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Verdienstvoller Verleger

Zum 70. Geburtstag von KD Wolff

Die einen nennen ihn schlicht KD, eigentlich hißt er Karl Dietrich Wolff. Am heutigen Mittwoch wird der bekannte Verleger 70 Jahre alt. Grund genug, auf seine Verdienste zurück zu blicken.
Manchmal wird man auf kuriose Weise von der eigenen Vergangenheit eingeholt: Im Mai 2010 wollte der Stroemfeld-Verleger KD Wolff zu einer wissenschaftlichen Tagung in die USA einreisen. Er sollte dort als Zeitzeuge sprechen, unter anderem in seiner Eigenschaft als Gründer des „Black Panther Solidaritätskomitees“ an der Universität Frankfurt im Jahr 1969. Allein – zu seinem Auftritt kam es erst gar nicht, weil die Behörden Wolff am New Yorker Flughafen abwiesen: Sein Zehnjahresvisum, so die Begründung, sei bereits im Jahr 2003 widerrufen worden. Nur hatte man das Wolff nicht mitgeteilt. Das Reizwort, das die amerikanischen Behörden zu diesem Schritt veranlasst wurde, zieht sich durch Wolffs Biografie. Es lautet: sozialistisch.

Karl Dietrich Wolff, der sich von allen nur „Kahdee“ nenne lässt, weil ihn der gewichtige Klang seiner traditionellen deutschen Vornamen schon immer abgeschreckt hat, wurde 1943 in Marburg geboren; in einer Stadt, in der es, so sagt man, noch heute eingeschworene Kommunisten geben soll. Wolff wuchs in einem bildungsbürgerlichen Haushalt auf, in dem die Relikte des Dritten Reichs sich für ihn als geistige Schlacken darstellten. Mit dreizehn Jahren begann er, der in Battenberg an der Eder aufwuchs, durch einen Zufall mit der Kafka-Lektüre. Der Beginn einer Faszination, die bis heute geblieben ist.

Stromlinienförmig, das ist Wolff nie gewesen. Die Politisierung seiner Generation als Reflex auf das bleierne Schweigen der Eltern erfasste Wolff voll und ganz: Er studierte Jura in Marburg, Freiburg und Frankfurt und war ein wesentlicher Bestandteil jener außerparlamentarischen Oppositionsszene, die sich Jahrzehnte später in Gestalt von Charismatikern wie Joschka Fischer oder Daniel Cohn-Bendit ihren Weg in die Staatslenkung bahnen sollte. Seit 1965 saß Wolff im Studentenparlament; in den Jahren 1967/68 war er Vorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes. Als er Ende der 60er einen amerikanischen Senator als „rassistischen Banditen“ bezeichnete, erhielt er zum ersten Mal Einreiseverbot in die USA. Trotz des enormen Grades an Politisierung (auf knapp 40 Strafverfahren brachte es KD Wolff in dieser Zeit; verteidigt wurde er zumeist vom späteren hessischen Justizminister Rupert von Plottnitz), zog es KD Wolff nie in die Politik. Er wollte Bücher machen, Aufklärung betreiben und Literatur verlegen.
Gemeinsam mit Jörg Schröder gründete er den bis heute legendären März-Verlag; 1970 schied er nach Differenzen aus und fing mit dem Verlag Roter Stern neu an. Der stand unter permanenter staatlicher Beobachtung, weswegen Wolff 1979 in der Schweiz den Stroemfeld Verlag gründete. Als der Rote Stern zu Beginn der 90er-Jahre am Ende war, konnte Wolff mit dem Ableger nahtlos weiterarbeiten. In einem Interview mit dem Börsenblatt des deutschen Buchhandels auf die Pleite angesprochen, antwortete Wolff: „Eine nur. Ernst Rowohlt hatte drei.“ Aus dieser Antwort sprechen Eigenschaften, die den Verleger KD Wolff geprägt haben: Selbstbewusstsein, Chuzpe, die Zuversicht, dass es immer irgendwie weitergehen kann und das Gespür für eine perfekte Inszenierung als wackerer David in einer Welt der Goliathe. Klagefreudig ist er bis heute geblieben. Das Jurastudium war nicht vergeblich.

Herausragend sind Wolffs verlegerische Leistungen: Klaus Theweleits „Männerphantasien“ sind zu einem soziologischen Standardwerk geworden; die historisch-kritischen Editionen der Werke Kafkas, Kleists oder Hölderlins haben Maßstäbe gesetzt; und nicht zuletzt hat der Stroemfeld Verlag, der nach wie vor in Wolffs Wohnhaus im Frankfurter Holzhausenviertel residiert, mit Peter Kurzeck einen der bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren im Programm.
 
Fotogalerie:
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27. Februar 2013, 16.23 Uhr
Christoph Schröder
 
 
 
 
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