Kronzeuge sagt weiter im Falk-Prozess aus

„Herr Falk tut mir leid“

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Vergangenen Donnerstag ging die Befragung des Hauptbelastungszeugen Etem E. im Prozess gegen Alexander Falk weiter. Mit jedem Prozesstag wird es schwieriger, zu durchblicken, was wahr ist und was nicht.

Elena Zompi /

Am vergangenen Dienstag, den 12. November, begann im Prozess gegen den Stadtplan-Erben Alexander Falk die Anhörung des Kronzeugen Etem E. Dieser belastet den Angeklagten schwer: Falk habe in seiner Anwesenheit seinem Bekannten Niyazi B. in einem Hamburger Restaurant einen Umschlag mit Geld zugeschoben und verlangt, den Rechtsanwalt Wolfgang J. „zum Schweigen zu bringen“. Wolfgang J. bereitete zu dem Zeitpunkt eine millionenschwere Zivilklage gegen Alexander Falk vor. Im Februar 2010 wurde J. durch einen Schuss in den Oberschenkel schwer verletzt. Laut E. habe Falk die Täter dann nicht bezahlen wollen, da J. nur angeschossen und nicht erschossen wurde. Niyazi B., der das Geld zunächst vorstrecken musste, habe zusammen mit seinem Bruder, Cihan B., Falk in einem Istanbuler Hotel in die Falle gelockt und ein Gespräch mitgeschnitten, dessen Tonaufnahmen belastende Aussagen Falks wiedergeben. Falk habe vorher von den Brüdern Kokain erhalten, um gesprächiger zu werden. „Mit Kokain redet man mehr“, Etem E. habe da Erfahrung. Wie ein Gutachten zuvor belegte ist die achtminütige Tonaufnahme geschnitten. E. erklärt dies damit, dass man Niyazi B.s Aussagen rausgeschnitten habe. Wie lange das Treffen insgesamt ging, wisse E. nicht.

Mit eben jener Aufnahme ging E. letztendlich zur Polizei. Nicht nur deshalb hängt in diesem Verfahren viel von Etem E.s Aussage ab. Denn eigentlich bleibt der Staatsanwaltschaft nicht mehr viel, auf was sie sich stützen kann. Erst vor etwa zwei Wochen hatte ein weiterer Zeuge, E.s Onkel, seine ursprüngliche Aussage, in der er Falk belastete, zurückgezogen. Er sei massiv von E. zu dieser Aussage gedrängt worden. Doch E. präsentierte dafür bereits vergangenen Dienstag eine andere Erklärung: Seinem Onkel seien vier bis fünf Millionen Euro für die geänderte Aussage angeboten worden. Er habe zwei Zeugen mitgebracht, die dies bestätigen können. Auch verschiedene SMS-Nachrichten, die Falks Verteidigung bei einem Prozesstermin im Oktober hervorbrachten und in denen E. einen gewissen „H.“ gewarnt habe nach Deutschland zu kommen, seien nicht von ihm. Der Chatverlauf soll nach Angaben der Verteidigung ein Gesprächsverlauf zwischen Etem E. und Cihan B. sein. E. allerdings habe diese Nachrichten zuvor noch nie gesehen. So etwas in der Türkei zu fälschen sei ein Kinderspiel, sagt E.

Das alles, sollten E.s Aussagen stimmen, wirkt wie ein Komplott gegen ihn. Die Beziehung zwischen ihm und den Brüdern habe sich irgendwann verschlechtert. So habe er Niyazi B. vorher gesagt, dass er mit den Tonaufnahmen zur Polizei gehe. Niyazi B. habe dies nicht verhindern wollen und habe lediglich gefordert, dass Etem E. warte, bis er in die Türkei fliegt. Doch später soll Niyazi B. wütend geworden sein, da er nun in der Türkei festsitze und seine Familie in Deutschland nicht mehr sehen könne. „Du wirst schon noch sehen, was du davon hast“, habe er zu E. gesagt. Cihan B. sei allerdings „ein guter Junger“, er habe nur „den Teufel als Bruder“, wie E. erklärt.

Und auch die Beziehung zwischen Falk und den Brüdern wirkt immer undurchsichtiger. Neben dem angeblichen Auftrag in dem Hamburger Restaurant, sollen sowohl Etem E. als auch die beiden Brüder Cihan und Niyazi B. weitere „geschäftliche Berührungspunkte“ mit Alexander Falk gehabt haben. E. habe mal Kokain und Haschisch für Falk besorgt. Warum Falk Haschisch haben wollte, verstehe E. nicht, „das ist doch eklig, Gras ist viel besser“, sagt er vor Gericht. Doch Falk habe nicht nur konsumiert, sondern auch drei Millionen Euro in ein Kokain-Geschäft der Brüder investiert. Diese sollen ihn laut E. allerdings „verarscht“ haben, um ihn „auszunehmen“. Auch, warum die Brüder, die gewusst haben sollen, dass E. mit den Aufnahmen zur Polizei geht, Falk nicht gewarnt haben, fragt E. sich: „Herr Falk hat immer gesagt, dass das seine Freunde seien, aber warum haben sie ihn dann nicht gewarnt?“ Wenn es nach Etem E. geht, ist auch Falk so etwas wie ein Opfer der Brüder. „Herr Falk tut mir leid“, sagt Etem E. schließlich. Von Falk kommt nur ein süffisantes Lächeln.


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