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Weltmeisterschaft im Quidditch
Die Jagd nach dem Schnatz
Auf dem Besen hinter einem geflügelten Ball herfliegen: Gibt es Quidditch nur bei Harry Potter? In Frankfurt wird regelmäßig trainiert. Jetzt findet am Wochenende sogar die Weltmeisterschaft auf dem Rebstockgelände statt.
Eigentlich wird Quidditch von der Romanfigur Harry Potter und seinen Mitschülern an der Zauberschule Hogwarts gespielt. Doch inzwischen gibt es den Mannschaftssport in der Realität, in Frankfurt wird seit 2014 trainiert. Dieses Jahr findet sogar die Weltmeisterschaft in der Mainmetropole statt. Vom 23. bis 24. Juli treten gut 20 Teams aus aller Welt gegeneinander an. „Wir sind stolz, auch ausgefallene Sportarten mit der großen Vielfalt unserer Stadt verbinden zu können. Bei uns findet tatsächlich jeder etwas für seinen Geschmack ", betont Oberbürgermeister Feldmann.
Nina Heise hat viel zu tun momentan. Die 23-Jährige hat vor kurzem ihr Studium beendet, arbeitet in einer PR-Agentur in Frankfurt und ist nebenbei auch noch Quidditch-Trainerin, Quidditch-Nationalspielerin und Präsidentin des Deutschen Quidditchbundes. Was nach Harry Potter – dem bekannten Zauberlehrling aus den gleichnamigen Büchern und Filmen – und sehr viel Fantasie klingt, ist für Heise Passion. Im Auslandssemester im englischen Southhampton lernte sie den Sport an der dortigen Uni kennen. „Allein im fremden Land habe ich es einfach ausprobiert“, erzählt sie.
Wie man ein Spiel, bei dem man in der Zaubererwelt auf fliegenden Besen Tore macht und dabei aufzupassen muss, nicht von sogenannten Klatschern getroffen zu werden, spielt? „Quidditch ist eine Mischung aus Handball, Völkerball und Rugby“, erklärt Nina Heise. Zwei Teams treten gegeneinander an. Dabei besteht eine Mannschaft aus drei Jägern, die versuchen den Quaffel, eine Art Ball, durch die gegnerischen Torringe zu werfen. Dazu zwei Treiber, die die gegnerischen Jäger versuchen zu blockieren und abzuwerfen, ein Hüter, der das Tor bewacht und – ab der 18. Minute, wenn der Schnatz hinzukommt, ein Sucher. Der goldene Schnatz – bei Harry Potter ein fliegender, sehr kleiner Ball – ist in der realen Welt eine Person, die einen Tennisball in einer Socke am Rücken trägt. Wenn der Schnatz gefangen wird, ist das Spiel vorbei.
Von der Studenten-Sportgruppe ins Nationalteam
Ballsport hatte Heise bis zu ihrem Auslandssemester nie getrieben. Zurück in Frankfurt war für die langjährige Dressurreiterin klar, dass sie dem Sport treu bleiben will. An der Goethe-Uni hat es dann aber eine Weile gedauert, bis sie genügend Spielkameraden zusammen hatte. „Viele haben meinen Aushang ‚Quidditch-Spieler gesucht‘, wohl doch nicht ganz ernst genommen“, sagt sie schmunzelnd. Im Juni 2014 konnte sich das Team – die „Mainticores“ – rund um Heise dann aber gründen. Seitdem trainiert eine Gruppe von gut 15 Leuten zweimal in der Woche unter Anleitung von Heise im Günthersburgpark.
