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Alt-Sachsenhausen
Glasverbot statt Sperrstunde?
Unabhängig von den Corona-Beschränkungen steht gerade die Diskussion um eine generelle Sperrstunde in Alt-Sachsenhausen im Raum. Diese könnte von 5 auf 3 Uhr vorverlegt werden. Club- und Gastronomiebetriebe wenden sich nun in einem Offenen Brief an den Magistrat.
Aktuell gilt für die gesamte Frankfurter Gastronomie eine Sperrstunde von 23 bis 6 Uhr. Im Party-Viertel Alt-Sachsenhausen gilt auch unter normalen Bedingungen eine ähnliche Beschränkung: ansässige Gastronomiebetriebe dürfen generell nur bis 5 Uhr geöffnet haben. Seit einigen Wochen wird nun – ganz unabhängig von den coronabedingten Beschränkungen –über ebendiese Sperrstunde in Alt-Sachsenhausen diskutiert. Demnächst, so die Befürchtung zahlreicher Gastronom:innen, müsse man die Läden bereits um 3 Uhr schließen. Ausgelöst wurde die Debatte durch einen Übergriff auf einige Frankfurter Polizeibeamt:innen am 21.September dieses Jahres. Dabei hatten sich Gäste eines Lokals in der Großen Rittergasse dagegen gewehrt, dieses zur Sperrstunde um 5 Uhr zu verlassen.
50 „hochaggressive“ Personen seien damals nach Aussage der Polizei auf die Polizeibeamt:innen losgegangen. Ein 37-jähriger Polizeibeamter sowie eine 24-jährige Beamtin wurden dabei mit Glasflaschen getroffen. Die Frankfurter Polizei trat daraufhin mit Ordnungsdezernent Markus Frank (CDU) ins Gespräch, um eine Vorverlegung der Sperrstunde in Betracht zu ziehen. Ein Sprecher des Ordnungsdezernats hatte vergangene Woche dazu lediglich mitgeteilt, dass man sich aktuell vordergründig mit dem Pandemie-Geschehen beschäftige.
Offener Brief an den Magistrat
Thomas Winterscheid, Betreiber des Tanzlokals Ponyhof in der Klappergasse, hat vor wenigen Wochen eine Initiative ins Leben gerufen, die sich dafür einsetzt, die Sperrstunde, sobald die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder aufgehoben werden, vollständig abzuschaffen. Mit diesem Anliegen hat sich Winterscheid nun gemeinsam mit dem Klapper 33-Betreiber Oliver Thies sowie Jürgen Vieth vom Oberbayern in einem Offenen Brief an die Parteien des Magistrats gewandt. Insgesamt 36 Gastronomiebetriebe in Alt-Sachsenhausen haben den Offenen Brief unterzeichnet und fordern eine Stellungnahme der Verantwortlichen. „Über eine WhatsApp-Gruppe konnte jeder Betrieb, zu dem wir Kontakt aufgenommen haben, mitteilen, ob er für oder gegen die Sperrstunde ist“, erläutert Winterscheid. In dem Schreiben weist die Initiative explizit darauf hin, dass es dabei nicht um die pandemiebedingte, temporäre Sperrstunde gehe, sondern um die reguläre, dauerhafte Sperrstunde, die allgemein im Viertel gelte.
„Kann meinen Laden dicht machen“
Winterscheid sieht das Problem bei der Sperrstunde an sich und nicht bei einer „zu späten“ Sperrstunde. Der Angriff auf die Polizei hätte seiner Ansicht nach genauso auch um 3 Uhr stattfinden können. „Diejenigen, die Krawall machen wollen, werden Krawall machen. Da ist es auch egal, wo und wann“, sagt der Clubbetreiber. Gebe es keine Sperrstunde, würden sich die Besucher:innen von Alt-Sachsenhausen beim Verlassen der Clubs und Bars eher verteilen, und anstatt in einem großen Bündel, tröpfchenweise die Lokalitäten verlassen. Außerdem fügt Winterscheid hinzu: „An der aktuellen Situation kann man ein solches Vorhaben nicht festmachen. Die Stimmung in den vergangenen Wochen war aufgrund der Kontaktbeschränkungen eine ganz andere.“
Für den Ponyhof-Betreiber würden durch die vorgerückte Sperrstunde zwei wichtige Stunden verloren gehen. „Für mich fallen dann 50 Prozent meiner Hauptgeschäftszeit weg. Dann kann ich meinen Laden dicht machen.“ Das könne für ihn im Endeffekt schlimmer als die Pandemie sein, die – anders als die Neuregelung der Sperrstunde – irgendwann vorbeigehe. Trete diese in Kraft, überlege Winterscheid mit seinem Club nach Offenbach umzuziehen, dort gebe es keine generelle Sperrstunde.
