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Alfred Dregger
Das nationalkonservative Erbe der CDU
Gleich zwei Parteien beanspruchen das Erbe Alfred Dreggers für sich. Unter ihm machten auch viele in der CDU Karriere, die heute das Lager gewechselt haben und heute an wichtigen Positionen in und um die AfD wirken.
Im Jahr 2020 jährt sich der Geburtstag von Alfred Dregger zum 100. Mal. Der ehemalige Leitwolf der Hessen-CDU ist dieser Tage beides: Fast vergessen und gleichzeitig heiß umkämpft. Gleich zwei Parteien im Bundestag beanspruchen heute das Erbe des 2002 verstorbenen Politikers für sich, der selbst im Laufe seines Lebens Mitglied in zwei Parteien gewesen war. Anlässlich des großen Jubiläums hat Dieter Weirich nun eine Biografie jenes Politikers vorgelegt, dessen Karriere im Rathaus von Fulda begann. Weirich selbst war in den 70ern persönlicher Referent Dreggers, saß später für die CDU im hessischen Landtag und dem Bundestag und wurde dann 1989 bis 2001 Intendant der Deutschen Welle. Beim Blättern durch Weirichs Dregger-Biografie zeigt sich schnell: Hier schreibt ein Fan. Leider ist das Buch nur mäßig lektoriert. Falsche Namen („Sergio Carbucco“) und schiefe Metaphern („der Ausflug in eine schöne Welt hatte den Anflug von Bodenhaftung“) dämpfen die Lesefreude leicht. Trotzdem ist das Buch lesenswert, auch weil Weirich ein ehrlicher Makler ist. Indem er Dregger gegen zahlreiche Vorwürfe verteidigt, wiederholt er diese in seinem Buch brav.
Und vorgeworfen wurde Dregger so einiges. „Wer so daherkommt, der schießt auch“, urteilte Frankfurts ehemaliger Oberbürgermeister Rudi Arndt (SPD) einst beim Anblick des ikonischen „Django“-Plakates aus dem Landtagswahlkampf 1970, auf dem Dregger und sein Team wie Western-Helden auf den Betrachter zulaufen. „Stahlhelm-Fraktion“ wurde der Kreis um Dregger genannt – von seinen Gegnern auf der Linken, um ihn zu diskreditieren, und von manchem Verehrer auf der Rechten, um ihn auszuzeichnen. Die Gruppe selbst bevorzugte das Etikett „nationalkonservativ.“ Rhetorisch hatte Dregger keine Probleme damit, am ganz rechten Rand zu fischen. Im Landtagswahlkampf 1970 wendete er sich in einer Pressekonferenz direkt an die Wähler der NPD, um diese für die CDU zu gewinnen. Auf einer Reise ins Apartheids-Südafrika ermutigte er die weiße Minderheit mit den Worten „Wenn ich Bure wäre, würde ich mich auch auf die Festung zurückziehen und um mich schießen.“ Menschen aus asiatischen und afrikanischen Ländern würden in Deutschland „nicht lösbare Integrationsprobleme aufwerfen“, urteilte er noch 1982. „Wer wünscht, dass unser Land für Ausländer auch in Zukunft offenbleibt, [...] muss fordern, dass die Rückkehr der Ausländer in die Heimat die Regel ist“, erklärte er im Bundestag.
In vier Landtagswahlkämpfen machte Dregger als Spitzenkandidat die magere 26 Prozent-CDU zur stärksten Partei mit knapp 46 Prozent. Dass das einst rote Hessen heute als CDU-Hochburg gilt, ist ein wesentliches Verdienst Dreggers. Dafür wird er im Landesverband verehrt. Auf einen Antrag der Jungen Union wurde die Landesgeschäftsstelle 2007 in Alfred-Dregger-Haus umbenannt und seit 2013 verleiht die CDU Hessen an besonders verdiente Mitglieder die „Alfred-Dregger-Medaille“ –
unter anderem an Petra Roth und Roland Koch. Ein Fan der schwarz-grünen Landesregierung wäre Dregger vermutlich trotzdem nicht gewesen. „Die Grünen sind der Höhepunkt des Ausstiegs aus der Wirklichkeit“, schimpfte er in den 80ern auf die Ökopartei.
