Es blüht so bunt

Sommerflor im Palmengarten

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Gelb, violett, weiß, rosa und rot: so farbenfroh präsentiert sich der diesjährige Sommerflor im Palmengarten. Kenner werden alte Bekannte vorfinden, ebenso wie Neuzugänge, zum Beispiel den Erdginseng.

Franziska Winterling /

„Der Sommerflor ist wie ein großer Blumenstrauß, der den ganzen Sommer über blüht“, beschreibt Hilke Steinecke vom Palmengarten die Millefleurpflanzung. Diese präsentiert sich natürlich und wildwuchernd, ist in Wirklichkeit aber schon von langer Hand her geplant. „Im Herbst des Vorjahres setzen sich die für die Beete verantwortlichen Gärtner, der Leiter der Bepflanzung und die Gärtnerei zusammen und überlegen sich ein Konzept für den kommenden Sommer“, erklärt Frau Steinecke. Dabei ist vieles zu beachten: Verschieden hohe Pflanzen sollen die Beete abwechslungsreicher machen. Außerdem muss das Farbkonzept stimmen – farbenfroh aber nicht zu bunt. Und natürlich dürfen sich die Pflanzen nicht gegenseitig verdrängen und von Mai bis Ende September, wenn sie ausgegraben werden, sollte immer etwas blühen und gedeihen. Wenn das alles beschlossen ist, werden den Winter über etwa 50.000 Pflanzen in der Gärtnerei des Palmengartens herangezogen. Diese können dann ab Mai gepflanzt werden.

„Durch den langen Winter war es dieses Jahr etwas schwierig“, meint die Botanikerin. „Aber die tollen sommerlichen Temperaturen der letzten Wochen haben das wieder ausgeglichen und jetzt steht der Sommerflor in voller Pracht.“ Die Sonnenblumen sind weitgehend sogar schon wieder am Welken, die Gärtner lassen sie aber trotzdem noch stehen. Denn der Palmengarten ist auch gerne eine Nahrungsstelle für Insekten und Vögel und besonders letztere erfreuen sich an den Sonnenblumenkernen. Aber die Blütenpracht zieht noch weitere Tiere an, nämlich einige Füchse und zahlreiche Wildkaninchen. Diese werden von den Gärtnern allerdings weniger gerne gesehen, da sie mit Vorliebe Löcher buddeln und Blätter und Blüten verspeisen.

Apropos essbare Pflanzen, mit denen kann der Sommerflor dieses Jahr auch für Menschen aufwarten. Denn Salvia uliginosa, auf deutsch auch Pfeffersalbei, hat nicht nur leuchtend blaue sondern auch pfeffrige Blüten. Beim ersten Kauen schmeckt man davon nicht viel, aber tatsächlich hinterlassen die kleinen Blütenblätter einen würzigen Geschmack im Mund. „Essbare Blüten sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden“, erzählt Frau Steinecke. „Und auf einem Kartoffelsalat kann ich mir diese blauen Blätter toll vorstellen!“ Ein weiterer Pflanzentrend sind dieses Jahr Süßkartoffelpflanzen als Bodendecker. Im Englischen haben sie so klangvolle Namen wie „Sweet Caroline Light Green“ oder „Midnight Lace“. Letztere verfügt über dunkelviolette Blattunterseiten. Neben den üppigen Blättern kann man im Herbst hoffentlich auch Kartoffelknollen ausgraben. Ebenfalls essbar, aber noch in der Testphase, ist ein Neuzugang dieses Jahr, der Erdginseng – mit vollem Namen Talinum paniculatum. Bei einem Geschmackstest der Blätter lautet Frau Steineckes Urteil: „Schmeckt grün.“ Probieren könne man diese Blätter übrigens gefahrlos, denn im Palmengarten wird nichts gespritzt.

Trotzdem ist es nicht ratsam, sich einmal quer durchs Beet zu knabbern, denn hier finden sich auch einige giftige Pflanzen. Besonders schöne Exemplare mit großen, weißen Kelchblüten sind die Engelstrompeten. Sie blühen besonders in den Abendstunden und schon der Geruch könne eine berauschende Wirkung haben. Von früheren Indianern und heutigen Jugendlichen werden die Blätter gerne geraucht, haben allerdings zahlreiche Nebenwirkungen und können bleibende Schäden im Körper hinterlassen. Aber auch Berührungen und vor allem der Verzehr der Blüten und Blätter ist extrem gefährlich. Ähnlich sieht es beim Rizinus aus. Die stachelig aussehenden, roten Früchte enthalten das Gift Rizin. Dieses kann schon in geringen Mengen und auch bei Hautkontakt wirken und sogar zum Tod führen. Auf die Frage, ob man solche schönen aber gefährlichen Pflanzen denn mit Kindern im Garten oder auf dem Balkon verantworten könne, antwortet die Pflanzenexpertin: „Wenn man Kindern schon von Anfang an gut erklärt, dass sie manche Pflanzen nicht essen oder anfassen dürfen, kann das auch funktionieren. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte in seinem eigenen Garten aber lieber auf Fingerhut oder Rittersporn verzichten.“

Es gibt ja auch noch genug andere Pflanzen. In der prallen Sonne halten sich besonders gerne mediterrane Pflanzen auf, auch Geranien, Mittagsblumen oder Eisbegonien gedeihen hier gut. Wer eher im Schatten pflanzen will, kann beispielsweise zu Fuchsien greifen. Aber egal ob Zigarrettenblümchen, Prachtkerze oder Wolfsmilch: Pflanzen wollen gepflegt werden. Im Palmengarten ist dafür ein Team von Gärtnern zuständig, die jeden Tag den Zustand der Pflanzen überprüfen. „Die Erde sollte immer feucht sein, die Pflanzen dürfen aber nicht im Wasser stehen“, rät Hilke Steinecke allen Hobbygärtnern. Auch auf die Gießzeiten komme es an, denn in der prallen Mittagssonne verdunste das Wasser zu schnell und nasse Blätter könnten Verbrennungen erleiden. Wer seinen Garten oder Balkon gerne noch etwas üppiger hätte, kann laut der Botanikerin auch alle ein bis zwei Wochen zum Dünger greifen. „Da blüht alles gleich viel besser“, meint Frau Steinecke. Und für alle, die nicht so einen grünen Daumen haben, bleibt dann ja noch der Besuch im Palmengarten, der für Frau Steinecke im Moment „der perfekte Urlaubsersatz und ein absoluter Inbegriff von Sommer“ ist.

Der Palmengarten (Eingang: Siesmayerstraße 63 oder Palmengartenstraße) ist bis Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der reguläre Eintrittspreis beträgt für Erwachsene fünf, für Senioren ab 65 Jahren vier und für Kinder bis 14 Jahre zwei Euro. Informationen zu weiteren Ermäßigungen und Dauerkarten sind im Internet erhältlich.


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