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100 Jahre Zoo Frankfurt
Der Zoo im Wandel
Am Sonntag begeht der Frankfurter Zoo seinen 100. Geburtstag als städtisches Amt mit einem Familienfest. In einer Ausstellung kann man sehen, wie sich der Zoo binnen eines Jahrhunderts gewandelt hat.
Bei leichtem Nieselregen stehen Zoodirektor Manfred Niekisch und Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) am Donnerstag vor dem Weiher des Zoos. Gemeinsam eröffnen sie die Ausstellung anlässlich der 100 Jahre, die der Zoo nun der Stadt gehört. Beim Jubiläumsfest am Sonntag, das vor allem Familien ansprechen soll, können sich Besucher über die wechselhafte Geschichte und den einstigen und heutigen Zooalltag informieren.
Mit Pfosten sei Bernhard Grzimek im Jahr 1945 durch das zerstörte Ostend gelaufen und habe sie so aufgestellt, wie er sich das neue Zoogelände vorgestellt habe, berichtet Manfred Niekisch. So sei der Zoo nach dem Krieg um drei Hektar auf elf angewachsen. Durch viele kleine Anekdoten versetzen Semmelroth und Niekisch die Zuhörer in Zeiten, in denen die pure Neugier am Exotischen erst nach und nach von einem ökologischen Bewusstsein abgelöst wurde. Dass es heute keine Elefanten im großen Innenstadtzoo gibt, sei Teil dieses Fortschritts.
Vor 100 Jahren, mitten im ersten Weltkrieg, baten Vertreter des bereits 1858 gegründeten Frankfurter Zoos die Stadt um Geld. Bereits damals unternahmen Frankfurter gerne Ausflüge in ihren Zoologischen Garten, wie er damals hieß – nicht zuletzt, um sich von den Leiden durch den Ersten Weltkrieges abzulenken. Die Stadt beschloss die Gründung eines neuen Amtes, der Zoo gehörte von nun an der Stadt Frankfurt. Knapp ein Vierteljahrhundert später, während des zweiten Weltkrieges, ging es dem Zoo um einiges schlechter. Mit den immer knapper werdenden Nahrungsmitteln fehlte es auch an Nahrung für die Tiere – schließlich wurden Ersatzfuttermittel verfüttert und zwischen den Gehegen Gemüsebeete angelegt, die nicht nur der Tierversorgung dienen, sondern auch die Frankfurter mit Lebensmitteln versorgten. Ziegenmilch wurde an ein Waisenhaus gegeben, und man brachte der Bevölkerung mittels Kaninchenzucht bei, wie man sich selbst versorgt. Der Zoo hatte damit einen Bildungsauftrag inne. Wer sich für die Anfänge des städtischen Zoos interessiert, kann hier Weiteres lesen.
Den Rundweg um den Weiher zieren neun Informationsschilder, insgesamt sind es dreizehn, die im Rahmen der Ausstellung aufgestellt sind und den ganzen Sommer bleiben werden. Ein Container, der als Ausstellungsraum dient, wurde am Donnerstagmittag von Semmelroth eröffnet. Hier stellt der Zoo etwa alte Postkarten, Fotos und die restlichen Infotafeln aus. Insgesamt illustriert die Ausstellung die Entwicklung des Tier- und Artenschutzes, der sich im Wandel des Zoos über die Jahrzehnte widerspiegelt. Den Tieren eine möglichst artgerechte Haltung zu ermöglichen, habe heute höchste Priorität, sagt Zoodirektor Manfred Niekisch. Bei einem Halt am Brillenbär-Gehege berichtet er, dass er einst auf die dichte Bepflanzung des Geheges angesprochen worden sei, die die Sicht auf die Bären schwieriger mache – dies bezeichnet er als das schönste Kompliment seiner Arbeit. Auf einer Reise durch die Anden, in denen die Brillenbären heimisch sind, habe er durch den dichten Pflanzenwuchs keinen einzigen gesehen, wobei dies hier, trotz aller Bemühungen ein naturnahes Gelände zu realisieren, sehr gut möglich sei. Um im Frankfurter Zoo Elefanten artgerecht zu halten, müsste knapp die Hälfte der gesamten Fläche zum Elefantengehege werden – daher gebe es die Dickhäuter hier seit 1985 nicht mehr. Die Vielfalt wolle man erhalten, jedoch gehe es nicht mehr um die bloße Masse. Mit 30 Millionen Euro Unterstützung der Stadt wurde neben dem Bärengehege auch der Eingangsbereich gestaltet, bald soll ein Pinguingehege realisiert werden. Felix Semmelroth stellte aber schon in Aussicht, dass die Stadt in den Haushalt weitere Fördermittel einstellen werde.