Unter Dregger machten auch viele in der CDU Karriere, die heute das Lager gewechselt haben. Alexander Gauland und Erika Steinbach sind einst in Dreggers CDU eingetreten und wirken heute an wichtigen Positionen in und um die AfD. Dreggers direkter Nachfolger in Fulda, Martin Hohmann, der 2004 wegen einer als antisemitisch kritisierten Rede aus der CDU flog, sitzt heute wieder im Bundestag, diesmal für die AfD. Auch Dreggers ehemaliger persönlicher Referent, Hans-Joachim Berg, zog für die AfD in das Berliner Abgeordnetenhaus ein. Dort sitzt auch Alfred Dreggers Sohn Burkard, allerdings als Fraktionsvorsitzender der CDU. „Zu keinem Zeitpunkt hat Alfred Dregger politische Überzeugungen dem Opportunismus geopfert – er hat immer danach gefragt, was im Interesse Deutschlands ist. Die Positionen der AfD sind es nicht“, schrieb der Sohn in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel. „Dem Bestreben der AfD, die Europäische Einigung zurückzudrehen und die gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik aufzugeben, würde er als Schwächung Deutschlands eine klare Absage erteilen.“
Für Alexander Gauland ist Dregger hingegen ein wichtiger Entlastungszeuge. Er sieht in der AfD das Erbe der Nationalkonservativen in der CDU und beansprucht damit, dass seine Partei Teil des bürgerlichen Lagers sei. „Die AfD ist nicht einfach nationalkonservativer Flügel der Union“, widerspricht der christdemokratische Politikwissenschaflter Andreas Püttmann auf Twitter. „Alfred Dregger hätte sich mit Typen wie Stephan Brandner nie abgegeben.“ Doch die CDU war nicht Dreggers erste Partei. Unterlagen belegen, dass er 1940 mit 19 Jahren in die NSDAP eingetreten war. Er selbst hat seine Mitgliedschaft zeitlebens geleugnet. Da ein unterschriebener Aufnahmeantrag fehlt, glaubt Biograf Weirich, dass Dregger von seiner Mitgliedschaft nichts gewusst haben könnte. Sein Engagement in der Hitler-Jugend habe der Politiker schließlich auch nicht verschwiegen. „Bei seiner Prominenz und seiner großen politischen Gegnerschaft hätte Dregger eigentlich ständig mit Investigationen rechnen müssen. Zu seiner Persönlichkeitsstruktur hätte es gepasst, den Stier bei den Hörnern zu packen und die Jugendsünde einzuräumen“, schreibt Weirich.
Ob „Jugendsünde“ der richtige Begriff für die NSDAP-Mitgliedschaft eines Wehrmachtsoffiziers ist, darüber lässt sich vermutlich ähnlich streiten wie über die Frage, ob das Dritte Reich nur ein „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte gewesen sei. Für Alfred Dregger war es das sicher nicht. Sein Bruder Wolfgang fiel im Krieg. Dregger selbst wurde mehrmals schwer verwundet. Sein steifer Gang sei oft als militärische Pose missverstanden worden, schreibt Weirich, da Dregger selbst seine Verwundungen öffentlich nicht thematisieren wollte. So gehört es zum Phänomen Dregger, dass er zwar zum rechten Flügel der CDU gehörte, gleichzeitig aber glühender Pazifist gewesen ist. „Sein Credo lautete nach den schlimmen Erfahrungen: Nie wieder Krieg“, erinnert sich seine Witwe Dagmar Dregger. „Wir müssen alles tun, um Kriege zu vermeiden“, habe Alfred Dregger ihr schon als Student an der Philipps-Universität Marburg gesagt.
