Was geschah mit der Wetterfahne des Eschenheimer Turms?

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Eine steile Wendeltreppe führt hinauf ins Kaminzimmer des im 15. Jahrhundert erbauten Eschenheimer Turms. Vor langer Zeit war der Turm Frankfurts Stadttor gewesen. Inzwischen beherbergt er ein Café.

Anette John /



So ändern sich die Zeiten. Oben im Kaminzimmer, an der Spitze des geschichtsträchtigen Turms, präsentierte der Frankfurter Comic-Zeichner Manuel Tiranno sein Buch „Sagenhaft unnerwegs – Frankfurter Sagen als Comic erzählt“. Diese gezeichneten Sagen erscheinen bereits seit 2007 wöchentlich im Rhein-Main-Teil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 27 davon wurden nun in einem Buch versammelt. Doch worum geht es in dem Comic? In der Rahmenhandlung spazieren ein Großvater und seine Enkelin durch Frankfurt und machen „sagenhafte“ Entdeckungen. Während sie von Ort zu Ort schlendern, erzählt der Großvater seiner wissenshungrigen Enkelin kuriose und unglaubliche Sagen aus Frankfurt.


Zu Beginn der Veranstaltung, las der Comiczeichner eine Sage vor, dessen Schauplatz – wie sollte es anders sein – der Eschenheimer Turm ist. Im Hintergrund wurden währenddessen seine Zeichnungen, im Wandel von der Skizze bis zum fertig kolorierten Bild, an die Leinwand projiziert. Wer sich also schon immer gefragt hat, warum in der Wetterfahne an der Spitze des Eschenheimer Turms eine Neun zu sehen ist, der bekommt nun die Antwort: Angeblich ist die Neun das Werk eines gewissen Hans Winkelsee. Dieser wurde im 15. Jahrhundert für neun Tage in den Turm gesperrt, der damals auch als Gefängnis genutzt wurde. Er hatte unerlaubt im Wald gewildert und sollte nun mit der Todesstrafe dafür bezahlen. Schlau wie er war, gelang es ihm allerdings einen Handel mit dem Stadtrat zu vereinbaren. Wenn es ihm gelingen sollte mit neun Schüssen eine Neun in die Wetterfahne zu schießen, sollte er seine Freiheit zurückerlangen. Gesagt, getan. Der Schütze bewies sein Können und kam frei, und die Wetterfahne war von nun an mit einer rätselhaften Neun geschmückt. Eine schöne Geschichte, aber Vorsicht, auf den Wahrheitsgehalt ist bei Sagen nicht immer Hundertprozentig Verlass.


Auf die Frage hin, wo er seinen Erzählstoff findet, erklärte Tiranno: „Es gibt mehr Sagen als man denkt. Ich finde sie in Archiven, in Büchern oder auch im Netz.“ Und weil es Unmengen an Sagen aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet gibt, muss Tiranno auch nicht fürchten, dass sie ihm bald ausgehen. Aber falls doch, wären da ja noch die Märchen der Brüder Grimm, erklärt er. „Vielleicht könnte man irgendwann ein ‚Märchenhaft unnerwegs’ machen.“ Aber dies sei noch Zukunftsmusik.


Obwohl sein Comic auf der Jugendseite der Zeitschrift erscheine, habe der Zeichner den Eindruck seine Hauptleserschaft seien ältere Leute. Und wer weiß, vielleicht klemmen sich einige dieser älteren Fans demnächst Tirannos Comic unter den Arm, nehmen ihre  Enkel an die Hand und begeben sich wie die Buchfiguren auf eine sagenhafte Entdeckungstour durch Frankfurt. Schließlich ist das Buch als Rundlauf konzipiert und somit als „Sagenführer“ durch Frankfurt nutzbar. Frei nach dem Motto: lesen, nachlaufen, entdecken.


 


 


 


 


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