Was passiert eigentlich, nachdem wir die Toilettenspülung betätigt haben? Und wieso läuft bei Starkregen auch mal der Keller voll? Die Antworten gibt es beim Tag der offenen Tür in der Kläranlage Niederrad.
Nicole Brevoord /
Jeder kennt das: Morgens, wenn der Wecker klingelt, aufstehen, ab ins Bad, auf die Toilette, spülen, Zähneputzen, ausspucken, dann noch schnell unter die Dusche. Aber über das Abwasser und seinen Weg durch die insgesamt 1600 Kilometer lange Kanalisation der Stadt machen wir uns da keine Gedanken. Was weg ist, ist weg. Doch für die Stadtentwässerung fängt da die Arbeit erst an. In Griesheim/Niederrad und Sindlingen werden unsere durch den Abfluss gejagten Hinterlassenschaften gereinigt. Erst mechanisch, dann biologisch und chemisch. Das Resultat soll sauberes Wasser sein, das dann in den Main abgeleitet wird. Aber wir funktioniert das eigentlich? Wie baut man Kanäle, wie sieht es in einem Klärwerk aus, wie kümmert man sich um das Abwasser von mehr als einer Million Menschen in Frankfurt und im Umland und kann man auch mal in die Kanalisation hinabsteigen? Fragen wie diese werden am 9. September zwischen 11 und 17 Uhr beim Tag der offenen Tür im Klärwerk Niederrad auf anschauliche Weise beantwortet.
Dabei erfährt man auch, dass in diesem Jahr gleich zwei Jubiläen begangen werden: 1867 wurde der erste Kanal in der Frankfurter Innenstadt gebaut und 1887 wurde die erste Kläranlage in Betrieb genommen. Für den Verkehrsdezernenten Klaus Oesterling (SPD) ist das denkmalgeschützte alte Klärwerk eines der Highlights, die beim Tag der offenen Tür zu besichtigen sind. Tatsächlich habe es in dem schaurig-romantischen Gewölbe (siehe Foto) schon Dreharbeiten für Fernsehfilme gegeben.
Normalerweise ist das alte Klärwerk nicht geöffnet, nur zu besonderen Anlässen. Der letzte Tag der offenen Tür aber liegt auch schon wieder sechs Jahre zurück. Auf dem Areal an der Goldsteinstraße 160 soll an dem Samstag vorgeführt werden, wie man einen Kanal baut, dazu stehen dann die Originalfahrzeuge, etwa Schreitbagger zur Besichtigung bereit, es gibt Informationen zum Gewässerausbau, die Abwasserreinigungsanlage kann besichtigt werden, es gibt Informationen zu den Abwassergebühren und zu den Möglichkeiten der Grundstücksentwässerung. Wer also bei starkem Regenfall immer darum bangen muss, dass der nicht Keller wieder vollläuft, der kann sich über Rückstausicherungen informieren. Da die Stadtentwässerung Frankfurt, für die 420 Mitarbeiter tätig sind, auch Ausbildungsplätze anbietet, wirbt sie auch künftige Konstruktionsmechaniker, Fachkräfte für Abwassertechnik und Elektroniker an, die schon mal den potentiellen Arbeitsplatz besichtigen können.
Doch darüber hinaus werden am Tag der offenen Tür auch Exkursionen angeboten, teilweise sogar mit Busshuttle. So erhält man Gelegenheit, in einen hundert Jahre alten, gemauerten Kanal hinabzusteigen, kann die Schlammentwässerungsanlage in Sindlingen besichtigen oder das Pumpwerk Unterschweinstiege. Für Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren, die sich zuvor auf der Homepage angemeldet haben, steht sogar eine Floßfahrt auf der Nidda auf dem Programm. Selbstredend wird es auf dem Gelände des Klärwerks Niederrad auch Vergnügungsmöglichkeiten für Kinder geben und für Speis und Trank wird auch gesorgt sein.