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Volker Rebell: „50 Jahre Let It Be“

Wie Fernsehgucken aus der Distanz

Auf seiner eigenen kleinen Rebell(i)schen Studiobühne kann Radiolegende Volker Rebell im Moment keine Veranstaltungen anbieten. Also freute er sich über die Einladung, am heutigen Mittwochabend im Colos-Saal in Aschaffenburg aufzutreten. Wenn auch „nur“ als Livestream.
JOURNAL FRANKFURT: Corona hält uns länger im Würgegriff als wir uns das je hätten vorstellen können – zwischen dem ersten und dem zweiten Lockdown gab es Lockerungen, die zumindest einige Open Airs im Juli und August 2020 zu gängigen Hygiene-Standards möglich machten. Wie wichtig war es für Sie, dass Sie sich da vorm Badehaus in der Friedhofstraße als Rebell'ische Studiobühne zeigen konnten?
Volker Rebell: Das Open-Air-Festival „Parkside im Hof“ in Offenbach war organisatorisch mit großen Schwierigkeiten verbunden, aber die sieben Konzerte, mit denen ich mich für die Rebell(i)sche Studiobühne am Festival beteiligen konnte, waren letztlich eine große Freude und auch ein schöner Erfolg, was die musikalische Qualität der Konzerte, den Publikumszuspruch und die Presseresonanz anging. Weil ich mit allen aufgetretenen Künstlern befreundet bin, war es auch eine Freude, den Musikern und Musikerinnen in der schwierigen Lage zu einem lukrativen Auftritt verholfen zu haben. Und als großer Fan von Livemusik war es für mich persönlich auch ein wirklich beglückendes Erlebnis, nach fast fünf Monaten konzertloser Zeit endlich wieder großartige Musiker/innen auf der Bühne miterleben und präsentieren zu können.

Wie viele Auftritte konnten Sie in dem Pandemie-Jahr insgesamt realisieren?
Wegen der Unmöglichkeit in den beengten Räumlichkeiten der Rebell(i)schen Studiobühne Konzerte durchführen zu können, waren im letzten Jahr tatsächlich nur die sieben Konzerte innerhalb des Open-Air-Festivals „Parkside im Hof“ machbar. Von unserem Stammpublikum haben wir sehr große Zustimmung zu den Open-Air-Konzerten erhalten. So wie ich selbst waren viele unserer Gäste sehr froh, endlich wieder Livemusik von kompetenten Musiker:innen erleben zu können. Im Juli/August ist ein zweites Open-Air-Festival „Parkside im Hof“ geplant. Nur derzeit ist völlig unklar, wie es mit Konzerten weitergeht.

Wer es technisch bewältigen konnte oder finanzielle Hilfe vom Land dafür bekommen hat, hat das Live-Streaming für sich entdeckt. War das für Sie wegen des Aufwands nicht denkbar für Ihre Bühne und wie stehen Sie generell dazu?
Die Technik des Live-Streaming war nicht das Problem, diese mediale Konzertform in unserer Bühne zu installieren. Die Gespräche mit den Bands und Solisten zum Thema Live-Streaming zeitigten allerdings keine große Begeisterung von Seiten der Künstler – einerseits wegen der räumlichen Enge unserer Bühne, andererseits wegen der Unwägbarkeit der erzielbaren Einnahmen für Künstler und Bühne. Das Hauptargument aber gegen das Streaming, das ich absolut teile, ist die Unmöglichkeit, durch Streaming die unmittelbare und einmalige Atmosphäre eines Livekonzertes physisch erlebbar zu machen. Streaming bleibt ein Fernsehgucken aus der Distanz. Ich persönlich lehne Live-Streaming absolut nicht ab, sehe darin aber keinen tauglichen Ersatz für die Livekonzert-Erfahrung im direkten Kontakt mit den Künstlern.

Der Aschaffenburger Liveclub Colos-Saal brachte jetzt sogenante Hybridshows an der Start, die als Präsenz- oder Distanzveranstaltung stattfinden können. Wie wichtig war Ihnen diese Einladung nach Aschaffenburg?
Die Einladung von Claus Berninger, im Colos-Saal ein Beatles-Tribute-Konzert („50 Jahre Let It Be“ mit der Lonely Hearts Club Band am 14. April) und ein Stones-Tribute-Konzert („50 Jahre Sticky Fingers“ mit den Glitter Twins am 28. Mai) mit meiner Song-für-Song-Kommentierung garantiert aufführen zu können – egal ob mit oder ohne Publikum – ist natürlich ein großes Privileg. Der Colos-Saal hat viel in die Logistik, Kameratechnik und das Ticketsystems eines Streaming-Konzertes investiert, was für die auftretenden Musiker einen attraktiven Benefit bringt, selbst wenn die Konzerte unter Ausschluss des Publikums stattfinden müssten.

50 Jahre „Let It Be" – dann sind Sie durch mit den Beatles-Alben ... Was kommt für Sie danach? 60 Jahre „Please Please Me" in zwei Jahren oder machen Sie sich an die Soloalben ran?
Das Beatles-Thema bleibt unerschöpflich: Vor 60 Jahren, genau am 22. und 23. Juni 1961 machten die Beatles ihre erste Plattenaufnahme als Begleitband für Tony Sheridan. Die Single „My Bonnie“ wurde damals in Hamburg aufgenommen und von Bert Kaempfert produziert. Dabei sind als „Nebenprodukt“ auch die ersten eigenen Beatles-Aufnahmen entstanden „Cry For A Shadow“ ein Instrumentalstück im Stile der Shadows, geschrieben von George Harrison und John Lennon, und der Rock’n’Roll-Klassiker „Ain’t She Sweet“, gesungen von John – was natürlich nur ein Thema für eine Radiosendung ist. Aber woher wissen Sie, dass tatsächlich in zwei Jahren ein Bühnenprogramm „60 Jahre Please Please Me“ geplant ist? (lacht) Für den Herbst dieses Jahres ist „55 Jahre Revolver“ geplant – aber wahrscheinlich bleibt’s bei der Planung, weil unsere Bühne noch nicht wieder eröffnet ist – und für 2022 dann „55 Jahre Sgt. Pepper“. usw. Beatles Forever! Aber die Glitter Twins haben ebenso Gefallen an dem Format gefunden, ein Albumjubiläum mit Song-für-Song-Liveperformance und -Kommentierung zu feiern. Deshalb ist fest vereinbart, in diesem Jahr „50 Jahre Sticky Fingers“ zu feiern. Im nächsten Jahr „50 Jahre Exile On Main Street“, dann 2023 „50 Jahre Goats Head Soup“, 2024 „50 Jahre It’s Only Rock’n’Roll“ but I like it. Und wenn wir es weiterhin „liken“ sollten und auch noch physisch erleben sollten, wollen wir darüber hinaus auch bis ins Greisenalter weitermachen.
 
Fotogalerie:
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14. April 2021, 09.24 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
 
 
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