Heute ist Heise im Nationalteam vertreten. Das bedeutet für die junge Frau, jetzt so kurz vor der Weltmeisterschaft, die vom 23. bis 24. Juli in Frankfurt stattfindet, zusätzliche Trainingseinheiten. Über 20 Mannschaften werden sich im Juli in der, in Deutschland noch unbekannten Sportart messen. Mit dabei sind Teams aus Mexiko, Australien, USA und vielen europäischen Ländern. „Es ist toll, dass wir die WM nach Deutschland und dann auch noch nach Frankfurt holen konnten, freut sich Heise. Zwei Tage wird auf der Rasenfläche des Rebstockgeländes gespielt. „Der Einzug ins Viertelfinale wäre ein voller Erfolg“, sagt die Sportlerin zu den Chancen des deutschen Teams. Die USA gelten als klare Favoriten. „Die haben am längsten Erfahrung und Quidditch ist dort schon besser etabliert.“ Auch Sportdezernent Markus Frank freut sich auf das baldige Ereignis: „Ich finde es toll, dass die Quidditch-Weltmeisterschaften in unserer weltoffenen Sportstadt Frankfurt ausgetragen werden, und ich bin mir sicher, dass die sportbegeisterten Frankfurter die neue Sportart kennenlernen wollen und die Mannschaften aus allen Teilen der Welt anfeuern werden“, sagt er.
Frauen und Männer in einer Mannschaft
Die Teams müssen geschlechtergemischt sein. „Das schreckt einige am Anfang ab“, sagt Heise. Denn beim Quidditch kann es schon einmal ganz schön hart zugehen. „Es gibt sehr viel Körperkontakt, aber da muss man sich gerade als Frau einfach durchsetzen.“ Trainiert wird außerdem immer draußen, auch im Winter und bei Schnee. „Das geht schon, da muss man sich halt wärmer anziehen“, sagt sie pragmatisch. Das Regelwerk der International Quidditch Association, nach dem auch während der WM gespielt wird, hat mittlerweile mehrere hundert Seiten. „Quidditch wird immer sportlicher. Alte Harry Potter Regeln, wie etwa das Tragen eines Capes, sind längst weggefallen“, sagt die Quidditchspielerin, die die Position des Treibers inne hat. Die Besen zwischen den Beinen, handelsübliche Plastikrohre aus den Baumarkt, aber sind geblieben. „Das ist einfach ein zusätzliches Handicap, dass das Spiel ein bisschen schwieriger macht“, erklärt Heise. Denn während des Spiels müssen die Rohre die ganze Zeit zwischen den Beinen bleiben.
Vor allem Studenten spielen Quidditch
Es ist Training angesagt an diesem heißen Abend im Günthersburgpark. Heise weiß, wie sie ihr Team trotz der schwülen Hitze anspornen kann. Sie hat Strategien und Trainingsmodule ausgearbeitet, analysiert fremde Spiele, um gute Spielzüge zu übernehmen. „Auch Fußball und Handball schaue ich mittlerweile mit ganz anderen Augen“, sagt sie. Da könne man sich viel abgucken. „Los geht’s - decken, ich will keine offen rumstehenden Leute sehen“, schreit sie über den Platz. Sechs Spieler sind heute zum Training gekommen. Es sind vor allem Studenten, aber immer wieder kommen auch Leute dazu, die die Mannschaft im Günthersburgpark gesehen haben und dann dazu gestoßen sind.
Eine große Gemeinschaft
Thorsten Ostermeier spielt seit bald zwei Jahren im Frankfurter Team. Er mag die Herausforderung, die Quidditch bietet. „Es ist ein sehr schnelles und trotzdem sehr strategisches Spiel – und durch die vielen Positionen ist für jeden etwas dabei“, sagt er. Viel spannender als nur Fußball zu spielen, sagt Michael Lienzing. „Fußballer spielen mit nur einem Ball – wir mit fünf“, sagt er lachend. Lienzing ist aus Darmstadt angereist. Er spielt im dortigen Team an der Uni. Oft trainieren beide Mannschaften gemeinsam oder unterstützen sich gegenseitig. „Das ist wie eine große Gemeinschaft“, sagt er. Überhaupt sei Quidditch zwar kompetitiv aber dennoch eine sehr tolerante Sportart, sagt Heise. „Darauf wird viel wert gelegt, nach dem Spiel sind wir alle Freunde. Hier wird jeder ernst genommen.“
Nina Heise wünscht sich, dass die Sportart in Deutschland bekannter wird und sich etablieren kann. „Eine Quidditchliga wär cool“, sagt sie. Aber erst einmal steht die WM an und da will sie alles geben. Tickets für die WM gibt es am 23. und 24. Juni jeweils direkt vor den Spielen auf dem Rebstockgelände.