Mittlerweile hat sich auch Die FRAKTION, der Zusammenschluss von Die PARTEI, Piratenpartei und Freie Wähler, zu dem Thema geäußert. „Das einzige, was damit nachhaltig werden würde, wäre der Niedergang der alteingesessenen Gastronomien in Ritter- und Klappergasse“, so Thomas Schmitt (Freie Wähler) in einem Schreiben von Dienstag. Die Sperrstunde würde zudem dazu führen, dass „funktionierende Kneipenviertel, wie beispielsweise die Obere Berger Straße“, mit der Zeit und einem stärkeren Zustrom vor den gleichen Problemen stünden wie in Alt-Sachsenhausen.
Glasverbot sinnvoll?
Vielmehr als die Gäste in den Lokalen, würden dem Viertel die Personen schaden, die sich auf den Gassen herumtrieben und mitgebrachten Alkohol, primär in Glasflaschen konsumierten, betont Winterscheid. Deshalb sei man auch für ein grundsätzliches und dauerhaft geltendes Glas- und Alkoholverbot in Alt-Sachsenhausen. Damit sei ein Angriff mit Flaschen auf andere erst gar nicht möglich. „Wir sehen ja auch bei den aktuellen Beschränkungen, dass ein Alkoholverbot funktionieren kann.“ Es sei nicht so, dass man sich aktuell mit dem Thema beschäftigen wolle, man müsse es. „Die Polizei weiß, dass die Leute gerade mit anderen Dingen beschäftigt sind und sprechen es deshalb auch jetzt an.“ Dabei sei gerade die jetzige Situation nicht repräsentativ. Oliver Thies von der Klapper 33 sagt, dass man bereits im November 2018 eine Petition zum Thema Glasverbot auf der Straße an die Stadt weitergegeben hatte. „Eine Antwort haben wir darauf bis heute nicht erhalten“, sagt Thies.
Auch die Betreiberin der Cocktail-Bar Old Fashioned, Diana Haider-Zakrzewski, hält das Glasverbot für sinnvoll und auch sie ist der Meinung, dass die aktuelle Situation keinen guten Vergleich darstelle. „Als der Opernplatz dicht gemacht wurde, kamen die Leute anschließend nach Sachsenhausen. Auch als in Offenbach die Sperrstunde eingeführt wurde, sind die Menschen mit der S-Bahn noch mitten in der Nacht nach Sachsenhausen gefahren. Dadurch konzentrierte sich hier alles noch viel stärker“, so Haider-Zakrzewski. Als Bar betreffe sie die Sperrstunde eher weniger, sie schließe ohnehin meistens gegen 3 Uhr. „Ich finde aber, dass es den Clubs erlaubt sein sollte, länger geöffnet zu haben. Eben auch, damit sich die Gäste zeitlich verstreuen.“
50 „hochaggressive“ Personen seien damals nach Aussage der Polizei auf die Polizeibeamt:innen losgegangen. Ein 37-jähriger Polizeibeamter sowie eine 24-jährige Beamtin wurden dabei mit Glasflaschen getroffen. Die Frankfurter Polizei trat daraufhin mit Ordnungsdezernent Markus Frank (CDU) ins Gespräch, um eine Vorverlegung der Sperrstunde in Betracht zu ziehen. Ein Sprecher des Ordnungsdezernats hatte vergangene Woche dazu lediglich mitgeteilt, dass man sich aktuell vordergründig mit dem Pandemie-Geschehen beschäftige.
Offener Brief an den Magistrat
Thomas Winterscheid, Betreiber des Tanzlokals Ponyhof in der Klappergasse, hat vor wenigen Wochen eine Initiative ins Leben gerufen, die sich dafür einsetzt, die Sperrstunde, sobald die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder aufgehoben werden, vollständig abzuschaffen. Mit diesem Anliegen hat sich Winterscheid nun gemeinsam mit dem Klapper 33-Betreiber Oliver Thies sowie Jürgen Vieth vom Oberbayern in einem Offenen Brief an die Parteien des Magistrats gewandt. Insgesamt 36 Gastronomiebetriebe in Alt-Sachsenhausen haben den Offenen Brief unterzeichnet und fordern eine Stellungnahme der Verantwortlichen. „Über eine WhatsApp-Gruppe konnte jeder Betrieb, zu dem wir Kontakt aufgenommen haben, mitteilen, ob er für oder gegen die Sperrstunde ist“, erläutert Winterscheid. In dem Schreiben weist die Initiative explizit darauf hin, dass es dabei nicht um die pandemiebedingte, temporäre Sperrstunde gehe, sondern um die reguläre, dauerhafte Sperrstunde, die allgemein im Viertel gelte.
