Wer will nicht wohnen wie Designer Harald Glööckler in seinem Château Pompöös in Kirchheim? Auf der Heimtextil, der Leitmesse für Wohntextilien, stellte der Exzentriker seine neue, „royale“ Tapetenkollektion vor. Schlicht ist anders.
Nicole Brevoord /
Seit 30 Jahren ist Harald Glööckler als Designer aktiv, gestaltet Kleidung, Satteldecken, Taschen, gibt seinen Namen für Pralinen her, verdiente im Verkaufsfernsehen eine Menge Geld und lässt nicht zuletzt an seinem eigenen Erscheinungsbild seiner Kreativität freien Lauf. Der 51-Jährige ist ein Meister der Inszenierung. Natürlich kommt er zur Vorstellung seiner neuen Imperial-Tapetenkollektion am Stand der Marburger Tapetenfabrik auf der Heimtextilmesse zu spät. Das gehört dazu. In der Zwischenzeit hat er einen Warm-Upper, der Glööckler als DEN Designer Nummer 1 in Deutschland preist, die Zuschauer zu reichlich Applaus einheizt, so dass die Stimmung den Höhepunkt erreicht, als endlich „Glööcklers Einlaufmusik“ fanfarengleich eingespielt wird. Aus den Lautsprechern dröhnt die Stimme von Maria Callas, die die Norma-Arie „Casta Diva“ schmettert. Wie passend, wo doch gleich darauf die Diva Harald Glööckler auf der Bildfläche erscheint. Genau, er ist eine Erscheinung. Der Bart ist so pechschwarz wie das Haupthaar, das steil nach oben steht. Das Make up ist reichlich vorhanden und gibt dem von so manchem Schönheitsexperten modellierten Gesicht einen dramatischen Moment. Der Ausschnitt seines roten T-Shirts reicht fast bis zum Nabel und gibt den Blick auf ein Einhorntattoo auf seiner rechten Brust frei. Glööckler geriert sich als Märchenprinz. Wer braucht da einen König Ludwig?
Von der Rolle für 800 Euro Der 51-Jährige plaudert – gar nicht schüchtern – drauf los, berichtet von der Villa mit den zwölf Zimmern, die er vor eineinhalb Jahren in der Pfalz bezogen hat, seinem Château Pompöös und von seinem Wappen, das er dafür erfunden hat. „Ein ideales Emblem für Tapeten“, sagt der Exzentriker. Wer will, kann sich das jetzt selbst irgendwohin kleben, es ziert nun ganze Bahnen, ebenso wie Arabesken. „So kann sich jeder Kunde ein Château Pompöös nach Hause holen“, sagt Glööckler. „Royal, mondän, extrem Zeitgeist, so sei seine Kollektion“. Was so royal daher kommt, das kostet auch. Aber der Designer kann das erklären. „Man will ja keinen Mist an der Wand. Tapezieren ist teuer, da will man doch auch was Schönes, Exquisites. Wir sind ja an dem Punkt, wo alles billiger werden, aber auch in Deutschland produziert sein soll, natürlich gegen faire Bezahlung. Nur kosten soll das alles nichts.“ Glööckler setzt da einen Kontrapunkt. „Mehr Strass, mehr Aufwand.“ Da kostet so eine Tapete schon mal zwischen 66 und 800 Euro pro Rolle. Dafür gibt es pompööse Farben: Rot, Schwarz, Gold, Beige. Wer es dezenter mag, kann ja auf die Variation mit unterschiedlich großen Strasssteinen verzichten. Seien es ein goldener Schwan, ein Pfau oder auch geometrische, grafische Muster: Schlicht sehen die Glööcklertapeten definitiv nicht aus. „Der Pfau erinnert an chinesische Paläste“, sagt der Designer. „In Indien gelten Pfaue als Glücksbringer. Ich hätte ja gerne welche in meinem Garten, aber mein Hund ist dafür leider nicht zu begeistern“, gesteht Glööckler, dessen Tapeten angeblich Chocolaterien und Hotels weltweit zieren.
Nichtfans als beste Werbung Was sagt der Exzentriker zu seinem 30-jährigen Dienstjubiläum? Ob so viel Kreativität nicht ein Geschenk sei, wird er gefragt. „Manches Geschenk ist mehr eine Last, aber ich finde es großartig, ich geh mit viel Begeisterung an die Dinge heran, suche ständig das Neue und wenn ich eine Idee habe, dann will ich die auch sofort umsetzen. Deshalb macht Herr Glööckler auch 100 Millionen Sachen“, sagt’s und spricht von sich also plötzlich in der dritten Person. Der Paradiesvogel aber weiß schon, dass er die Leute spaltet. „Ich fahre meine Linie, die man entweder mag oder nicht. Die sie mögen, würden dafür töten, die sie hassen auch. Was polarisiert, bringt ins Gespräch. Die, die meine Sachen nicht mögen, sind meine beste Werbung, denn sie reden darüber.“ Und seine Fans, vor allem die Frauen, goutieren, dass der Designer sie zu Prinzessinnen machen will. Zur Not auch mit Hilfe von Tapeten. Die suchen seiner Meinung ohnehin nur die Frauen aus. „Die Männer müssen nur nicken. Der Mann ist ohnehin ja immer nur das Accessoire der Frau.“