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Kultur im digitalen Wandel
Kann KI kreativ sein?
Künstliche Intelligenz (KI) dringt in immer mehr ganz alltägliche Bereiche ein. Bislang galten Emotionen und Kreativität als menschliche Königsdisziplinen, doch aktuelle Entwicklungen computerbasierter Technologien zeigen eine neue Zukunft auf.
Künstliche Intelligenz (KI) und Algorithmen scheinen alles zu können, was der Mensch kann – oftmals übertrumpfen sie ihn sogar: Bilder malen wie der niederländische Maler Rembrandt, Gedichte verfassen wie Shakespeare oder Musik komponieren wie Johann Sebastian Bach. Auf zahlreichen Online-Plattformen lassen sich solche Prozesse durch Verbindung zu riesigen Datenmengen und aufgrund der zur Verfügung stehenden Rechenleistung ermöglichen. Dahinter steckt: Maschinelles Lernen, ein Schlagwort unserer Zeit. Von Menschen programmierte Maschinen treffen komplexe Entscheidungen – oft schneller und besser als Menschen selbst, denn für das menschliche Auge und Gehirn ist die monströse Infrastruktur kaum zu bewältigen. Zudem werden die Technologien immer günstiger und die Verbreitung erstreckt sich über nahezu alle Branchen.
Vergangene Woche lud die Polytechnische Gesellschaft Frankfurt zu einem Informationsabend in die Zentrale der Frankfurter Sparkasse zum Themenabend „Kann KI kreativ sein?“ ein. In vielen Lebensbereichen haben wir uns an die Präsenz von KI gewöhnt. Sei es im täglichen Umgang mit unserem Smartphone, beim Autofahren oder bei der Nutzung des Amazon-Sprachdienstes Alexa. KI dringt zunehmend in unseren Alltag ein. Häufig wird daher auch die Frage diskutiert: Nehmen uns die Maschinen bald die Arbeit weg? Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Studien bejahen dies. Es gibt aber auch die Auffassung: Neue Technologien schaffen stets neue Arbeitsplätze.
Das Problem sei nicht die KI selbst, sondern dessen Gebrauch in der Gesellschaft, ist allgemeiner Konsens an diesem Informationsabend. Vor rund drei Jahren wurde „The Next Rembrandt“ geschaffen: Ein Kunstwerk, das täuschend echt den Stil Rembrandts imitiert. Dahinter steht eine KI, die von Museen und Technologieunternehmen entwickelt wurde. Diese KI wurde anhand von existierenden Rembrandt-Bildern trainiert und lernte so, ein neues „Rembrandt-Porträt“ zu schaffen. „KI ist eine Methode und ein Material“, erklärte Franziska Nori, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, bei der Veranstaltung der Polytechnischen Gesellschaft.
Programmieren als eine Kunstform
Im vergangenen Jahr kam das erste durch einen Algorithmus geschaffene Gemälde beim Auktionshaus Christie’s in New York unter den Hammer. Das Werk „Edmond de Belamy“ wurde für 432 000 Dollar versteigert. Nur die kryptographische Signatur im unteren Bereich des Bildes lässt erkennen, dass dahinter kein Mensch steht. Das Pariser Kollektiv Obvious, „ein Zusammenschluss von drei jungen Männern, getrieben von einer gemeinsamen Sensibilität für Fragen, die mit dem zunehmenden Aufkommen von KI und Machine Learning verbunden sind“, heißt es vom Kollektiv, hat das Werk geschaffen. Die Arbeit ist Teil einer Serie von Porträts: „La Famille de Belamy“. Das Projekt begann mit der Entdeckung von Generative Adversarial Networks (GAN). Als Systemgrundlage wurde ein Datensatz mit 15 000 Bildern gefüttert, die zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert entstanden sind und woraus der „Generator“ dann eigene Bilder entwickelt. Vom „Discriminator“ wird dann geprüft, ob sie als Abbilder von Menschen anzusehen sind. Christie's hatte die Versteigerung als „Ankunft von KI auf der weltweiten Auktionsbühne“ bezeichnet. Die generative Kunst ist aber kein Phänomen des 21. Jahrhunderts; schon seit den 70er-Jahren experimentieren Künstlerinnen und Künstler mit automatisierten Prozessen und überlassen Maschinen das kreative Schaffen. Seitdem gab es immer wieder KI-Arbeiten in Kunst, Musik und Literatur. Doch wenn Maschinen kreativ werden, worin unterscheiden sie sich dann noch vom Menschen?
