunk seine Talkidee einst ablehnte, hat der Manager überwunden. Zehn Sendungen im Jahr liefert er ab. Am Abend des 6. März wird mit dem Fußballer Ansgar Brinkmann, AOK-Hessen-Chef Detlef Lamm und Ministerin Lucia Puttrich (CDU) aufgezeichnet, danach kommen Fraport-Chef Stefan Schulte, Werner-Schulze-Erdel und Gayle Tufts. So weit, so verrückt – und so wird auch rasch klar, wieso etliche Unternehmen "Bembel & Gebabbel" mittlerweile finanzieren. Es geht gar nicht so sehr darum, wieviele Zuschauer du hast, wenn deine Gäste für sich stehen.
"Mir macht das alles so unglaublich Spaß", meint Bernd Reisig nach der Sendung am Tresen und man nimmt es ihm sofort ab. Es gehe ihm gerade darum, Leute zusammenzubringen, die im ersten Moment nichts miteinander zu tun haben (im zweiten Moment übrigens auch nicht). "Mal im Ernst: So entstehen doch spannende Gespräche",sagt er. Die Leute sollen etwas von solchen Abenden in Erinnerung behalten. Ich weiß, was es bei mir sein wird: Der Moment, wo Kurt Beck in hunderten Single-Schallplatten wühlt und dann wie zufällig eine von Milva herausfischt. Und die Sache mit der Kohlensäure vor Auftritten. Muss ich mir merken.
Die 31. Folge "Bembel & Gebabbel" mit Bernd Reisig, Leo Rojas, Kurt Beck und Felix Moese können Sie hier anschauen.
5. März 2018, 21.12 Uhr
Nils Bremer
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