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Ana Marija Milkovics Kolumne

Mehr Leidenschaft wagen

Die Frankfurter Kulturpolitik liegt im Argen, findet unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic und hat sich deshalb dazu entschlossen, dem Kulturdezernenten Felix Semmelroth einen Brief zu schreiben.
Lieber Herr Stadtrat, Professor Dr. Semmelroth,

ich war vergangenen Freitag in Zürich im Ballett und habe eine Choreografie von William Forsythe gesehen. Bei dieser Gelegenheit habe ich über die Kulturpolitik in Frankfurt nachgedacht.

Ich war an diesem Abend während des Balletts tief berührt, denn bei allem Ärger über Frankfurts Kulturpolitik hat unsere kleine, durch den Krieg vernarbte Stadt viele Jahre große Kulturpolitik gemacht. Kultur ist, lieber Herr Semmelroth, wenn ich in Zürich in die Oper gehe und ein Stück eines Künstlers aufgeführt wird, der in Frankfurt mit seinem Ballett beheimatet war. So schließt sich ein Kreis und neue Perspektiven eröffnen sich, Entwicklungen auch neu zu betrachten. Ich fühlte an diesem Abend Dankbarkeit, dass mir meine Stadt den Zugang zur Bildung ermöglicht hat. Dafür wird Kulturpolitik gemacht.

Ich kann heute nicht beurteilen, lieber Herr Semmelroth, an welcher Agenda Sie seit Jahren in Ihrem Büro über dem Ikonenmuseum arbeiten. Vielleicht bildet Ihre Agenda nur den Schlussstein einer Anfang 2000 in Frankfurt sich durchsetzenden Kleinbürgerlichkeit. Umso erstaunlicher ist, dass Sie doch gerade zum Ende Ihrer Amtszeit nichts wagen. Zu verlieren haben Sie nichts. Früher, lieber Herr Semmelroth, gehörte es zum guten Ton, dass Kulturschaffende nicht bis zur Rente auf ihrem Platz verharrten. Sie sollten gut genug sein, sich zu verändern, neue Wege auf- und vorzubereiten, die Staffel weiterzugeben und nicht ins eigene kulturelle Grab tragen. So haben es Vitali, Ammann und auch Kittelmann gemacht. Und immer kamen neue Protagonisten, die uns für Kultur begeisterten. Auch internationale Anerkennung erhielt unsere Stadt. Heute aber werden Verträge gerne verlängert, weil es vor allem eines nicht notwendig macht: Kulturpolitik neu zu denken.

William Forsythe aber musste gehen. Ich dachte damals noch, dann kommt ein neuer Choreograf, der unser Interesse für das Ballett entfacht. Nur, nach Forsythe kam niemand Neues, sondern die Stelle wurde beerbt, wie man es gerne macht. Es blieb kein Forsythe Ballett in Frankfurt, dessen Direktor hätte neu bestellt werden können, um das Werk fortzuführen. Ich fand das bei unserer subventionierten Kulturpolitik vollkommen unangebracht und falsch gedacht. Nun ist es Godani, ein ehemaliges Ensemblemitglied, der die Stelle beerbt und alles umgekrempelt hat. Einer, den in Zürich niemand kennt.

Entscheidungen, die nie ins Risiko gehen, sind nett. Und nett ist die kleine Schwester von Monet. Es ist zum Beispiel ziemlich einfach, Monet im Blockbuster durch Städte zu reichen. Es könnten stattdessen auch nur ein Bild gezeigt werden, wenn das Geld für mehr Bilder und Mitarbeiter in der Kultur fehlt. Was will die Kunst, wenn sie keine gegenwärtigen Diskussionen mehr auslöst? Was soll die Moderne dann noch mit uns? Ständig auf Altbewährtes verweisen? Altes Gerümpel vom Forsythe Ballett im MMK zeigen? Wer bitte sehr käme denn auf diese Idee?

Ein Kulturbudget macht noch lange keinen Kultursommer. Lieber Herr Semmelroth, verweigern Sie doch bitte den Schlussstein dieser anhaltend flachen und gefälligen Kulturpolitik, zu der sich immer wieder die gleichen Gesichter in Szene setzen. Lassen Sie es doch bitte doch noch einmal so richtig im Gebälk krachen.

Herzlichst

Ana Marija Milkovic
 
Fotogalerie:
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22. Oktober 2015, 12.06 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
 
 
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