Die Probewahl „Meine Stimme zählt“

Die Lebenshilfe möchte Unkenntnis überwinden

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Am 24. September ist Bundestagswahl, aber vielen Menschen ist das Wahlsystem unbekannt. Mithilfe der Informationsveranstaltung „Meine Stimme zählt“ will die Lebenshilfe Frankfurt Menschen mit Behinderung eine Probewahl ermöglichen.

ao /

Menschen mit Behinderung interessieren sich für die Politik und wollen mitbestimmen, hieß es am Freitag bei einer Informationsveranstaltung in den Hoffmannshöfen. Mit einer Probewahl startete die Lebenshilfe Frankfurt für rund 50 Menschen die Aktion „Meine Stimme “zählt. Als Fachverband und Träger von Einrichtungen für Menschen mit Behinderung wurde der gemeinnützige Verein 1961 von Eltern gegründet. „Unser Ziel ist es, Menschen mit Behinderung dabei zu unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen“, erklärt der Bereichsleiter Oliver Knuf. Durch die Förderung gesellschaftlicher Teilhabe versucht der Verein dieser Personengruppe nun eine möglichst barrierefreie Umwelt zu schaffen. Mit vier aufgebauten Wahlkabinen übte er am Freitag mit ihnen das Wählen. Sei es die Verständigung mit dem Wahlhelfer, das Setzten des Kreuzes in der Wahlkabine oder das Einwerfen des Stimmzettels in die Wahlurne, geprobt wurde alles rund um das Thema Wählen. Verschiedene Stationen lieferten Informationen zu Parteien wie den Grünen, die Linken oder der CDU. „Wir haben uns Parteien rausgesucht, die ihr Wahlprogramm in leichter Sprache vorstellen“, erklärte Knuf. Mit einfacher Sprache sind kurze Sätze ohne Fremdwörter gemeint, die den Teilnehmern mit möglichst vielen Bildern Wahlprogramme veranschaulichen. Die Menschen brächten die Ziele der Parteien mit ihrer Lebenssituation in Verbindung. Also sei es wichtig, ihnen den Zugang zu Politik mit Wahlprogrammen in leichter Sprache zu vereinfachen.“ Circa zehn Mitarbeiter aus verschiedenen Einrichtungen waren beim Kooperationsprojekt der Lebenshilfe Frankfurt, des Caritasverbandes und der Praunheimer Werkstätten dabei. Zu den Teilnehmern gehörten nicht nur Erstwähler mit Behinderung, sondern auch Rentner oder Menschen mit Migrationshintergrund. Neben Informationen zu Parteien und rollstuhlgerechten Wahllokalen wurde den Menschen hier gezeigt, wo und wie sie sich selbst Informationen zum Thema Politik holen können. In Diskussionsrunden stellten sie viele Fragen zu den Parteien. Unter anderem auch die Fragen: „Welche Partei ist dafür zuständig, dass weniger an die Wände geschmiert wird? Das gefällt mir gar nicht!“ Oder „Was heißt Frieden für alle genau?“
„Auch die Rechte dieser Menschen dürfen nicht vergessen werden“, erklärt eine Psychologin. „Das Wahlrecht gehört zu den politischen Grundrechten. Menschen mit umfassender Betreuung sind jedoch enorm eingeschränkt. In Deutschland dürfen sie bei einer Betreuung in allen Angelegenheiten nicht wählen. Und müssen vor Gericht und um ihr Recht kämpfen, was meiner Meinung nach einen Widerspruch zum Diskriminierungsgesetz darstellt.“
Nach der großen Wahl selbst, verrät Oliver Knuf, wie überrascht er über das Wissen und die Disziplin einiger Teilnehmer sei. Und dass er glaube, ein hochkompetentes Publikum gehabt zu haben. Laut ihm, sei eine Veranstaltung wie diese besonders nötig gewesen. „Mir ist kein anderes Projekt in Frankfurt bekannt, dass dieser Personengruppe, eine Informationsveranstaltung zu Wahlen anbietet“.

Zum Ende der Veranstaltung wurden die Ergebnisse der Probewahl ausgewertet, präsentiert und erklärt. „Als Bürger haben sie alle das Recht, nach der Wahl, bei der Auswertung zu zuschauen. Immerhin müssen sie sichergehen, dass die ihre Arbeit richtigmachen“, erklärt ein Mitarbeiter. „Ihre Stimme zählt und mit ihr, können sie die Politik mitbeeinflussen“.


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