Witch Bitch, Pretty Bastards und eine Ortsvorwahl als Schlachtruf – in der ausverkauften Batschkapp übten Frankfurter Wrestler den Anschluss an die europäische Spitzenklasse der Schaukämpfer.
Jan Paul Stich /
Eines fehlte bei den halbjährigen Shows des Wrestling-Veranstalters WXW in der Batschkapp lange. Die Abende sind seit 2015 regelmäßig ausverkauft. Frankfurter gab es dabei jedoch fast immer nur im Publikum. Im Ring kämpften Athleten aus Japan, den USA, Großbritannien oder Australien – nur aus Hibbdebach und Dribbdebach kam eigentlich keiner. Wer lokale Talente sehen wollte, musste kleine Shows in den Mehrzweckhallen von Sossenheim oder Nauheim besuchen. Doch das ändert sich langsam. Vergangenen Samstag hatte die WXW gleich drei Frankfurter Wrestler mit in die Batschkapp geholt – und das Publikum war begeistert.
Den Anfang machte die 24-jährige Baby Allison mit dem Spitznamen „Witch Bitch of Wrestling“. Frauen-Wrestling hatte lange einen schlechten Ruf. Während die Muskelmänner sich schon Ende der 90er mit sportlich spektakulären Manövern durch den Ring schleuderten, wurden Wrestlerinnen damals in entwürdigenden Bikini-Shows vorgeführt. Das hat sich zum Glück geändert. Gemeinsam mit der Japanerin Yuu, der Französin Amale Winchester und Killer Kelly aus Portugal bewies Baby Allison, dass der weibliche Wrestling-Nachwuchs mit den Männern in einer Liga spielen möchte und kann. Am Ende durfte Baby Allison gemeinsam mit Amale Winchester sogar als Siegerin aus dem Ring steigen.
Beim Auftritt des Frankfurter Duos Pretty Bastards zeigte sich in der Batschkapp plötzlich ein Phänomen, das man bisher eher aus dem Waldstadion kannte: Eine ekstatische Fan-Kurve. Die Frankfurter Fans empfingen das Team aus Prince Ahura und Maggot mit laut schallenden „Null-Sechs-Neun!“ rufen. Die Ortsvorwahl als Schlachtruf heizte die Stimmung gehörig an. Immer wieder pausierten die Schaukämpfer mit der Action im Ring, um sich von ihren Ultras feiern zu lassen. Ironische Wendung: Am Ende unterlagen die Pretty Bastards ihren Gegnern Ilja Dragunov und Avalanche, weil Prince Ahura vom Applaus der Fans so berauscht war, dass er den eigentlichen Kampf aus den Augen verlor. In der Interaktion der Wrestler mit den spontanen Reaktionen der Fans zeigte sich schön, dass Wrestling eigentlich nur Improvisationstheater mit vielen Muskeln ist. Eine Kunst, die auch der Niederländer Jurn Simmons und der Japaner Shigehiro Irie beherrschen. Ihr Aufeinandertreffen in der Batschkapp am Samstag war klar das Highlight des Abends und zeigte: Unsere Frankfurter Wrestler sind auf einem guten Weg, aber sie haben noch ein paar Meter vor sich.