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Streit zwischen Peter Beuth und der Eintracht
Lasst es gut sein
Die Eintracht-Fans sind wütend auf Innenminister Peter Beuth. Das haben sie am vergangenen Samstag in aller Deutlichkeit mit zahlreichen Schmähbannern gezeigt. JOURNAL-Chefredakteurin Ronja Merkel war im Stadion und fragt sich: Muss das wirklich sein? Ein Kommentar.
Innenminister Peter Beuth hat es gerade nicht leicht: Erst der Skandal um Nazi-Polizisten, dann der Streit mit der Eintracht Frankfurt nach einem unglücklich verlaufenen Polizeieinsatz und nun machen die Eintracht-Fans ihrem Ärger auch noch mit wütenden Schmähungen Luft. Beim Spiel der SGE gegen die TSG Hoffenheim am vergangenen Samstag (sensationelles 3:2) war praktisch das gesamte Stadion mit Bannern tapeziert, die direkt an den Innenminister adressiert waren.
Zugegeben, die Stimmung an diesem Spieltag war sagenhaft und die Sprüche auf den Plakaten teilweise wirklich witzig. Die ohnehin nie leisen Eintracht-Fans hatten gefühlt nochmal mehr Stimmgewalt. Als Goncalo Paciencia in der 96. Minute den Siegtreffer erzielte, explodierte das Stadion regelrecht. Gefeiert wurde nicht nur der Sieg über den Gegner aus Hoffenheim, sondern auch über den aus Wiesbaden: Peter Beuth. „FFM ist auf Beuthejagd“ war auf einem der Banner zu lesen. Oh ja, die Eintracht-Fans waren auf der Jagd und die ungehinderte Zurschaustellung ihres Hasses war die Armbrust, mit der sie Peter Beuth erlegen konnten – zumindest temporär, in diesem kleinen, abgeschirmten Safe Space. Aber mal ehrlich: Muss das sein?
In der vergangenen Woche wurde rauf und runter diskutiert, ob der Polizeieinsatz beim Spiel gegen Schachtar Donezk am 21. Februar gerechtfertigt war. Wenige Stunden vor Spielbeginn führte die Polizei eine Durchsuchung durch, die zur Absage einer aufwendig geplanten Choreografie führte. Die Durchsuchungen waren laut Polizei aufgrund von Formulierungen des Eintracht-Präsidenten Peter Fischer veranlasst worden. Dieser hatte vor dem Spiel davon gesprochen, das Stadion müsse „brennen“. Dies habe die Polizei als Aufforderung des Abbrennens von Pyrotechnik verstanden. Fischer stellte seine Aussage klar, trotzdem durchsuchte die Polizei vor Anpfiff des Spiels Kurve und Räumlichkeiten der Ultras. Gefunden wurde nichts, doch die Ultras fühlten sich provoziert und fertigten ein Banner mit beleidigendem Inhalt gegen Hessens Innenminister Peter Beuth an. Darauf war zu lesen: „Beuth, der Ficker fickt zurück“. Die Polizei beschlagnahmte das Plakat, es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Fans berichteten von mehreren Verletzten. Daraufhin sagten die Ultras die über Tage aufwendig geplante Choreografie ab. Nach den Ereignissen habe man „nicht einfach zur Tagesordnung übergehen können“.
Offensichtlich kann man auch eine Woche später noch nicht wieder zur Tagesordnung übergehen. „Stadionverbeuth sofort!“, „Typisches Beutheschema“, „Peter Beuth & NSU – kein Problem für CDU“, „Eines ist nun ziemlich klar: Beuth ist unzumutbar“, sind nur einige der Sprüche, die am Samstag im Stadion zu lesen waren. Die Fans sind tief verletzt und sie zeigen es. Das ist wenig überraschend – aber warum lässt die Eintracht Frankfurt selbst das zu? Man mag unterschiedlicher Meinung sein, ob der Polizeieinsatz am 21. Februar gerechtfertigt war – ganz abwegig ist der Gedanke, dass gezielt Pyrotechnik im Waldstadion eingesetzt werden sollte, nicht – ein deeskalierendes Verhalten sollte im Nachhinein dennoch gepflegt werden. Auch, wenn man sich im Recht fühlt.
