Willy Praml zum 70.

Vom Pfadfinder zum Theater-Impresario

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Er ist Regisseur, Theatermacher, Intendant: Willy Praml ist besonders Theaterfans bekannt und aus der Frankfurter Kulturszene nicht mehr wegzudenken. Heute feiert er seinen 70. Geburtstag.

Kim Herschmann /

Dass Willy Praml seit 20 Jahren das nach ihm benannte freie Theater leitet, dass er heute in der Naxoshalle seine feste Spielstätte gefunden hat, das gehört zu den Selbstverständlichkeiten der Frankfurter Kulturszene. Pramls Leben vor der Naxoshalle ist jedoch ebenso kontrastreich, wie die Stücke, die er auf dem ehemaligen Fabrikgelände inszeniert. So war der gebürtige Bayer nach seinem Studium der Germanistik, Geschichte und Geografie zunächst hauptamtlicher Bundesreferent für musische Bildung beim Bund deutscher Pfadfinder in Berlin, bevor er Mitarbeiter für Theater- und Kulturarbeit an der staatlichen Hessischen Jugendbildungsstätte in Dietzenbach wurde. Dort entwickelte er ein Modell für die Theaterarbeit mit Laien.

Nach seiner ersten hessischen Station in Dietzenbach ließ Willy Praml von 1979 bis 1990 neue Theaterformen in hessischen Dörfern entstehen. Was auf den ersten Blick noch provinziell klingt, entwickelte Praml ins genaue Gegenteil: Aus dieser Arbeit entstanden mehrere Großproduktionen mit teilweise mehr als 100 Mitwirkenden. Bereits Jahrzehnte bevor viele Laien die Bühnen stürmten, um „Superstar“ zu werden, war Willy Praml ein Vordenker: er inszenierte mit Lehrlingen Brecht, arbeitete mit Dorfbewohnern aus dem Hintertaunus ihre Geschichte während des Nationalsozialismus szenisch auf oder brachte die Bewohnerinnen eines Altenheims als Darsteller auf die Bühne.

Als die Hessische Jugendbildungsstätte im Jahr 2000 geschlossen wurde, kam Willy Praml als Dozent an die Frankfurter Fachhochschule. Nachdem der Theatermacher dort zum Wintersemester 2006 in den Ruhestand versetzt wurde, kümmerte er sich ausschließlich um sein Projekt in der Naxoshalle. Hier spielte sein Ensemble zunächst ohne offizielle Erlaubnis – erst 2008, acht Jahre nach Pramls „Einzug“ in die alte Fabrikhalle, kam ein Mietvertrag zustande. Bis heute legt der Intendant großen Wert darauf, dass sein Theater Willy Praml keinen regelmäßigen Spielplan und auch kein Repertoire hat, auf das Theatermacher regelmäßig zurückgreift – auch wenn er einige Stücke, wie „Reineke Fuchs“ oder „Jesus d´amour – gestorben / auferstanden“ dann doch mehrere Jahre hintereinander in sein Programm aufnahm. In diesem Jahr inszeniert Willy Praml unter anderem Hoffmannsthals „Jedermann“ und das Stück „An Goethe (zum 262.)“ unter der Regie der nächsten Praml’schen Generation: seiner Tochter Joanna-Maria Praml. Ans Aufhören denkt Willy Praml deshalb aber noch lange nicht, betonte er jedoch unlängst: „Theater ist für mich mehr als das Leben.“


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