The Hilliard Ensemble im Kloster Eberbach

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detlef kinsler /

Schon die Fahrt ins Kloster Eberbach, hat man erst mal Wiesbaden und die A66 hinter sich gelassen, bereitet großes Vergnügen. Durch die Weinberge, vorbei an kleinen Palais, Burgtürmen, großen Gütern, mit Blick aufs weite Tal und den Rhein. Und das Kloster selbst, der Garten, der Innenhof, eine Augenweide. Besonders imposant: das Innere der Basilika. Ein wunderbarer Klangraum wie geschaffen für einen außergewöhnlichen Klangkörper – das Hilliard Ensemble.


Die vier britischen Sänger, zwei Tenöre, ein Bariton, ein Countertenor, gelten als eines der weltbesten Vokalensemble. Sie brauchen kein Orchester, sie füllen allein mit ihren Stimme den Raum. Und ihr Ruhm ist ihnen Verpflichtung. Das zeigt sich an ihrem Programm, das sie für die Reihe Arkhangelos – Das himmlische Leben im Rahmen des diesjährigen Rheingau Musik Festivals zusammen gestellt haben. Denn das umfasst gleich mehrere Jahrhunderte, von 15. Bis in die Neuzeit, und streift höchst unterschiedliche Kulturen. Gemeinsam ist alle Gesänge das „Himmlische“, ob byzantinisch, griechisch-ortodox, spätmittelalterlich oder aus der Renaissance, ob Meditation oder Hymne.


Besonders faszinierend, da tonal ein wenig aus dem Rahmen fallend (dabei aber nicht im Ansatz so dissonant wie etwas MacMillans „...here in hiding...“ zu Konzertbeginn) , waren die zwei Blöcke mit Sharakans, traditionellen armenischen Gesängen, gesammelt von Solomon Sogomonjan, der sich Komitas nannte – ein Sänger, Sammler, Ethnologe, Mönch. Sie sind so alt (oder sogar älter) wie gregorianische Gesänge. Ganz neu, erst 2000 entstanden, sind die fünf Lobpriesungen, „Praise“, des zeitgenössischen, russischen Komponisten Alexander Raskatov. Er beruft sich auf die byzantinische Liturgie, aber trotzdem klingen seine Kompositionen im (vor)gegebenen Rahmen neu, in Passagen fast avantgardistisch, sehr lebendig und emotional mit seinen auch Sprechstimmenparts. Arvo Pärts Komposition „Most Holy Mother Of God“ ist sogar noch neueren Datum, gerade einmal vier Jahr „jung“, ein typischer Pärt, simple, aber wirkungsvolle Strukturen, hörbare Stille, eine fast unmerkliche Progression aus der Wiederholung der einen einzigen Phrase „Most Holy Mother of God, save us" heraus.


Das Einzige, was den Konzertgenuss ein wenig störte, war die Tatsache, dass das Konzert von hr2 live übertragen und von daher auch live auf der Bühne moderiert wurde, Gott sei dank nicht vor jedem Stück, aber trotzdem noch so oft, dass der Fluss der Darbietung ein wenig darunter litt. Ob die Sänger sich in den Zwangspausen fragten, was der kleine Mann da vor ihnen so alles über sie und ihre Musik erzählte? Wie auch immer – Gesänge wie die vom Hilliard Ensemble dargeboten, dazu ein schöner Ort wie die Basilika, können einen glatt zur Überlegung bringen, ob das Klosterleben nicht vielleicht eine Alternative zum Alltag, wie wir ihn täglich erleben, ist.


Foto © Kinsler


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