Nina Heise hat viel zu tun momentan. Die 23-Jährige hat vor kurzem ihr Studium beendet, arbeitet in einer PR-Agentur in Frankfurt und ist nebenbei auch noch Quidditch-Trainerin, Quidditch-Nationalspielerin und Präsidentin des Deutschen Quidditchbundes. Was nach Harry Potter – dem bekannten Zauberlehrling aus den gleichnamigen Büchern und Filmen – und sehr viel Fantasie klingt, ist für Heise Passion. Im Auslandssemester im englischen Southhampton lernte sie den Sport an der dortigen Uni kennen. „Allein im fremden Land habe ich es einfach ausprobiert“, erzählt sie.
Wie man ein Spiel, bei dem man in der Zaubererwelt auf fliegenden Besen Tore macht und dabei aufzupassen muss, nicht von sogenannten Klatschern getroffen zu werden, spielt? „Quidditch ist eine Mischung aus Handball, Völkerball und Rugby“, erklärt Nina Heise. Zwei Teams treten gegeneinander an. Dabei besteht eine Mannschaft aus drei Jägern, die versuchen den Quaffel, eine Art Ball, durch die gegnerischen Torringe zu werfen. Dazu zwei Treiber, die die gegnerischen Jäger versuchen zu blockieren und abzuwerfen, ein Hüter, der das Tor bewacht und – ab der 18. Minute, wenn der Schnatz hinzukommt, ein Sucher. Der goldene Schnatz – bei Harry Potter ein fliegender, sehr kleiner Ball – ist in der realen Welt eine Person, die einen Tennisball in einer Socke am Rücken trägt. Wenn der Schnatz gefangen wird, ist das Spiel vorbei.
Von der Studenten-Sportgruppe ins Nationalteam
Ballsport hatte Heise bis zu ihrem Auslandssemester nie getrieben. Zurück in Frankfurt war für die langjährige Dressurreiterin klar, dass sie dem Sport treu bleiben will. An der Goethe-Uni hat es dann aber eine Weile gedauert, bis sie genügend Spielkameraden zusammen hatte. „Viele haben meinen Aushang ‚Quidditch-Spieler gesucht‘, wohl doch nicht ganz ernst genommen“, sagt sie schmunzelnd. Im Juni 2014 konnte sich das Team – die „Mainticores“ – rund um Heise dann aber gründen. Seitdem trainiert eine Gruppe von gut 15 Leuten zweimal in der Woche unter Anleitung von Heise im Günthersburgpark.
Heute ist Heise im Nationalteam vertreten. Das bedeutet für die junge Frau, jetzt so kurz vor der Weltmeisterschaft, die vom 23. bis 24. Juli in Frankfurt stattfindet, zusätzliche Trainingseinheiten. Über 20 Mannschaften werden sich im Juli in der, in Deutschland noch unbekannten Sportart messen. Mit dabei sind Teams aus Mexiko, Australien, USA und vielen europäischen Ländern. „Es ist toll, dass wir die WM nach Deutschland und dann auch noch nach Frankfurt holen konnten, freut sich Heise. Zwei Tage wird auf der Rasenfläche des Rebstockgeländes gespielt. „Der Einzug ins Viertelfinale wäre ein voller Erfolg“, sagt die Sportlerin zu den Chancen des deutschen Teams. Die USA gelten als klare Favoriten. „Die haben am längsten Erfahrung und Quidditch ist dort schon besser etabliert.“ Auch Sportdezernent Markus Frank freut sich auf das baldige Ereignis: „Ich finde es toll, dass die Quidditch-Weltmeisterschaften in unserer weltoffenen Sportstadt Frankfurt ausgetragen werden, und ich bin mir sicher, dass die sportbegeisterten Frankfurter die neue Sportart kennenlernen wollen und die Mannschaften aus allen Teilen der Welt anfeuern werden“, sagt er.
