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Würdigung des Lebenswerks
Cindy Sherman erhält Max-Beckmann-Preis
Cindy Sherman hat am Dienstag für ihr Lebenswerk den Max-Beckmann-Preis erhalten. Gewürdigt wird damit die „schillernde, gebrochene“ Bildsprache der US-amerikanischen Künstlerin. Nur die musikalische Untermalung der Preisverleihung hätte die Stadt lieber lassen sollen.
Die US-amerikanische Künstlerin Cindy Sherman hat am gestrigen Dienstag den Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt für ihr Lebenswerk erhalten. Die Auszeichnung, die mit 50 000 Euro dotiert ist, zählt deutschlandweit zu den bedeutendsten Kunstpreisen. Die 1954 geborene US-amerikanische Künstlerin wurde vor allem durch ihre Arbeiten „Complete Untitled Film Stills“ (1977-80) und ihre späteren Selbstporträts bekannt. In ihren verstörenden Fotoserien befasst sie sich mit Rollenbildern, Körperlichkeit und Sexualität.
Sherman habe mit ihrer „schillernden, gebrochenen Sprache“ Maßstäbe gesetzt, wie Kulturdezernentin Ina Hartwig in ihrer Begrüßungsrede im Kaisersaal festhielt. Die Würdigung von Shermans Werk sah sie auch als Bekenntnis zur deutsch-amerikanischen Freundschaft „in diesen politisch schwierigen Zeiten“. Sherman war aus New York angereist, wo zwischen 1947 und 1950 auch Max Beckmann lebte.
Die Laudatio hielt der Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Kolja Reichert. Treffend nannte er die Künstlerin einen „Narren“ – nicht als Lieferant von Unterhaltung, sondern als Gefährder der herrschenden Ordnung. „Cindy Sherman hat sich nicht nur über die Kultur lustig gemacht. Sie hat sie verändert. Sie hat uns das Gegengift geschenkt gegen alles Falsche, alle irreführenden Illusionen, gegen die Manipulation durch Bilder, gegen die Objektivierung des weiblichen Körpers, gegen die Einschüchterung durch Luxus, Reichtum und Glamour“, sagte Reichert. „Das ist die Bedrohung, die von ihren Bildern ausgeht: Sie sind wie Laufmaschen, von denen aus sich die gewohnte Welt auftrennen könnte.“
Experimentelles Rahmenprogramm
Anschließend an die feuilletonesk langatmige, aber sehr gelungene Lobrede trug sich die etwas schüchtern wirkende Cindy Sherman unter Blitzlichtgewitter in das Goldene Buch der Stadt ein. Ihre Dankesworte, die sie in weniger als einer Minute auszudrücken vermochte, waren sinngemäß: „Danke fürs Kommen und Happy Birthday Max Beckmann!“ (Gestern war auch Max Beckmanns Geburtstag. So nebenbei: Er starb bereits 1950.)
Vielleicht am bemerkenswertesten an diesem Abend war aber das musikalische Rahmenprogramm, dargeboten vom Ensemble Modern. Vom experimentellen Cello-Spiel, das die Veranstaltung eröffnete, hätte man der Stadt eher abraten sollen. Der Musiker rupfte, zerrte und schlug auf seinem Cello herum, was im Großen und Ganzen fast lautlos geschah und halt sowohl Melodie als auch Sinn vermissen ließ. In den Gesichtern der rund 250 geladenen Gäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft war jedenfalls keine rechte Freude zu lesen. Der Vortrag am Perkussion zum Schluss gefiel da schon besser: zwar sehr laut, aber witzig in seiner Experimentierlust. Cindy Sherman, deren Werk es nicht an Schockmomenten mangelt, erlebt das wahrscheinlich dauernd: Dass sich Menschen in ihrer Gegenwart an Originalität zu übertrumpfen versuchen. Vielleicht hätte auch ihr ein unaufgeregtes klassisches Stück besser gefallen. Aber das nur am Rande.
Max Beckmann, der von 1925 bis 1933 als Künstler und Lehrer an der Städelschule gearbeitet hat, gehört zu den bedeutendsten Malern des 20. Jahrhunderts. Ihm zu Ehren hat die Stadt 1976 den nach ihm benannten Preis eingerichtet, der im drei Jahres Turnus verliehen wird. Mit dem Preis ehrt die Stadt hervorragende Leistungen in den Bereichen Malerei, Grafik, Bildhauerei und Architektur. Über die Vergabe des Preises entschied ein zehnköpfiges Kuratorium, dem Oberbürgermeister Peter Feldmann vorsteht und dem die Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig, die Vorsitzende des Kulturausschusses Dr. Nina Teufel, der Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung Stephan Siegler, Städeldirektor Dr. Philipp Demandt, die Direktorin des Frankfurter Kunstvereins Franziska Nori und in diesem Jahr die Künstlerin und stellvertretende Direktorin der Städelschule Judith Hopf, der Künstler Tobias Rehberger, der Architekt Peter Cachola Schmal und der Kunstkritiker Niklas Maak angehörten. Die Auszeichnung wurde seit 1978 insgesamt vierzehn Mal vergeben. Nach Maria Lassnig, Barbara Klemm und Agnès Varda ist Cindy Sherman erst die vierte weibliche Preisträgerin.