Der Frankfurter CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Zimmer hat Dregger persönlich nie kennengelernt. Ihn habe der militärische Habitus eher abgeschreckt. Obwohl er als Landesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) zum linken Flügel der CDU gehört, nimmt er Dregger trotzdem in Schutz. Dieser habe sich gegen die sozialpolitischen Anliegen der CDA nie gesperrt. Dass so viele ehemalige Dregger-Leute heute in der AfD sind, kann er nicht nachvollziehen. Dregger gegen diese Vereinnahmung von rechtsaußen zu verteidigen, sei recht einfach, ist Zimmer überzeugt und fängt an aufzuzählen: „Zum Markenkern von Dregger gehörte das Christliche, das C in der CDU. Damit hat die AfD nichts zu tun.“ Außerdem sei Dregger stets pro-europäisch und pro-transatlantisch gewesen, die AfD orientiere sich dagegen eher nach Russland. Besonders beeindruckt hat Zimmer Dreggers Auftritt in der Bundestags-Debatte über die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht.“ Dregger gehörte zu den schärfsten Kritikern der Wanderausstellung. Doch nach den sehr emotionalen Reden aus den Reihen der Grünen bekannte er in einem letzten Wortbeitrag, dass ihn die Debatte zum Nachdenken gebracht habe. „Dregger war bei aller Gradlinigkeit liberal, ließ andere Meinungen gelten und ließ sich von Argumenten beeindrucken“ lobt Zimmer. Dreggers Koordinatensystem „Sozial, aber nicht sozialistisch, National, aber nicht nationalistisch und Liberal, aber nicht liberalistisch“ passe auch heute noch gut zur CDU, ist Zimmer überzeugt.
Zu den erfolgreichsten politischen Lügen der AfD gehört das Märchen von der Grenzöffnung 2015. Angela Merkel hat nie eine Grenze geöffnet. Die europäischen Binnengrenzen standen bei ihrem Amtsantritt 2005 bereits weit offen. Der Wegfall der innereuropäischen Grenzkontrollen ist ein Erbe von Helmut Kohls Europapolitik, wurzelnd im Schengener Übereinkommen von 1985. Deutschland ratifizierte das Abkommen 1990. Helmut Kohls Fraktionsvorsitzender, der damals die Mehrheiten im Bundestag für den Kanzler der Einheit organisierte, das war Alfred Dregger. Für diesen Ausnahmepolitiker war es kein Widerspruch, patriotisch zu tönen und Deutschland trotzdem zu öffnen. Auch das gehört zum Erbe Dreggers. Seine tragende Funktion zu dieser Zeit dürfte seine rechtsradikalen Verehrer ähnlich verwirren wie seine linksradikalen Kritiker.
Dieser Text ist zuerst in der Ausgabe 01/2020 des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
Und vorgeworfen wurde Dregger so einiges. „Wer so daherkommt, der schießt auch“, urteilte Frankfurts ehemaliger Oberbürgermeister Rudi Arndt (SPD) einst beim Anblick des ikonischen „Django“-Plakates aus dem Landtagswahlkampf 1970, auf dem Dregger und sein Team wie Western-Helden auf den Betrachter zulaufen. „Stahlhelm-Fraktion“ wurde der Kreis um Dregger genannt – von seinen Gegnern auf der Linken, um ihn zu diskreditieren, und von manchem Verehrer auf der Rechten, um ihn auszuzeichnen. Die Gruppe selbst bevorzugte das Etikett „nationalkonservativ.“ Rhetorisch hatte Dregger keine Probleme damit, am ganz rechten Rand zu fischen. Im Landtagswahlkampf 1970 wendete er sich in einer Pressekonferenz direkt an die Wähler der NPD, um diese für die CDU zu gewinnen. Auf einer Reise ins Apartheids-Südafrika ermutigte er die weiße Minderheit mit den Worten „Wenn ich Bure wäre, würde ich mich auch auf die Festung zurückziehen und um mich schießen.“ Menschen aus asiatischen und afrikanischen Ländern würden in Deutschland „nicht lösbare Integrationsprobleme aufwerfen“, urteilte er noch 1982. „Wer wünscht, dass unser Land für Ausländer auch in Zukunft offenbleibt, [...] muss fordern, dass die Rückkehr der Ausländer in die Heimat die Regel ist“, erklärte er im Bundestag.