Beleidigende Banner im Stadion treiben außerhalb dieses abgeschirmten Ortes die Ermittlungen im Polizeiskandal nicht voran, sie bringen Seda Başay-Yıldız keine Gerechtigkeit und sie fördern mit Sicherheit keinen fruchtbaren Dialog. Dass die Fans wütend sind, ist nachvollziehbar, dass sich die Eintracht einmal mehr still verhält und aus ihrem Stadion eine Gated Community macht, in dem die Regeln und Rechte der Außenwelt außer Kraft gesetzt werden, jedoch nicht. Das ist weder progressiv, noch links – es ist albern. Und wir sollten doch alle wissen, was passiert, wenn sich ein gejagtes Tier in die Ecke gedrängt fühlt: Es schnappt und beißt irgendwann in alle Richtungen.
Zugegeben, die Stimmung an diesem Spieltag war sagenhaft und die Sprüche auf den Plakaten teilweise wirklich witzig. Die ohnehin nie leisen Eintracht-Fans hatten gefühlt nochmal mehr Stimmgewalt. Als Goncalo Paciencia in der 96. Minute den Siegtreffer erzielte, explodierte das Stadion regelrecht. Gefeiert wurde nicht nur der Sieg über den Gegner aus Hoffenheim, sondern auch über den aus Wiesbaden: Peter Beuth. „FFM ist auf Beuthejagd“ war auf einem der Banner zu lesen. Oh ja, die Eintracht-Fans waren auf der Jagd und die ungehinderte Zurschaustellung ihres Hasses war die Armbrust, mit der sie Peter Beuth erlegen konnten – zumindest temporär, in diesem kleinen, abgeschirmten Safe Space. Aber mal ehrlich: Muss das sein?
In der vergangenen Woche wurde rauf und runter diskutiert, ob der Polizeieinsatz beim Spiel gegen Schachtar Donezk am 21. Februar gerechtfertigt war. Wenige Stunden vor Spielbeginn führte die Polizei eine Durchsuchung durch, die zur Absage einer aufwendig geplanten Choreografie führte. Die Durchsuchungen waren laut Polizei aufgrund von Formulierungen des Eintracht-Präsidenten Peter Fischer veranlasst worden. Dieser hatte vor dem Spiel davon gesprochen, das Stadion müsse „brennen“. Dies habe die Polizei als Aufforderung des Abbrennens von Pyrotechnik verstanden. Fischer stellte seine Aussage klar, trotzdem durchsuchte die Polizei vor Anpfiff des Spiels Kurve und Räumlichkeiten der Ultras. Gefunden wurde nichts, doch die Ultras fühlten sich provoziert und fertigten ein Banner mit beleidigendem Inhalt gegen Hessens Innenminister Peter Beuth an. Darauf war zu lesen: „Beuth, der Ficker fickt zurück“. Die Polizei beschlagnahmte das Plakat, es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Fans berichteten von mehreren Verletzten. Daraufhin sagten die Ultras die über Tage aufwendig geplante Choreografie ab. Nach den Ereignissen habe man „nicht einfach zur Tagesordnung übergehen können“.
Offensichtlich kann man auch eine Woche später noch nicht wieder zur Tagesordnung übergehen. „Stadionverbeuth sofort!“, „Typisches Beutheschema“, „Peter Beuth & NSU – kein Problem für CDU“, „Eines ist nun ziemlich klar: Beuth ist unzumutbar“, sind nur einige der Sprüche, die am Samstag im Stadion zu lesen waren. Die Fans sind tief verletzt und sie zeigen es. Das ist wenig überraschend – aber warum lässt die Eintracht Frankfurt selbst das zu? Man mag unterschiedlicher Meinung sein, ob der Polizeieinsatz am 21. Februar gerechtfertigt war – ganz abwegig ist der Gedanke, dass gezielt Pyrotechnik im Waldstadion eingesetzt werden sollte, nicht – ein deeskalierendes Verhalten sollte im Nachhinein dennoch gepflegt werden. Auch, wenn man sich im Recht fühlt.
Beleidigende Banner im Stadion treiben außerhalb dieses abgeschirmten Ortes die Ermittlungen im Polizeiskandal nicht voran, sie bringen Seda Başay-Yıldız keine Gerechtigkeit und sie fördern mit Sicherheit keinen fruchtbaren Dialog. Dass die Fans wütend sind, ist nachvollziehbar, dass sich die Eintracht einmal mehr still verhält und aus ihrem Stadion eine Gated Community macht, in dem die Regeln und Rechte der Außenwelt außer Kraft gesetzt werden, jedoch nicht. Das ist weder progressiv, noch links – es ist albern. Und wir sollten doch alle wissen, was passiert, wenn sich ein gejagtes Tier in die Ecke gedrängt fühlt: Es schnappt und beißt irgendwann in alle Richtungen.
4. März 2019, 11.25 Uhr
Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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