Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic kauft gerne CDs im Laden – weil sie so oft auf neue Künstler aufmerksam wird. Warum ihr ihre neuen Entdeckungen Gianmaria Testa und das Omer Klein Trio besonders gut gefallen, beschreibt sie in ihrer Kolumne.
Ana Marija Milkovic /
Ich kaufe CDs im Laden. Das ist Old School und gefällt mir gut. Genau genommen kaufe ich in Frankfurt im „CDs am Goethehaus“ ein. Habt ihr was? Fast konspirativ, fast ohne Worte, bekomme ich ein paar CDs über die Ladentheke gereicht. Manchmal trifft die Auswahl von CDs meinen Geschmack. Manchmal gehe ich unerledigter Dinge hinaus. Richtig Freude hat mir kürzlich eine Empfehlung des Inhabers, Karsten Krämer, gemacht. Die CD, die er mir empfahl, ist von einem Italiener, der 2016 bereits verstorben ist. Die Stimme eines toten Mannes hören? Wollte ich das?
Ich habe eine Schwäche für Italiener. Mich nun einem Toten über seine Musik zu nähern, erschien mir: sinnlos. Gianmaria Testa wurde 1958 im Piemont geboren und war hauptberuflich Eisenbahner. Genau genommen war er Stationsvorsteher des Bahnhofs in Cuneo. Ich stelle mir nun vor, wie sich Testa tagsüber mit Eisenbahnen beschäftigte und nach Dienstschluss musizierte. So stelle ich mir das Leben im Kibbuz vor. Würden die Ackermanns dieser Welt ein paar Jahre im Kibbuz leben, Eisenbahnen fahren, bevor sie Aktienmärkte lenken, wäre unsere Welt eine bessere. Davon bin ich überzeugt.
Für ein kleines Konzert im Rahmen der Jazztage Frankfurts im Steigenberger Hotel wurden im „CDs am Goethehaus“ letzte Vorbereitungen getroffen. Ein Verkauf sollte anlässlich eines Konzerts von Jazzmusikern aus Israel noch am gleichen Abend im Steigenberger stattfinden. Direkt den CDs und Karsten Krämer folgend, bin ich im Steigenberger Hotel gelandet, habe ein Ticket gekauft, mich in die erste Reihe gesetzt und abgewartet.
Drei Männer, die ich nicht kannte, deren Musik ich nicht kannte, kamen auf die Bühne und legten los. Ein bulgarischer Folk Song, der in einen slow backbeat with a hook dreht, gefällt mir ganz besonders gut. Über einen der Musiker, Haggai Cohen Milo, lese ich, dass er sich nicht zu etwas Höherem berufen fühlt, weil er Musiker geworden ist. Er hat einfach Spaß, mit Freunden Musik zu machen. Im nächsten Leben, nehme ich mir vor, fange ich genauso an. Schluss mit der Selbstoptimierung. Zum Teufel mit dem Neoliberalismus. Wer einen Abend lang Spaß heben will, zum Beispiel bei einem 7/4 jam with some parallel-harmony action at the end, geht in ein Konzert von Omer Klein Trio. Die sind gerade auf Tour.