Wer in Waldnähe lebt, der muss mit der Begegnung mit einem Schwarzkittel rechnen. Doch sind Wildschweine gefährlich? Wir fragten bei Tina Baumann, Stellvertretende Abteilungsleiterin StadtForst beim Grünflächenamt, nach.
Die Fragen stellte Nicole Brevoord /
Journal Frankfurt: Wie viele Wildschweine leben im Wald und wie viel Damwild und Rehe? Tina Baumann: Die Anzahl der im Wald lebenden Tiere kann nicht bestimmt werden. Beobachtungen von Rudeln/Rotten, sowie der Grad des Verbisses von jungen Waldbäumen sind ein Indiz für die bestehenden Wildpopulationen. Jährlich werden 400 bis 500 Stücke Wild (Damwild, Rehwild, Wildschweine, Muffel- und Rotwild, Füchse) geschossen. Davon circa 250 bis 300 Wildschweine, rund 80 Stücke Damwild und rund 50 Stücke Rehwild.
Warum sieht man immer öfter Wildschweine nahe den Wohngebieten, haben die im Wald kein Zuhause? Die Gründe für das verstärkte Auftreten von Wildschweinen in der Stadt, nicht nur in Frankfurt, sind vielschichtig. Hier einige wichtige Aspekte: Klimatische Veränderungen führen zu milderen Wintern und somit zu geringeren Sterberaten bei den Frischlingen und zur Erhöhung des natürlichen Nahrungsangebotes (Eichelmast). Außerdem bringen Verkehrstrassen und Siedlungsbereiche ein zusätzliches Nahrungsangebot (Gärten, Mülltonnen, weggeworfene Essensreste, gezieltes Anfüttern) mit sich. Es gibt zudem eine relative Sicherheit vor Bejagung und auch eine Einengung des Lebensraumes.
Allerdings muss auch erwähnt werden, dass eine Wohnlage am Waldrand meist immer irgendwann zu Begegnungen von Mensch und Waldtieren führt. In den Frankfurter Wäldern ist der StadtForst für die den Wildbestand regulierende Jagdausübung zuständig. Auf Populationsschwankungen wie zum Beispiel die Zunahme einer Wildart wird entsprechend mit steigenden Abschusszahlen reagiert.
Wovon ernähren sich Wildschweine denn? Als echter Allesfresser ernährt sich das Wildschwein sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Nahrung: Eichen, Bucheckern, Feldfrüchte wie Mais und Kartoffeln, Grünfutter (Gräser, Klee, Kräuter). Der Eiweißbedarf wird durch Insekten, Regenwürmer, Engerlinge, Kleinnager, Jungwild, Gelege von Bodenbrütern gedeckt. Wenn erreichbar werden auch Gartenabfälle, Obst- oder Brotreste gefressen. Der StadtForst weist immer wieder darauf hin, gezielte Fütterungen im Siedlungsbereich zu unterlassen, um die Wildaschweine nicht verstärkt in die Wohnbereiche zu locken.
Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich beim Spazierengehen einem Wildschwein begegne? Gehe ich auf es zu oder laufe ich besser weg? Sind Wildschweine überhaupt gefährlich? Grundsätzlich gehen Wildtiere dem Menschen aus dem Weg und sind keinesfalls angriffslustig. Dies gilt auch für Wildschweine. Begegnet man einem Wildschwein sollte in jedem Fall Ruhe bewahrt werden. Die Tiere greifen nur an wenn sie verletzt sind und/oder sich massiv bedroht fühlen. Wichtig ist es, Wildtieren immer eine Rückzugsmöglichkeit zu geben und sie nicht in die Ecke zu drängen.
Langsame Bewegungen und ausreichend Abstand sind daher wichtige Grundregeln. Eine Bache mit Frischlingen muss in großem Abstand umgangen werden. Falls dennoch eine unverhoffte Begegnung erfolgt, sollte den Tieren durch ruhiges Stehen bleiben oder langsames Zurückgehen das Gefühl der Sicherheit und eine Fluchtmöglichkeit gegeben werden. Wildschweine als Paarhufer können nicht klettern, weshalb in unklaren Situationen das Erklettern eines Baumes oder einer Leiter eine sichere Vorsichtsmaßnahme ist.