Wer Gitter an Gehegen sehe, solle diese nicht direkt verurteilen, sagt Niekisch und will mit einem beliebten Vorurteil aufräumen. Für die Tiere mache es teils keinen Unterschied, wohingegen die Besucher die Tiere so völlig unterschiedlich erfahren könnten. Für Kinder sei es immer ein Erlebnis, wenn sie die Tiere riechen, mit mehr als einem Sinn wahrnehmen – wie unterscheiden sich die Gerüche eines Tigers und eines Löwen? In der Tradition Grzimeks möchte man den Zoo weiter mit „Elan und Kreativität“ als einen Ort erhalten, der nicht stillsteht, der mit der Zeit geht und sich seiner Rolle in Kultur und Bildung bewusst ist. Deutsche Zoos hätten jährlich mehr als dreimal so viele Besucher wie die Bundesliga, sagt Niekisch.
Mit einem historischen Jahrmarkt, der Museums-Feuerwehr und Musik mit der Ragtime Society Frankfurt wird Besuchern am Sonntag ein abwechslungsreiches Programm geboten. In Frankfurt steht im September zudem ein weiteres Jubiläum an: Die Zoo-Schule feiert dann ihr 55-jähriges Bestehen.
>> „100 Jahre Zoo der Stadt“, 21.6., 10-18 Uhr, Zoo Frankfurt, Bernhard-Grzimek-Allee 1, reguläre Eintrittspreise
Mit Pfosten sei Bernhard Grzimek im Jahr 1945 durch das zerstörte Ostend gelaufen und habe sie so aufgestellt, wie er sich das neue Zoogelände vorgestellt habe, berichtet Manfred Niekisch. So sei der Zoo nach dem Krieg um drei Hektar auf elf angewachsen. Durch viele kleine Anekdoten versetzen Semmelroth und Niekisch die Zuhörer in Zeiten, in denen die pure Neugier am Exotischen erst nach und nach von einem ökologischen Bewusstsein abgelöst wurde. Dass es heute keine Elefanten im großen Innenstadtzoo gibt, sei Teil dieses Fortschritts.
Vor 100 Jahren, mitten im ersten Weltkrieg, baten Vertreter des bereits 1858 gegründeten Frankfurter Zoos die Stadt um Geld. Bereits damals unternahmen Frankfurter gerne Ausflüge in ihren Zoologischen Garten, wie er damals hieß – nicht zuletzt, um sich von den Leiden durch den Ersten Weltkrieges abzulenken. Die Stadt beschloss die Gründung eines neuen Amtes, der Zoo gehörte von nun an der Stadt Frankfurt. Knapp ein Vierteljahrhundert später, während des zweiten Weltkrieges, ging es dem Zoo um einiges schlechter. Mit den immer knapper werdenden Nahrungsmitteln fehlte es auch an Nahrung für die Tiere – schließlich wurden Ersatzfuttermittel verfüttert und zwischen den Gehegen Gemüsebeete angelegt, die nicht nur der Tierversorgung dienen, sondern auch die Frankfurter mit Lebensmitteln versorgten. Ziegenmilch wurde an ein Waisenhaus gegeben, und man brachte der Bevölkerung mittels Kaninchenzucht bei, wie man sich selbst versorgt. Der Zoo hatte damit einen Bildungsauftrag inne. Wer sich für die Anfänge des städtischen Zoos interessiert, kann hier Weiteres lesen.
