Es duftet in Höchst. Lange Zeit als Industriestadt verschrien, lockt
an drei Tagen in der Woche ein ganz anderer Geruch in die Stadt: der Duft von frischem Gemüse, Kräutern und Obst. Der Wochenmarkt in der Höchster
Altstadt hat Geschichte: Siedelten sich nach Verleihung der Stadt- und
Marktrechte durch Kaiser Karl IV. im Jahr 1356 die ersten Marktstände auf
dem Schlossplatz an, feierte der Markt im letzten Jahr seinen 650.
Geburtstag. Im November 1955 weihte der damalige Oberbürgermeister Walter
Kolb die neue Markthalle in Höchst ein. Seit deren Bau glänzt der
Erzeugermarkt des ehemaligen Arbeiterstädtchens durch die Kombination von
"Freiluftverkauf" draußen und Ständen "unter Dach".
Einer von elf Händlern darin ist Peter Geis. "Mein Tag beginnt um drei Uhr
in der Früh", erzählt der Landwirt aus dem Spessart. In den frühen
Morgenstunden packt er 2000 bis 3000 Eier und bis zu 200 Kilogramm Fleisch
in seinen Anhänger. An die kurzen Nächte hat sich Peter Geis gewöhnt:
"Sobald man hier auf dem Markt steht, ist man wach". Dort angekommen, bleibt
wenig Zeit. Die Ware muss ausgeladen werden, die ersten Kunden warten. Der
Metzger arbeitet hier bereits in zweiter Generation und hat seinen festen
Platz in der Markthalle. Im regionalen Vergleich mit anderen Wochenmärkten
weiß Peter Geis den Höchster Wochenmarkt zu schätzen: "Qualitativ brauchen
wir uns vor keinem zu verstecken". Auch Geis' Tochter Tamara unterstützt
ihren Vater. Mit fünf Jahren schnupperte sie das erste Mal "Marktluft" und
ist bis heute dem Geschäft treu geblieben. Die Arbeit auf dem Markt ist
aber für sie keineswegs Laster. "Die Atmosphäre hier gefällt mir sehr gut,
weil der Höchster Markt so familiär ist." Man kennt und grüßt sich, wie in
Zeiten der guten alten Tante-Emma-Läden.
Rosemarie Knutzen, Abteilungsleiterin der Städtischen
Marktbetriebe, lobt den Markt: "Klein, aber fein - wir sind sehr stolz
drauf". Für sie ist der Markt in Höchst nicht nur Handel und Verkauf,
sondern vor allem auch ein Kommunikationstreff. Fanden sich bis heute
überwiegend ältere Menschen auf dem Markt, entdeckt auch zunehmend die
jüngere Generation den Kauf von frischen Erzeugerwaren für sich. Rosemarie
Knutzen weiß, warum: "Die Jungen haben den Supermarkt satt". Etwa achtzig
Prozent der Käufer sind Stammkunden - eine Bilanz, die für den Höchster
Markt spricht.
Wer einmal selbst über den Höchster Wochenmarkt schlendern möchte, hat am heutigen Samstagt Gelegenheit dazu: von 7 bis 13 Uhr können Freunde frischr Waren ihre Einkaufskörbe füllen. Aber auch dienstags und freitags hat man Gelegenheit dazu.