In vier Landtagswahlkämpfen machte Dregger als Spitzenkandidat die magere 26 Prozent-CDU zur stärksten Partei mit knapp 46 Prozent. Dass das einst rote Hessen heute als CDU-Hochburg gilt, ist ein wesentliches Verdienst Dreggers. Dafür wird er im Landesverband verehrt. Auf einen Antrag der Jungen Union wurde die Landesgeschäftsstelle 2007 in Alfred-Dregger-Haus umbenannt und seit 2013 verleiht die CDU Hessen an besonders verdiente Mitglieder die „Alfred-Dregger-Medaille“ –
unter anderem an Petra Roth und Roland Koch. Ein Fan der schwarz-grünen Landesregierung wäre Dregger vermutlich trotzdem nicht gewesen. „Die Grünen sind der Höhepunkt des Ausstiegs aus der Wirklichkeit“, schimpfte er in den 80ern auf die Ökopartei.
Unter Dregger machten auch viele in der CDU Karriere, die heute das Lager gewechselt haben. Alexander Gauland und Erika Steinbach sind einst in Dreggers CDU eingetreten und wirken heute an wichtigen Positionen in und um die AfD. Dreggers direkter Nachfolger in Fulda, Martin Hohmann, der 2004 wegen einer als antisemitisch kritisierten Rede aus der CDU flog, sitzt heute wieder im Bundestag, diesmal für die AfD. Auch Dreggers ehemaliger persönlicher Referent, Hans-Joachim Berg, zog für die AfD in das Berliner Abgeordnetenhaus ein. Dort sitzt auch Alfred Dreggers Sohn Burkard, allerdings als Fraktionsvorsitzender der CDU. „Zu keinem Zeitpunkt hat Alfred Dregger politische Überzeugungen dem Opportunismus geopfert – er hat immer danach gefragt, was im Interesse Deutschlands ist. Die Positionen der AfD sind es nicht“, schrieb der Sohn in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel. „Dem Bestreben der AfD, die Europäische Einigung zurückzudrehen und die gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik aufzugeben, würde er als Schwächung Deutschlands eine klare Absage erteilen.“
Für Alexander Gauland ist Dregger hingegen ein wichtiger Entlastungszeuge. Er sieht in der AfD das Erbe der Nationalkonservativen in der CDU und beansprucht damit, dass seine Partei Teil des bürgerlichen Lagers sei. „Die AfD ist nicht einfach nationalkonservativer Flügel der Union“, widerspricht der christdemokratische Politikwissenschaflter Andreas Püttmann auf Twitter. „Alfred Dregger hätte sich mit Typen wie Stephan Brandner nie abgegeben.“ Doch die CDU war nicht Dreggers erste Partei. Unterlagen belegen, dass er 1940 mit 19 Jahren in die NSDAP eingetreten war. Er selbst hat seine Mitgliedschaft zeitlebens geleugnet. Da ein unterschriebener Aufnahmeantrag fehlt, glaubt Biograf Weirich, dass Dregger von seiner Mitgliedschaft nichts gewusst haben könnte. Sein Engagement in der Hitler-Jugend habe der Politiker schließlich auch nicht verschwiegen. „Bei seiner Prominenz und seiner großen politischen Gegnerschaft hätte Dregger eigentlich ständig mit Investigationen rechnen müssen. Zu seiner Persönlichkeitsstruktur hätte es gepasst, den Stier bei den Hörnern zu packen und die Jugendsünde einzuräumen“, schreibt Weirich.
