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Zehn Jahre Barock am Main
Immer das Gleiche und doch ebbes anders
Das stimmungsvolle Theaterfestival „Barock am Main“ feiert bis zum 30. August seinen zehnten Geburtstag mit insgesamt drei Stücken. Neu ist „Der tollkühne Theaterdirektor oder: Die Lieb macht dappisch.“
Wie zelebriert man Kult? Durch Wiederholung. Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass sich das Theaterfestival „Barock am Main“ mit den von Rainer Dachselt ins Hessische übertragene Komödien von Molière in den vergangenen zehn Jahren einen Kultstatus erspielt hat. Das hat mehrere Gründe. Zunächst einmal gibt es kaum eine schönere Theaterkulisse als den altehrwürdigen Bolongaropalast mit dem malerischen Garten. Hierin ist in diesem Jahr eine neue Tribüne aufgebaut, bei der jetzt sogar die erste Reihe überdacht ist. Drumherum darf an kulinarischen Ständen schnabuliert werden. Barock am Main hat einen Eventcharakter, man muss als Frankfurter und vor allem als Bewohner des Umlands einfach da gewesen sein, um mitreden zu können.
Auch wir waren da, bei der Premiere am Mittwochabend. Michael Quast und sein spielfreudiges Ensemble brillierten in „Der tollkühne Theatredirektor oder die Lieb macht dappisch“ (noch bis 2.8. und vom 11,.8.-23.8.). Das Stück ist neu und verbindet Molières Theatersatire „Das Stegreifspiel von Versailles“ und die Farce „Der eingebildete Hanhnrei“ und könnte selbstreferentieller nicht sein. Da spielt Michael Quast – wie eigentlich immer – die Hauptrolle, den von Schulden gedrückten Theaterdirektor Pistorius, der mit seiner abgehalfterten aber liebenswerten Truppe auf die Schnelle, und zwar in nur einem Tag, ein Stück erarbeiten soll, weil Herr von Bolongaro, verspricht, diese Dienstleistung wohlwollend zu entlohnen. Pistorius’ Alternative wäre der Schuldnerturm. Nur wünscht sich der edle Herr mal etwas Dramatisches, mal etwas feinsinniges Komisches zu sehen und das Ensemble kann sich ja ohnehin kaum einen Text merken. Die Verzweiflung wächst. Quast als Pistorius, wie der Rest der Barock am Main-Ensembles, wieder weiß-rot geschminkt, grimassiert auch bei diesem Stück wieder, dass es eine Freude ist.
Der Stil ist plakativ, so wie auch die Zeichnung der liebenswerten Charaktere, aber beides funktioniert immer wieder. Ebenfalls amüsant ist der hervorragend spielende Matthias Scheuring, der als Ludwig Savigny doch arg dem Alkohol zugetan ist und immer wieder mit seinen Ausfällen droht, Pistorius’ Stück ins Wanken zu bringen und dann wäre noch das Pärchen Leander Trinkaus (Alexander Beck) und Elsbeth Trinkaus (Ulrike Kinbach) hervorzuheben, das ganz ulkig miteinander agiert und mit einer Gummer, einer Gurke also, immer wieder für einen Running Gag sorgt. Am Spielerischen liegt es nicht, wenn das „Die Lieb macht dappisch“ nicht ganz so witzig daher kommt, wie manche Vorgänger bei Barock am Main. Vielleicht liegt es an der Inszenierung und daran, dass sich das Stück so ganz anders aufteilt, als man es gewohnt ist. Während im ersten Akt gezeigt wird, wie nach langem hin und her geprobt wird, werden die Zuschauer im zweiten Akt dann in das Publikum des Herrn von Bolongaro versetzt, das Pistorius’ „Die Lieb macht dappisch“ vorgespielt bekommt. Im zweiten Teil dann mit besonders farbenfrohen und ausgefallenen Kostümen. Aber wie sagt noch Frau Pistorius nicht untreffend: „Des Stück ist Kappes, aber mer müsse es spielen.“
Immer wieder nimmt Pistorius’ Ensemble im ersten Akt Bezug auf die Stücke vergangener Tage, „zufälligerweise“ Molières Don Juan oder Der eingebildet Kranke, ebenjenen Stücken, die bei Barock am Main Gassenhauer waren. Und dann darf von Bolongaros Sprecher, Odilon von Cronstetten (Pascal Thomas, der beim Lachen herrlich grunzen kann), auch noch sagen, dass die Stücke doch immer das Gleiche seien, nur halt immer ebbes anders. Im Kern trifft’s zu. Und vielleicht auch deshalb läuft Barock am Main auch nach zehn Jahren wie geschnitten Brot. Zum 10. Geburtstag wird aber nicht nur die Uraufführung von der Tollkühne Theaterdirektor aufgeführt. Sehenswert werden bestimmt auch die Stücke „Der Bürger als Edelmann“ (5.8.-9.8.) und „Der Eingebildet Kranke“ (26.8.-30.8.) sein, die schon in den Vorjahren für Begeisterung sorgten.
