Nachruf

Im Gedenken an Peter Kurzeck

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Peter Kurzeck schrieb wie kein anderer. Für seine autobiographischen Romane und Erzählungen über das Leben in der hessischen Provinz und seiner späteren Heimat Frankfurt wurde er vielfach ausgezeichnet. In der Nacht zum 25. November starb der große Literat.

Christoph Schröder /

Wer in seinem Leben jemals einen Peter-Kurzeck-Erkenntismoment hatte, darf sich glücklich schätzen, denn ab diesem Augenblick beginnt die Welt sich zu verwandeln und einen ganz eigenen Tonfall anzunehmen, den von Peter Kurzeck, diesen melodiösen, leicht singenden Tonfall, bei dem sich die Stimme am Satzende hebt, um zu signalisieren, dass es noch weitergeht, dass es immer weitergeht mit dem Anschauen, Erinnern, Beschreiben. Peter Kurzeck ist tot, gestorben im Alter von 70 Jahren infolge mehrerer Schlaganfälle. Es ist das Schlimmste, was der deutschsprachigen Literatur seit vielen Jahren passiert ist. Kurzeck wurde 1943 in Böhmen geboren; 1946 kam er mit seiner Mutter und seiner Schwester als Flüchtlingskind nach Staufenberg in Oberhessen. 1977 zog er nach Frankfurt am Main; seit den frühen 90er-Jahren lebte er überwiegend im südfranzösischen Uzès. „Das alte Jahrhundert“ heißt der auf zwölf Bände angelegte Romanzyklus, den Kurzeck 1997 mit „Aufs Eis“ begann und der 2011 mit dem rund 1000 Seiten starken „Vorabend“ seinen, wie man glauben durfte, vorläufigen Höhepunkt fand. Heute wissen wir, dass der „Vorabend“, der fünfte Band, ein Endpunkt ist. Seit 2007, seit dem Erscheinen des Hörbuchs „Ein Sommer, der bleibt“, hat Peter Kurzeck endlich, endlich, endlich eine überregionale Aufmerksamkeit gefunden. Fast ist er in manchen Kreisen zu einer Art von Kultautor geworden. Seinem Freund und Verleger K.D. Wolff ist er niemals untreu geworden, im Gegenteil: Der Frakfurter Stroemfeld Verlag und dessen Verleger sind auf ganz natürliche Weise Teil des literarischen Kosmos von Peter Kurzeck geworden. Den angeblich bedeutendsten Literaturpreis in Deutschland, den Büchner-Preis, hat Peter Kurzeck nie bekommen. Wenn es einmal einen Anlass gegeben hätte, den Preis posthum zu verleihen, dann jetzt.


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