Den Rundweg um den Weiher zieren neun Informationsschilder, insgesamt sind es dreizehn, die im Rahmen der Ausstellung aufgestellt sind und den ganzen Sommer bleiben werden. Ein Container, der als Ausstellungsraum dient, wurde am Donnerstagmittag von Semmelroth eröffnet. Hier stellt der Zoo etwa alte Postkarten, Fotos und die restlichen Infotafeln aus. Insgesamt illustriert die Ausstellung die Entwicklung des Tier- und Artenschutzes, der sich im Wandel des Zoos über die Jahrzehnte widerspiegelt. Den Tieren eine möglichst artgerechte Haltung zu ermöglichen, habe heute höchste Priorität, sagt Zoodirektor Manfred Niekisch. Bei einem Halt am Brillenbär-Gehege berichtet er, dass er einst auf die dichte Bepflanzung des Geheges angesprochen worden sei, die die Sicht auf die Bären schwieriger mache – dies bezeichnet er als das schönste Kompliment seiner Arbeit. Auf einer Reise durch die Anden, in denen die Brillenbären heimisch sind, habe er durch den dichten Pflanzenwuchs keinen einzigen gesehen, wobei dies hier, trotz aller Bemühungen ein naturnahes Gelände zu realisieren, sehr gut möglich sei. Um im Frankfurter Zoo Elefanten artgerecht zu halten, müsste knapp die Hälfte der gesamten Fläche zum Elefantengehege werden – daher gebe es die Dickhäuter hier seit 1985 nicht mehr. Die Vielfalt wolle man erhalten, jedoch gehe es nicht mehr um die bloße Masse. Mit 30 Millionen Euro Unterstützung der Stadt wurde neben dem Bärengehege auch der Eingangsbereich gestaltet, bald soll ein Pinguingehege realisiert werden. Felix Semmelroth stellte aber schon in Aussicht, dass die Stadt in den Haushalt weitere Fördermittel einstellen werde.
Wer Gitter an Gehegen sehe, solle diese nicht direkt verurteilen, sagt Niekisch und will mit einem beliebten Vorurteil aufräumen. Für die Tiere mache es teils keinen Unterschied, wohingegen die Besucher die Tiere so völlig unterschiedlich erfahren könnten. Für Kinder sei es immer ein Erlebnis, wenn sie die Tiere riechen, mit mehr als einem Sinn wahrnehmen – wie unterscheiden sich die Gerüche eines Tigers und eines Löwen? In der Tradition Grzimeks möchte man den Zoo weiter mit „Elan und Kreativität“ als einen Ort erhalten, der nicht stillsteht, der mit der Zeit geht und sich seiner Rolle in Kultur und Bildung bewusst ist. Deutsche Zoos hätten jährlich mehr als dreimal so viele Besucher wie die Bundesliga, sagt Niekisch.
Mit einem historischen Jahrmarkt, der Museums-Feuerwehr und Musik mit der Ragtime Society Frankfurt wird Besuchern am Sonntag ein abwechslungsreiches Programm geboten. In Frankfurt steht im September zudem ein weiteres Jubiläum an: Die Zoo-Schule feiert dann ihr 55-jähriges Bestehen.
>> „100 Jahre Zoo der Stadt“, 21.6., 10-18 Uhr, Zoo Frankfurt, Bernhard-Grzimek-Allee 1, reguläre Eintrittspreise
19. Juni 2015, 10.50 Uhr
Laura Roban
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Text: Lukas Mezler / Foto: Landgericht Frankfurt am Main © Adobe Stock/Brigitte
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