Paul van Dyk lässt die Planeten kreisen

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DerChristian /

Vor drei Jahren war das "Music Discovery Project" noch ein Experiment: Ein klassisches Werk, eine Ikone der Musikgeschichte, wollte das hr-Sinfonieorchester damals gemeinsam mit Musikern der Techno- und House-Szene neu interpretieren. Tom Wax spielte Dvoraks 9. Sinfonie, im letzten Jahr stellte Mousse T. seine Version von Beethovens 5. Sinfonie vor – und am Freitag war kein geringerer als Paul van Dyk am Start. Gustav Holst klangmächtige Orchestersuite wollte er an seine Musiksprache anpassen.

Aus dem Experiment von einst ist jedoch längt eine Riesengaudi für Jung und Alt geworden. Die Jahrhunderthalle war ausverkauft bis unters Dach, die Stimmung zeitweise phänomenal. Aber wie es bei Reisengaudis so üblich ist: Musikalisch blieb das Ganze wieder ziemlich hinter den Erwartungen zurück. Paavo Järvi und sein Orchester stellten zunächst die Originalkomposition völlig uninspiriert vor. Im ersten Satz fielen die Instrumentengruppen teilweise komplett auseinander, und auch in der Folge wirkte Holst geradezu brottrocken, fast schon blutleer.

Mag sein, dass dahinter die unrealisierbare Idee stand, das Original möglichst ohne Zusätze zu spielen. Mag sein, dass die Musiker, wenn sie in der Alten Oper auftreten, deutlich konzentrierter zu Werk gehen. – Egal.

Als dann Paul van Dyk mit viel Nebel aus dem Orchestergraben aufstieg, tobte die Masse. Aber den Sound, den wir von dem Berliner Produzenten und DJ kennen und lieben, gab es nicht. Statt dessen eine weichgspülte Mischung aus "uff-ta-ta-uff-ta"-Rock, Weltmusikklängen und butterweichen Vocals. Nix House, und nur in Ansätzen wagte er sich ins Techno-Genre.

Und was das Ganze dann mit Holst und dessen Planeten zu tun haben sollte – wir wissen es nicht. Und wollen es – um ehrlich zu sein – auch gar nicht wissen.

Bild: Kinsler


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