Ob „Jugendsünde“ der richtige Begriff für die NSDAP-Mitgliedschaft eines Wehrmachtsoffiziers ist, darüber lässt sich vermutlich ähnlich streiten wie über die Frage, ob das Dritte Reich nur ein „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte gewesen sei. Für Alfred Dregger war es das sicher nicht. Sein Bruder Wolfgang fiel im Krieg. Dregger selbst wurde mehrmals schwer verwundet. Sein steifer Gang sei oft als militärische Pose missverstanden worden, schreibt Weirich, da Dregger selbst seine Verwundungen öffentlich nicht thematisieren wollte. So gehört es zum Phänomen Dregger, dass er zwar zum rechten Flügel der CDU gehörte, gleichzeitig aber glühender Pazifist gewesen ist. „Sein Credo lautete nach den schlimmen Erfahrungen: Nie wieder Krieg“, erinnert sich seine Witwe Dagmar Dregger. „Wir müssen alles tun, um Kriege zu vermeiden“, habe Alfred Dregger ihr schon als Student an der Philipps-Universität Marburg gesagt.
Der Frankfurter CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Zimmer hat Dregger persönlich nie kennengelernt. Ihn habe der militärische Habitus eher abgeschreckt. Obwohl er als Landesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) zum linken Flügel der CDU gehört, nimmt er Dregger trotzdem in Schutz. Dieser habe sich gegen die sozialpolitischen Anliegen der CDA nie gesperrt. Dass so viele ehemalige Dregger-Leute heute in der AfD sind, kann er nicht nachvollziehen. Dregger gegen diese Vereinnahmung von rechtsaußen zu verteidigen, sei recht einfach, ist Zimmer überzeugt und fängt an aufzuzählen: „Zum Markenkern von Dregger gehörte das Christliche, das C in der CDU. Damit hat die AfD nichts zu tun.“ Außerdem sei Dregger stets pro-europäisch und pro-transatlantisch gewesen, die AfD orientiere sich dagegen eher nach Russland. Besonders beeindruckt hat Zimmer Dreggers Auftritt in der Bundestags-Debatte über die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht.“ Dregger gehörte zu den schärfsten Kritikern der Wanderausstellung. Doch nach den sehr emotionalen Reden aus den Reihen der Grünen bekannte er in einem letzten Wortbeitrag, dass ihn die Debatte zum Nachdenken gebracht habe. „Dregger war bei aller Gradlinigkeit liberal, ließ andere Meinungen gelten und ließ sich von Argumenten beeindrucken“ lobt Zimmer. Dreggers Koordinatensystem „Sozial, aber nicht sozialistisch, National, aber nicht nationalistisch und Liberal, aber nicht liberalistisch“ passe auch heute noch gut zur CDU, ist Zimmer überzeugt.
Zu den erfolgreichsten politischen Lügen der AfD gehört das Märchen von der Grenzöffnung 2015. Angela Merkel hat nie eine Grenze geöffnet. Die europäischen Binnengrenzen standen bei ihrem Amtsantritt 2005 bereits weit offen. Der Wegfall der innereuropäischen Grenzkontrollen ist ein Erbe von Helmut Kohls Europapolitik, wurzelnd im Schengener Übereinkommen von 1985. Deutschland ratifizierte das Abkommen 1990. Helmut Kohls Fraktionsvorsitzender, der damals die Mehrheiten im Bundestag für den Kanzler der Einheit organisierte, das war Alfred Dregger. Für diesen Ausnahmepolitiker war es kein Widerspruch, patriotisch zu tönen und Deutschland trotzdem zu öffnen. Auch das gehört zum Erbe Dreggers. Seine tragende Funktion zu dieser Zeit dürfte seine rechtsradikalen Verehrer ähnlich verwirren wie seine linksradikalen Kritiker.
Dieser Text ist zuerst in der Ausgabe 01/2020 des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
14. Februar 2020, 12.28 Uhr
Jan Paul Stich
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