Frauen und Männer in einer Mannschaft
Die Teams müssen geschlechtergemischt sein. „Das schreckt einige am Anfang ab“, sagt Heise. Denn beim Quidditch kann es schon einmal ganz schön hart zugehen. „Es gibt sehr viel Körperkontakt, aber da muss man sich gerade als Frau einfach durchsetzen.“ Trainiert wird außerdem immer draußen, auch im Winter und bei Schnee. „Das geht schon, da muss man sich halt wärmer anziehen“, sagt sie pragmatisch. Das Regelwerk der International Quidditch Association, nach dem auch während der WM gespielt wird, hat mittlerweile mehrere hundert Seiten. „Quidditch wird immer sportlicher. Alte Harry Potter Regeln, wie etwa das Tragen eines Capes, sind längst weggefallen“, sagt die Quidditchspielerin, die die Position des Treibers inne hat. Die Besen zwischen den Beinen, handelsübliche Plastikrohre aus den Baumarkt, aber sind geblieben. „Das ist einfach ein zusätzliches Handicap, dass das Spiel ein bisschen schwieriger macht“, erklärt Heise. Denn während des Spiels müssen die Rohre die ganze Zeit zwischen den Beinen bleiben.
Vor allem Studenten spielen Quidditch
Es ist Training angesagt an diesem heißen Abend im Günthersburgpark. Heise weiß, wie sie ihr Team trotz der schwülen Hitze anspornen kann. Sie hat Strategien und Trainingsmodule ausgearbeitet, analysiert fremde Spiele, um gute Spielzüge zu übernehmen. „Auch Fußball und Handball schaue ich mittlerweile mit ganz anderen Augen“, sagt sie. Da könne man sich viel abgucken. „Los geht’s - decken, ich will keine offen rumstehenden Leute sehen“, schreit sie über den Platz. Sechs Spieler sind heute zum Training gekommen. Es sind vor allem Studenten, aber immer wieder kommen auch Leute dazu, die die Mannschaft im Günthersburgpark gesehen haben und dann dazu gestoßen sind.
Eine große Gemeinschaft
Thorsten Ostermeier spielt seit bald zwei Jahren im Frankfurter Team. Er mag die Herausforderung, die Quidditch bietet. „Es ist ein sehr schnelles und trotzdem sehr strategisches Spiel – und durch die vielen Positionen ist für jeden etwas dabei“, sagt er. Viel spannender als nur Fußball zu spielen, sagt Michael Lienzing. „Fußballer spielen mit nur einem Ball – wir mit fünf“, sagt er lachend. Lienzing ist aus Darmstadt angereist. Er spielt im dortigen Team an der Uni. Oft trainieren beide Mannschaften gemeinsam oder unterstützen sich gegenseitig. „Das ist wie eine große Gemeinschaft“, sagt er. Überhaupt sei Quidditch zwar kompetitiv aber dennoch eine sehr tolerante Sportart, sagt Heise. „Darauf wird viel wert gelegt, nach dem Spiel sind wir alle Freunde. Hier wird jeder ernst genommen.“
Nina Heise wünscht sich, dass die Sportart in Deutschland bekannter wird und sich etablieren kann. „Eine Quidditchliga wär cool“, sagt sie. Aber erst einmal steht die WM an und da will sie alles geben. Tickets für die WM gibt es am 23. und 24. Juni jeweils direkt vor den Spielen auf dem Rebstockgelände.
22. Juli 2016, 10.33 Uhr
pia / Amelie Buskotte
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