Kunstmarktmechanismen
Zur Kunst gehören immer auch die Künstlerpersönlichkeit und ihre individuellen Erfahrungen. Da diese Erfahrungen sowie intuitive Entscheidungen den Maschinen fehlen, stellt sich die Frage, ob Kunstwerke Künstlicher Intelligenz überhaupt Kunst im klassischen Sinne sind. Und vor allem, warum verkaufen sich diese Bilder zu so hohen Summen? „KI kann Muster erkennen und verbreiten, aber Kreativität kann sie nur simulieren, sie beruht auf programmierten Stilmitteln“ zeigte sich Brigitte Falkenburg, Physikerin und Philosophin, vergangene Woche überzeugt. KI, die Kunstwerke generiert, simuliere einen Kunststil, genauso wie ein Pflege-Roboter menschliche Zuwendung simuliere.
„Algorithmen sind in erster Linie nicht dazu geschaffen, um neue Bilder zu kreieren“, sagte Holger Volland, Kultur- und Technikexperte aus Frankfurt und ebenfalls Gast bei der Polytechnischen Gesellschaft. Aber auch die Werbeindustrie bedient sich beim Nachschub von Bildern zunehmend mit KI-Fotos. „Mittlerweile liefern Algorithmen Motive, anstelle von Models.“ Und bei vielen der KI-Porträts fällt es dem menschlichen Auge nicht leicht, die „Fälschung“ zu erkennen. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis die KI-Systeme so gut trainiert sind, dass solche Mängel beseitigt werden können. Die negativen Auswirkungen auf den Markt der Foto- und Bildagenturen, die Bilder auf Vorrat anbieten, scheinen vorhersehbar. So beeinflusst KI unsere Kultur, aber nicht, so Volland, weil sie kreativ sei, „sondern weil sie wirtschaftlich sinnvoll ist.“
Vergangene Woche lud die Polytechnische Gesellschaft Frankfurt zu einem Informationsabend in die Zentrale der Frankfurter Sparkasse zum Themenabend „Kann KI kreativ sein?“ ein. In vielen Lebensbereichen haben wir uns an die Präsenz von KI gewöhnt. Sei es im täglichen Umgang mit unserem Smartphone, beim Autofahren oder bei der Nutzung des Amazon-Sprachdienstes Alexa. KI dringt zunehmend in unseren Alltag ein. Häufig wird daher auch die Frage diskutiert: Nehmen uns die Maschinen bald die Arbeit weg? Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Studien bejahen dies. Es gibt aber auch die Auffassung: Neue Technologien schaffen stets neue Arbeitsplätze.
Das Problem sei nicht die KI selbst, sondern dessen Gebrauch in der Gesellschaft, ist allgemeiner Konsens an diesem Informationsabend. Vor rund drei Jahren wurde „The Next Rembrandt“ geschaffen: Ein Kunstwerk, das täuschend echt den Stil Rembrandts imitiert. Dahinter steht eine KI, die von Museen und Technologieunternehmen entwickelt wurde. Diese KI wurde anhand von existierenden Rembrandt-Bildern trainiert und lernte so, ein neues „Rembrandt-Porträt“ zu schaffen. „KI ist eine Methode und ein Material“, erklärte Franziska Nori, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, bei der Veranstaltung der Polytechnischen Gesellschaft.
