Neue Band, alte Hits - Foreigner-Gitarrist Mick Jones im Interview

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red /

Am 17. Dezember kommt die legendäre Rock-Gruppe Foreigner im Rahmen ihrer Europa-Tournee in die Offenbacher Stadthalle. Von der Originalbesetzung ist nur der Gitarrist Mick Jones verblieben, die ehemalige Starbesetzung um Lou Gramm und Ian McDonald ist durch junge, aber bereits banderfahrene Musiker ersetzt worden. Der neue Schlagzeuger, Jason Bonham, ist sogar der Sohn des früh verstorbenen Led Zeppelin-Schlagzeugers John Bonham.
Sein Schlagzeugspiel durfte er gestern beim Comeback-Konzert von Led Zeppelin demonstrieren.



Wir durften ein Interview mit Mick Jones führen.



Journal Frankfurt: Was ist es für ein Gefühl, Ihre alten Hits mit einer ganz neuen Formation zu spielen?



Mick Jones: Die vergangenen Jahre mit der „neuen“ Band waren ganz fantastisch. Es gab in den 90ern eine Zeit, in der Foreigner seine Glaubwürdigkeit verloren hatte und ich stand, als Kopf der Band, vor der schweren Entscheidung, die alte Formation aufzugeben. Es hat eine Menge Arbeit gebraucht, um das Image und den Charme von Foreigner wieder herzustellen, mit dem wir seinerzeit so erfolgreich waren. Gleichzeitig wollte ich auch eine etwas neue Identität haben, ich wollte eine kraftvolle, energiegeladene Band, ungefähr das, was wir Anfang der 70er vermittelten.



JF: Wie haben Sie die neuen Bandmitglieder ausgesucht?



MJ: Jason, unseren Schlagzeuger, kannte ich schon seit seinen Kindertagen. Er war sofort begeistert, als ich ihn den Vorschlag machte, bei Foreigner zu spielen. Die Suche nach einem neuen Leadsänger war da schon schwieriger. Ich bin durch die ganze USA, nach England und Australien gereist, um mit Kandidaten anzuhören und dann stieß ich nach neun Monaten auf Kelly Hansen - in San Francisco. Wir begannen alle zusammen zu proben und der Sound war einfach großartig.



JF: Was ist an den neu aufgenommenen Songs anders als an den Originalversionen?



MJ: Wir versuchen, den alten Sound beizubehalten, aber ihn zugleich der heutigen Zeit anzupassen, indem wir die Arrangements modernisiert und variiert haben. Die Neuaufnahmen haben einfach mehr Energie, mehr Power. Wir improvisieren viel, vor allem bei den Konzerten, und haben richtig Spaß mit unseren alten Klassikern zu arbeiten.



JF: Wie wird die neue Band vom Publikum aufgenommen?



MJ: Die Fans sind ganz verrückt nach unseren Liedern: „Juke Box Hero“, „Urgent“, „Feels like the very first time“. Und zu den Konzerten kommen nicht nur Leute, die schon in den 80ern bei uns dabei waren, sondern auch junge Leute, die die Texte sogar mitsingen können. Die haben wahrscheinlich heimlich die Platten ihrer Eltern gehört (lacht).



JF: Haben Sie schon neue Songs in Planung?



MJ: Ja, ich arbeite gerade an einem neuen Album. Ich schreibe zusammen mit Kelly und Jason die Songs dafür. Wahrscheinlich werde ich für ein, zwei Lieder mit meinem Stiefsohn Mark Ronson zusammenarbeiten, der ja gerade selbst groß rauskommt und unter anderem auch Amy Winehouse produziert. Jedenfalls soll es ein zeitgemäßes Album sein. Vielleicht kommt es auch zu einer Kooperation mit Scott Storch, dem Hip-Hop Produzenten, das wäre sicher sehr interessant. Ich höre auch sehr viele junge Rockbands und finde es klasse, was die Queens of the Stone Age und die White Stripes machen. Aber auch Bob Dylans letztes Album hat mir richtig gut gefallen. Das wichtigste ist es, sich auf dem neuesten Stand zu halten, aber sich nicht zu sehr von den anderen Bands beeinflussen zu lassen, sonst verliert man die eigene Identität.


JF: Was bedeutet es für Sie in Deutschland zu spielen?



MJ: Schon vor zwanzig Jahren haben wir gerne vor den deutschen Fans gespielt, unser erstes Konzert war 1978. Wir wurden immer großartig unterstützt, wir waren sogar die erste Band, die ein Album mehr als eine Million Mal verkauft hat, 1981 mit unserer vierten LP. Auch mit vielen deutschen Rockgruppen sind wir befreundet, die Scorpions zum Beispiel kennen wir schon seit ewigen Zeiten. Ich hoffe, dass es nicht die letzte Tournee durch Deutschland sein wird, ich möchte noch so lange auf der Bühne steht, wie es mir möglich ist.



JF: Wie ist ihr Verhältnis zu den ehemaligen Bandmitgliedern?



MJ: Die fragen mich immer, wenn sie mich sehen: wie schaffst du das nur – 120 Konzerte im Jahr und das in deinem Alter? (lacht) Nein, wir sehen uns zwar nicht so häufig, aber wenn, kommen wir immer ins Gespräch. Zu Lou habe ich keine Kontakte mehr, aber wir haben uns nie sehr gut verstanden. Es war nie so eine Harmonie in der Band, wie es jetzt der Fall ist. Wir wollen im nächsten Jahr viel anpacken, viele Festivals spielen und das neue Album machen. Foreigner ist mein Baby und ich habe gerade richtig viel Spaß damit.




Foreigner spielten gestern übrigens bei dem Gedenkkonzert zu Ehren des verstorbenen Produzenten Ahmet Ertegün, das zugleich auch das umjubelte und gefeierte Revival von Led Zeppelin war. Deshalb ist auch das Konzert in Offenbach, das anfangs für den 10. Dezember geplant war, auf den kommenden Montag verschoben worden. Als Vorband spielt die Band Hole Full, die lange Zeit unter dem Namen Hole Full of Love als AC/DC Tribute-Band Erfolge feierte. Die fünf Frankfurter bringen demnächst ihr erstes selbst komponiertes Album „Holefull“ auf den Markt.




Interview Text: Gary Vanisian


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