„Kann meinen Laden dicht machen“
Winterscheid sieht das Problem bei der Sperrstunde an sich und nicht bei einer „zu späten“ Sperrstunde. Der Angriff auf die Polizei hätte seiner Ansicht nach genauso auch um 3 Uhr stattfinden können. „Diejenigen, die Krawall machen wollen, werden Krawall machen. Da ist es auch egal, wo und wann“, sagt der Clubbetreiber. Gebe es keine Sperrstunde, würden sich die Besucher:innen von Alt-Sachsenhausen beim Verlassen der Clubs und Bars eher verteilen, und anstatt in einem großen Bündel, tröpfchenweise die Lokalitäten verlassen. Außerdem fügt Winterscheid hinzu: „An der aktuellen Situation kann man ein solches Vorhaben nicht festmachen. Die Stimmung in den vergangenen Wochen war aufgrund der Kontaktbeschränkungen eine ganz andere.“
Für den Ponyhof-Betreiber würden durch die vorgerückte Sperrstunde zwei wichtige Stunden verloren gehen. „Für mich fallen dann 50 Prozent meiner Hauptgeschäftszeit weg. Dann kann ich meinen Laden dicht machen.“ Das könne für ihn im Endeffekt schlimmer als die Pandemie sein, die – anders als die Neuregelung der Sperrstunde – irgendwann vorbeigehe. Trete diese in Kraft, überlege Winterscheid mit seinem Club nach Offenbach umzuziehen, dort gebe es keine generelle Sperrstunde.
Mittlerweile hat sich auch Die FRAKTION, der Zusammenschluss von Die PARTEI, Piratenpartei und Freie Wähler, zu dem Thema geäußert. „Das einzige, was damit nachhaltig werden würde, wäre der Niedergang der alteingesessenen Gastronomien in Ritter- und Klappergasse“, so Thomas Schmitt (Freie Wähler) in einem Schreiben von Dienstag. Die Sperrstunde würde zudem dazu führen, dass „funktionierende Kneipenviertel, wie beispielsweise die Obere Berger Straße“, mit der Zeit und einem stärkeren Zustrom vor den gleichen Problemen stünden wie in Alt-Sachsenhausen.
Glasverbot sinnvoll?
Vielmehr als die Gäste in den Lokalen, würden dem Viertel die Personen schaden, die sich auf den Gassen herumtrieben und mitgebrachten Alkohol, primär in Glasflaschen konsumierten, betont Winterscheid. Deshalb sei man auch für ein grundsätzliches und dauerhaft geltendes Glas- und Alkoholverbot in Alt-Sachsenhausen. Damit sei ein Angriff mit Flaschen auf andere erst gar nicht möglich. „Wir sehen ja auch bei den aktuellen Beschränkungen, dass ein Alkoholverbot funktionieren kann.“ Es sei nicht so, dass man sich aktuell mit dem Thema beschäftigen wolle, man müsse es. „Die Polizei weiß, dass die Leute gerade mit anderen Dingen beschäftigt sind und sprechen es deshalb auch jetzt an.“ Dabei sei gerade die jetzige Situation nicht repräsentativ. Oliver Thies von der Klapper 33 sagt, dass man bereits im November 2018 eine Petition zum Thema Glasverbot auf der Straße an die Stadt weitergegeben hatte. „Eine Antwort haben wir darauf bis heute nicht erhalten“, sagt Thies.
Auch die Betreiberin der Cocktail-Bar Old Fashioned, Diana Haider-Zakrzewski, hält das Glasverbot für sinnvoll und auch sie ist der Meinung, dass die aktuelle Situation keinen guten Vergleich darstelle. „Als der Opernplatz dicht gemacht wurde, kamen die Leute anschließend nach Sachsenhausen. Auch als in Offenbach die Sperrstunde eingeführt wurde, sind die Menschen mit der S-Bahn noch mitten in der Nacht nach Sachsenhausen gefahren. Dadurch konzentrierte sich hier alles noch viel stärker“, so Haider-Zakrzewski. Als Bar betreffe sie die Sperrstunde eher weniger, sie schließe ohnehin meistens gegen 3 Uhr. „Ich finde aber, dass es den Clubs erlaubt sein sollte, länger geöffnet zu haben. Eben auch, damit sich die Gäste zeitlich verstreuen.“
29. Oktober 2020, 10.36 Uhr
Johanna Wendel
Johanna Wendel
Jahrgang 1993, Technikjournalismus-Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, seit Januar 2019 beim Journal Frankfurt. Mehr von Johanna
Wendel >>
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