Wasserhäuschen-Duett

Brücken schlagen durch Erinnerung an Frankfurter Kultur

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Zwei Fotografen bringen ein Wasserhäuschen-Spiel auf den Markt. Damit wollen sie zum Erhalt der Frankfurter Kultur beitragen und die Erinnerungen bei allen Generationen bewahren, denn Wasserhäuschen werden immer rarer.

Martina Schumacher /

Sie werden langsam zu einer Rarität in Frankfurt: Wasserhäuschen. In ihrer Blütezeit in den 70er-Jahren zählte man im Stadtgebiet von Frankfurt rund 800 von ihnen. Hier gab es alles, was man zum Leben brauchte, von Obst, Getränken und Süßigkeiten bis hin zu Brennstoff, Magazinen und Sammelbildchen für Kinder. Im Laufe der Jahre kam aber mit der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten für viele Büdchen das Aus. Ein schlechtes Image, Überfälle, starke Konkurrenz und Umbaumaßnahmen trugen ihren Teil dazu dazu bei.

Mittlerweile gibt es nicht mehr als 150 freistehende Wasserhäuschen in Frankfurter Wohngebieten. Doch diese sind heute wie damals immer noch Orte, an denen man nicht nur etwas kaufen kann, sondern auch ein Platz, wo verschiedene Generationen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten zusammenkommen und sich austauschen. Eine neue Pächtergeneration gibt Hoffnung, die restlichen Wasserhäuschen zu erhalten, indem sie mit neuen Ideen zum Erhalt der Büdchen beitragen will – und somit auch zum Erhalt eines Stücks Alltagskultur.

Die Fotografen Boris Borm und Hubert Gloss beteiligen sich mit einer ganz originellen Idee: Ein Wasserhäuschen-Duett. Duett heiße es deshalb, weil es ein impliziertes Zusammenspiel der Karten ist. Gespielt wird nach den klassischen Memory-Regeln. Dafür stehen 36 Bildpaare zur Verfügung, die historische Wasserhäuschen zeigen, welche, die heute noch stehen und Dinge, die verkauft wurden und noch verkauft werden. Ein Jahr lang haben die Fotografen an dem Duett gewerkelt, Motive gesammelt, ausgewertet und Bekannte und Familie einen Prototyp testen lassen.

„Wir wollen nichts verniedlichen“, sagt Borm. Deshalb sind neben Süßigkeiten auch Flaschen abgebildet – ohne Markennamen versteht sich, damit offenbleibt, ob es sich um alkoholische Getränke handelt oder nicht, denn das Spiel ist auch für Kinder gedacht. Im Zweifelsfall steht den Eltern offen die fragwürdigen Motive rauszunehmen. Nach oben hin gibt es keine Altersgrenze, denn bei dem Spiel gehe es vor allem um die Erinnerung. „Die Motive wecken Gefühle und Geschmäcke“, so Gloss. Deshalb schlage das Duett Brücken zwischen Generationen, da es ohne Sprache auskommt und deshalb von Jung und Alt gespielt werden kann.

„Wasserhäuschen sind ein Symbol unserer Lebensart, die wir auch verteidigen müssen“, sagt Borm. Sie seien auch ein Symbol der Freiheit, egal ob mit positiven oder negativen Folgen, und diese Kultur müsse man erhalten. Dazu haben die Fotografen schon mit einem Wasserhäuschen-Quartett beigetragen – mit Erfolg. Das Quartett hat sich mittlerweile fast 10.000 Mal verkauft. Sie planen für Herbst des kommenden Jahres eine weitere Edition mit anderen Motiven.

Das Wasserhäuschen-Duett wird für 16,90 Euro im Handel sowie auf der Website erhältlich sein. Von den Einnahmen gehen pro Spiel 50 Cent an das Demenz-Zentrum TrotzDem-Aktiv. In der Tageseinrichtung werden Menschen, die an Demenz und Alzheimer leiden, ambulant betreut und die Angehörigen so entlastet.

Weitere Informationen und Bestellungen: allesgude.de/

Beachten Sie auch die Wasserhäuschen-Tour der Frankfurter Stadtevents, Premiere am 6. Dezember 2015.


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