>> Barock am Main: Höchst, Bolongarogarten, bis 30.8., Di- Sa 20 Uhr, So 17 Uhr. www.barock-am-main.com
Auch wir waren da, bei der Premiere am Mittwochabend. Michael Quast und sein spielfreudiges Ensemble brillierten in „Der tollkühne Theatredirektor oder die Lieb macht dappisch“ (noch bis 2.8. und vom 11,.8.-23.8.). Das Stück ist neu und verbindet Molières Theatersatire „Das Stegreifspiel von Versailles“ und die Farce „Der eingebildete Hanhnrei“ und könnte selbstreferentieller nicht sein. Da spielt Michael Quast – wie eigentlich immer – die Hauptrolle, den von Schulden gedrückten Theaterdirektor Pistorius, der mit seiner abgehalfterten aber liebenswerten Truppe auf die Schnelle, und zwar in nur einem Tag, ein Stück erarbeiten soll, weil Herr von Bolongaro, verspricht, diese Dienstleistung wohlwollend zu entlohnen. Pistorius’ Alternative wäre der Schuldnerturm. Nur wünscht sich der edle Herr mal etwas Dramatisches, mal etwas feinsinniges Komisches zu sehen und das Ensemble kann sich ja ohnehin kaum einen Text merken. Die Verzweiflung wächst. Quast als Pistorius, wie der Rest der Barock am Main-Ensembles, wieder weiß-rot geschminkt, grimassiert auch bei diesem Stück wieder, dass es eine Freude ist.
Der Stil ist plakativ, so wie auch die Zeichnung der liebenswerten Charaktere, aber beides funktioniert immer wieder. Ebenfalls amüsant ist der hervorragend spielende Matthias Scheuring, der als Ludwig Savigny doch arg dem Alkohol zugetan ist und immer wieder mit seinen Ausfällen droht, Pistorius’ Stück ins Wanken zu bringen und dann wäre noch das Pärchen Leander Trinkaus (Alexander Beck) und Elsbeth Trinkaus (Ulrike Kinbach) hervorzuheben, das ganz ulkig miteinander agiert und mit einer Gummer, einer Gurke also, immer wieder für einen Running Gag sorgt. Am Spielerischen liegt es nicht, wenn das „Die Lieb macht dappisch“ nicht ganz so witzig daher kommt, wie manche Vorgänger bei Barock am Main. Vielleicht liegt es an der Inszenierung und daran, dass sich das Stück so ganz anders aufteilt, als man es gewohnt ist. Während im ersten Akt gezeigt wird, wie nach langem hin und her geprobt wird, werden die Zuschauer im zweiten Akt dann in das Publikum des Herrn von Bolongaro versetzt, das Pistorius’ „Die Lieb macht dappisch“ vorgespielt bekommt. Im zweiten Teil dann mit besonders farbenfrohen und ausgefallenen Kostümen. Aber wie sagt noch Frau Pistorius nicht untreffend: „Des Stück ist Kappes, aber mer müsse es spielen.“
Immer wieder nimmt Pistorius’ Ensemble im ersten Akt Bezug auf die Stücke vergangener Tage, „zufälligerweise“ Molières Don Juan oder Der eingebildet Kranke, ebenjenen Stücken, die bei Barock am Main Gassenhauer waren. Und dann darf von Bolongaros Sprecher, Odilon von Cronstetten (Pascal Thomas, der beim Lachen herrlich grunzen kann), auch noch sagen, dass die Stücke doch immer das Gleiche seien, nur halt immer ebbes anders. Im Kern trifft’s zu. Und vielleicht auch deshalb läuft Barock am Main auch nach zehn Jahren wie geschnitten Brot. Zum 10. Geburtstag wird aber nicht nur die Uraufführung von der Tollkühne Theaterdirektor aufgeführt. Sehenswert werden bestimmt auch die Stücke „Der Bürger als Edelmann“ (5.8.-9.8.) und „Der Eingebildet Kranke“ (26.8.-30.8.) sein, die schon in den Vorjahren für Begeisterung sorgten.
>> Barock am Main: Höchst, Bolongarogarten, bis 30.8., Di- Sa 20 Uhr, So 17 Uhr. www.barock-am-main.com
24. Juli 2015, 12.02 Uhr
nb
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