Heizer im Heizkraftwerk

Der heißeste Job der Stadt

Favorisieren Teilen Teilen

40 Grad im Schatten - dafür muss man nicht in die Ferne schweifen. Unsere Mitarbeiterin wärmte sich im Heizkraftwerk der Mainova nicht nur auf, sie ließ sich auch die Kraftwärmekopplung erklären.

Annika Schlendermann /

Mich fröstelt während mir Eberhard Jamrowski, Abteilungsleiter des Kraftwerksbetriebes Stadtmitte, die technischen Vorgänge im Heizkraftwerk erklärt. HKW-West, lautet der unromantische Name für den vermutlich heißesten Ort der Stadt. So würde Herr Jamrowski das natürlich nie sagen. Er sprich von einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, die im Gegensatz zu Kondensationskraftwerken sehr wirtschaftlich arbeite: Bis zu 90 Prozent der Steinkohle kann in Heizenergie und Strom umgewandelt werden. Das Kraftwerk in der Gutleutstraße wird mit Schiffen und Güterzügen im Wechsel beliefert. Die Kohle wird schließlich zu Staub zermahlen und anschließend in den Kessel geblasen, ein riesiges Behältnis in dem an der heißesten Stelle eine Temperatur von 1000 Grad Celsius herrscht.

Durch Rohranlagen innerhalb des Kessels wird Wasser geleitet, das daraufhin verdampft und unter hohem Druck und mit einer Temperatur von 530 Grad eine Turbine antreibt. Die erzeugt Strom. Der übrige Dampf wird noch einmal erhitzt und gelangt dann durch insgesamt 53 Kilometern Leitungen zu den Fernwärmekunden. Die gesamte Frankfurter Innenstadt wird vom HKW-West beheizt, die größten Abnehmer sitzen im Bankenviertel, auch das Uniklinikum und die nahegelegene Messe bekommen Wärme ab.

Im Kraftwerk selbst herrscht Schutzkleidungspflicht. Es geht vorbei an Kohlemühlen, Behälter in denen Wasser unter Druck auf einer Temperatur von 200 Grad Celsius gehalten wird bis wir schließlich an Frankfurts heißestem Arbeitsplatz ankommen: Dem Maschinenhaus im Turbinenflur. Schon im Flur ist es unheimlich warm, die dicke Luft schlägt mir sofort entgegen und erweckt in mir den Wunsch, meine eben noch nützliche, wärmende Daunenjacke loszuwerden. Im Maschinenhaus selbst, nochmals abgeschirmt durch Schallschutzhauben, sind es um die 40 Grad Celsius.

Die Mitarbeiter müssen mit ihrer Schutzkleidung jede Stunde einen Kontrollrundgang machen. „Im Sommer herrschen hier nochmal ganz andere Temperaturen“, ruft Herr Jamrowski über den Lärm hinweg. Einmal in neun Jahren wird der Inhalt des Maschinenraums in alle Einzelteile zerlegt und über einen Zeitraum von einem Vierteljahr sorgfältig überprüft und gegebenenfalls erneuert, in dieser Zeit arbeiten rund 50 interne und externe Spezialisten für längere Zeiträume unter diesen Temperaturbedingungen.
Als wir die Tür nach draußen aufstoßen bin ich zum ersten mal in diesem Winter froh die klirrende Kälte in meinem Gesicht zu spüren.


Anzeige
Anzeige

Mehr Stadtleben-News

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Kalender

Anzeige