Rätselraten um Süßigkeiten

Von Brenten und Nonneförz am Weihnachtsmarkt

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Ein Rundgang auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt erfreut nicht nur das Auge und macht unter Umständen satt, der Eingeplackte erfährt auch einiges über die Süßigkeitenkultur der Frankfurter. oder kennen Sie Nonneförz?

Nicole Brevoord /

Vergessen Sie Lübecker Marzipan, Nürnberger Elisenlebkuchen und Aachener Printen. Der Frankfurter isst wenn schon Brenten. Das ist eine Marzipanspezialität, die schon Goethe gegessen haben soll, und an deren allgegenwärtigen Präsenz auf dem Weihnachtsmarkt vielleicht auch das JOURNAL FRANKFURT schuld ist. Denn noch vor wenigen Jahren fragten wir an jedem Süßigkeitenstand auf dem Römerberg und dem Paulsplatz danach. Doch statt Brenten gab es nur Printen und ratloses Kopfschütteln. Ein Jahr später reagierten offenbar viele Stände auf die neue Nachfrage und jetzt sind sie wieder en vogue.
Brenten sind Marzipantäfelchen, die bereits im Mittelalter bekannt waren. Die Marzipanmasse wird bei der Herstellung in Holzförmchen gepresst, ähnlich wie man es von der Herstellung von Spekulatius kennt. Und anscheinend hat auch der Dichter Eduard Mörike daran Gefallen gefunden, er verewigte die Süßigkeit in dem Gedicht „Frankfurter Brenten“.

Brenten sind den Bethmännchen übrigens nicht unähnlich. Diese bestehen bekanntlich aus Mandeln, Puderzucker und Rosenwasser und den drei halbierten Mandeln als Dekor, die mit Eigelb glasiert und gebacken werden. Angeblich soll anno 1838 der Pariser Konditor Jean Jacques Gautenier Küchenchef im Hause des Bankiers und Ratsherrn Simon Moritz von Bethmann gewesen sein und diese Köstlichkeit erfunden haben. ursprünglich sollen vier Mandelhälften auf den Marzipankugeln gehaftet haben, nämlich eine Hälfte pro Bethmannsohn. Als einer im Jahr 1826 jedoch starb, nahm man eine Hälfte weg.

Läuft man weiter über den Weihnachtsmarkt, dann entdeckt man auch Haddekuche, ein harter rautenförmiger und geriffelter Pfefferkuchen, der wegen seiner Würze sicher in die Lebkuchensaison passt. Kenner aber erwerben ihn auch jenseits vom Advent beim Brezelbubb in der Apfelweinkneipe. Vielleicht hat auch deshalb der Haddekuchen so ein geriffeltes Muster wie ein Geripptes.

Weniger lecker aber dafür lustig anzusehen sind die Quetschemännche, die es allenthalben an den Ständen zu entdecken gibt. Figürchen also aus Trockenpflaumen und Walnüssen, gerne auch in Gestalt von Schornsteinfegern oder Pärchen. In Frankfurt war es früher mal Sitte, dass junge Herren ihrer Angebeteten ein Quetschemännche schenkten. Behielt sie es, so hatte der Jüngling eine Chance, gab sie es zurück, so wurde es nichts mit der Liebschaft.

All diese Spezialitäten auf dem Weihnachtsmarkt haben eine Geschichte. Eine fehlt aber noch. Denn in diesem Jahr findet man vor dem Römer an einem Stand die angebliche und bis dahin kaum gesichtete Frankfurter Spezialität „Nonnefürz“. Hierbei handelt es sich um rautenförmige Stücke, die aus geschichteter Oblate und leckerer Schokoladencreme bestehen. Wieso ein derart zartschmelzendes Etwas nach dem Wind einer Glaubensschwester benannt wurde, leuchtet nicht ein und konnte bislang nicht geklärt werden. Sachdienliche Hinweise zur Herkunft nimmt die Redaktion gerne entgegen unter redaktion@journal-frankfurt.de


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