Sherman habe mit ihrer „schillernden, gebrochenen Sprache“ Maßstäbe gesetzt, wie Kulturdezernentin Ina Hartwig in ihrer Begrüßungsrede im Kaisersaal festhielt. Die Würdigung von Shermans Werk sah sie auch als Bekenntnis zur deutsch-amerikanischen Freundschaft „in diesen politisch schwierigen Zeiten“. Sherman war aus New York angereist, wo zwischen 1947 und 1950 auch Max Beckmann lebte.
Die Laudatio hielt der Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Kolja Reichert. Treffend nannte er die Künstlerin einen „Narren“ – nicht als Lieferant von Unterhaltung, sondern als Gefährder der herrschenden Ordnung. „Cindy Sherman hat sich nicht nur über die Kultur lustig gemacht. Sie hat sie verändert. Sie hat uns das Gegengift geschenkt gegen alles Falsche, alle irreführenden Illusionen, gegen die Manipulation durch Bilder, gegen die Objektivierung des weiblichen Körpers, gegen die Einschüchterung durch Luxus, Reichtum und Glamour“, sagte Reichert. „Das ist die Bedrohung, die von ihren Bildern ausgeht: Sie sind wie Laufmaschen, von denen aus sich die gewohnte Welt auftrennen könnte.“
Experimentelles Rahmenprogramm
Anschließend an die feuilletonesk langatmige, aber sehr gelungene Lobrede trug sich die etwas schüchtern wirkende Cindy Sherman unter Blitzlichtgewitter in das Goldene Buch der Stadt ein. Ihre Dankesworte, die sie in weniger als einer Minute auszudrücken vermochte, waren sinngemäß: „Danke fürs Kommen und Happy Birthday Max Beckmann!“ (Gestern war auch Max Beckmanns Geburtstag. So nebenbei: Er starb bereits 1950.)
Vielleicht am bemerkenswertesten an diesem Abend war aber das musikalische Rahmenprogramm, dargeboten vom Ensemble Modern. Vom experimentellen Cello-Spiel, das die Veranstaltung eröffnete, hätte man der Stadt eher abraten sollen. Der Musiker rupfte, zerrte und schlug auf seinem Cello herum, was im Großen und Ganzen fast lautlos geschah und halt sowohl Melodie als auch Sinn vermissen ließ. In den Gesichtern der rund 250 geladenen Gäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft war jedenfalls keine rechte Freude zu lesen. Der Vortrag am Perkussion zum Schluss gefiel da schon besser: zwar sehr laut, aber witzig in seiner Experimentierlust. Cindy Sherman, deren Werk es nicht an Schockmomenten mangelt, erlebt das wahrscheinlich dauernd: Dass sich Menschen in ihrer Gegenwart an Originalität zu übertrumpfen versuchen. Vielleicht hätte auch ihr ein unaufgeregtes klassisches Stück besser gefallen. Aber das nur am Rande.
Max Beckmann, der von 1925 bis 1933 als Künstler und Lehrer an der Städelschule gearbeitet hat, gehört zu den bedeutendsten Malern des 20. Jahrhunderts. Ihm zu Ehren hat die Stadt 1976 den nach ihm benannten Preis eingerichtet, der im drei Jahres Turnus verliehen wird. Mit dem Preis ehrt die Stadt hervorragende Leistungen in den Bereichen Malerei, Grafik, Bildhauerei und Architektur. Über die Vergabe des Preises entschied ein zehnköpfiges Kuratorium, dem Oberbürgermeister Peter Feldmann vorsteht und dem die Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig, die Vorsitzende des Kulturausschusses Dr. Nina Teufel, der Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung Stephan Siegler, Städeldirektor Dr. Philipp Demandt, die Direktorin des Frankfurter Kunstvereins Franziska Nori und in diesem Jahr die Künstlerin und stellvertretende Direktorin der Städelschule Judith Hopf, der Künstler Tobias Rehberger, der Architekt Peter Cachola Schmal und der Kunstkritiker Niklas Maak angehörten. Die Auszeichnung wurde seit 1978 insgesamt vierzehn Mal vergeben. Nach Maria Lassnig, Barbara Klemm und Agnès Varda ist Cindy Sherman erst die vierte weibliche Preisträgerin.
13. Februar 2019, 12.43 Uhr
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