Programmieren als eine Kunstform
Im vergangenen Jahr kam das erste durch einen Algorithmus geschaffene Gemälde beim Auktionshaus Christie’s in New York unter den Hammer. Das Werk „Edmond de Belamy“ wurde für 432 000 Dollar versteigert. Nur die kryptographische Signatur im unteren Bereich des Bildes lässt erkennen, dass dahinter kein Mensch steht. Das Pariser Kollektiv Obvious, „ein Zusammenschluss von drei jungen Männern, getrieben von einer gemeinsamen Sensibilität für Fragen, die mit dem zunehmenden Aufkommen von KI und Machine Learning verbunden sind“, heißt es vom Kollektiv, hat das Werk geschaffen. Die Arbeit ist Teil einer Serie von Porträts: „La Famille de Belamy“. Das Projekt begann mit der Entdeckung von Generative Adversarial Networks (GAN). Als Systemgrundlage wurde ein Datensatz mit 15 000 Bildern gefüttert, die zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert entstanden sind und woraus der „Generator“ dann eigene Bilder entwickelt. Vom „Discriminator“ wird dann geprüft, ob sie als Abbilder von Menschen anzusehen sind. Christie's hatte die Versteigerung als „Ankunft von KI auf der weltweiten Auktionsbühne“ bezeichnet. Die generative Kunst ist aber kein Phänomen des 21. Jahrhunderts; schon seit den 70er-Jahren experimentieren Künstlerinnen und Künstler mit automatisierten Prozessen und überlassen Maschinen das kreative Schaffen. Seitdem gab es immer wieder KI-Arbeiten in Kunst, Musik und Literatur. Doch wenn Maschinen kreativ werden, worin unterscheiden sie sich dann noch vom Menschen?
Kunstmarktmechanismen
Zur Kunst gehören immer auch die Künstlerpersönlichkeit und ihre individuellen Erfahrungen. Da diese Erfahrungen sowie intuitive Entscheidungen den Maschinen fehlen, stellt sich die Frage, ob Kunstwerke Künstlicher Intelligenz überhaupt Kunst im klassischen Sinne sind. Und vor allem, warum verkaufen sich diese Bilder zu so hohen Summen? „KI kann Muster erkennen und verbreiten, aber Kreativität kann sie nur simulieren, sie beruht auf programmierten Stilmitteln“ zeigte sich Brigitte Falkenburg, Physikerin und Philosophin, vergangene Woche überzeugt. KI, die Kunstwerke generiert, simuliere einen Kunststil, genauso wie ein Pflege-Roboter menschliche Zuwendung simuliere.
„Algorithmen sind in erster Linie nicht dazu geschaffen, um neue Bilder zu kreieren“, sagte Holger Volland, Kultur- und Technikexperte aus Frankfurt und ebenfalls Gast bei der Polytechnischen Gesellschaft. Aber auch die Werbeindustrie bedient sich beim Nachschub von Bildern zunehmend mit KI-Fotos. „Mittlerweile liefern Algorithmen Motive, anstelle von Models.“ Und bei vielen der KI-Porträts fällt es dem menschlichen Auge nicht leicht, die „Fälschung“ zu erkennen. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis die KI-Systeme so gut trainiert sind, dass solche Mängel beseitigt werden können. Die negativen Auswirkungen auf den Markt der Foto- und Bildagenturen, die Bilder auf Vorrat anbieten, scheinen vorhersehbar. So beeinflusst KI unsere Kultur, aber nicht, so Volland, weil sie kreativ sei, „sondern weil sie wirtschaftlich sinnvoll ist.“
9. Dezember 2019, 12.45 Uhr
Sheera Plawner
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Spende an Frankfurter Streetangels
Eine schöne Geste: Gemeinsam überreichten der Stadtverordnete Thomas Bäppler-Wolf (SPD) und Marina Bergner von der Mainova zwei VIP-Fußballtickets und eine Geldspende an den Verein "Streetangel".
Text: Daniel Geyer / Foto: Thomas Bäppler-Wolf und Marina Bergner übergeben den Spendenscheck an Sabi Uskhi © Thomas Bäppler-Wolf
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18. Dezember 2024
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