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Union-Gelände
„Kunst ist für mich ein Überlebensmittel“
Ardi Goldman stellt das Skulpturenensemble „Das magische Dreieck des Lebens“ vor. Es ist der Start eines Parcours, bei dem Kunst im öffentlichen Raum vielen Menschen zugänglich gemacht werden soll.
Im Ostend ist ein neuer Kunstort entstanden: Unter Kastanien und vor seinem Club „Fortuna Irgendwo“ hat Ardi Goldman das Skulpturenensemble „Das magische Dreieck des Lebens“ vorgestellt. Alle Skulpturen wurden von Klaus Prior geschaffen. Der 1945 in Wesel geborene Bildhauer, der vor dem Wehrdienst nicht wie viele andere nach Berlin, sondern in die Schweiz flüchtete, setzt sich seit Jahrzehnten in seiner Arbeit mit dem geschundenen, gequälten Menschen auseinander. Seine Kunst basiert auf seinem Geschichtsbewusstsein.
Aufgewachsen in einer Gesellschaft, die sich ihrer Vergangenheit nicht stellte, wollte Prior sich nicht damit abfinden, wie im Wirtschaftswunder-Deutschland die Taten der NS-Zeit verdrängt wurden. In seiner Rede sagte Werner Renz, von 1995 bis 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fritz-Bauer-Instituts: „Für Prior, der durch und durch ein politischer Mensch ist, war der deutsche Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit unerträglich. In seiner künstlerischen Vorstellung spiegelt sich eine Weltbetrachtung, die zwischen Entsetzen, lakonischen Feststellungen und grimmiger Akzeptanz bis zur Desillusionierung oszilliert.“
Vier Skulpturen hat Goldman aufstellen lassen. Das Ensemble markiert zum einen den Auftakt für den „Kunstparcours des Widerstands“, zum anderen spiegeln sie auch Goldmans persönliche Geschichte wider: Sein Vater ist Überlebender des Warschauer Ghettos, Ardi Goldman selbst ist der einzige Überlebende eines Autounfalls, bei dem sein Vater und zwei Schwestern ums Leben kamen. „Kunst ist für mich ein Überlebensmittel. Ich habe das große Glück, Räume wie diesen schaffen und gestalten zu können. Dieses Glück möchte ich teilen“, erklärt Goldman. Priors Arbeiten berührten ihn, weil sie die zentralen Erfahrungen seines Lebens – Wut, Zweifel, Verzweiflung, Leid und Liebe – wiedergeben. Diese Empfindungen finden Ausdruck in den vier Werken Priors. „Wo immer der Betrachter auf Klaus Priors Arbeiten trifft, wird er Kräften und Emotionen ausgesetzt“, sagt Eric Decastro, langjähriger Galerist von Klaus Prior.
„Golem“ ist mit viereinhalb Metern die größte Figur des Ensembles. Sie ist aus Zedernholz gefertigt. „Golem“ steht für den Schmerz, der Legende nach, sollte Golem die Juden vor der drohenden Vernichtung retten. Für Klaus Prior hat der Golem eine universelle Bedeutung: „Vom Menschen erschaffen ist er eine Zwitterfigur. Er steht für das Rätsel, das der Mensch sich selbst ist.“ „Pietà“ ist ein Eisenguss und unterscheidet sich von den üblichen Maria-Jesus-Darstellungen völlig. Hier beugt sich ein Mann über eine liegende Frauenfigur. Es ist eine Anklage und die Skulptur steht sinnbildlich für alle Frauen, die in Kriegen geschändet wurden. „Die Umschlungenen“ nehmen Bezug auf das Massaker von Babyn Jar, bei der die SS 1941 an zwei Tagen 33 000 Jüdinnen und Juden aus Kiew ermordete. Die Skulptur zeigt eine nicht-jüdische Frau, die sich an ihren jüdischen Ehemann klammerte und mit ihm in den Tod ging. Ein Gegengewicht zu all dem Leid ist „Der Sieger“, die vierte Skulptur. Sie triumphiert über alles, ist standhaft und unüberwindbar. Sie zeigt, dass es etwas Stärkeres im Universum gibt: die Liebe und das Überleben.
„Das magische Dreieck“ kann jederzeit auf dem Union-Gelände, Hanauer Landstraße 184-198 besichtigt werden.
Aufgewachsen in einer Gesellschaft, die sich ihrer Vergangenheit nicht stellte, wollte Prior sich nicht damit abfinden, wie im Wirtschaftswunder-Deutschland die Taten der NS-Zeit verdrängt wurden. In seiner Rede sagte Werner Renz, von 1995 bis 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fritz-Bauer-Instituts: „Für Prior, der durch und durch ein politischer Mensch ist, war der deutsche Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit unerträglich. In seiner künstlerischen Vorstellung spiegelt sich eine Weltbetrachtung, die zwischen Entsetzen, lakonischen Feststellungen und grimmiger Akzeptanz bis zur Desillusionierung oszilliert.“
Vier Skulpturen hat Goldman aufstellen lassen. Das Ensemble markiert zum einen den Auftakt für den „Kunstparcours des Widerstands“, zum anderen spiegeln sie auch Goldmans persönliche Geschichte wider: Sein Vater ist Überlebender des Warschauer Ghettos, Ardi Goldman selbst ist der einzige Überlebende eines Autounfalls, bei dem sein Vater und zwei Schwestern ums Leben kamen. „Kunst ist für mich ein Überlebensmittel. Ich habe das große Glück, Räume wie diesen schaffen und gestalten zu können. Dieses Glück möchte ich teilen“, erklärt Goldman. Priors Arbeiten berührten ihn, weil sie die zentralen Erfahrungen seines Lebens – Wut, Zweifel, Verzweiflung, Leid und Liebe – wiedergeben. Diese Empfindungen finden Ausdruck in den vier Werken Priors. „Wo immer der Betrachter auf Klaus Priors Arbeiten trifft, wird er Kräften und Emotionen ausgesetzt“, sagt Eric Decastro, langjähriger Galerist von Klaus Prior.
„Golem“ ist mit viereinhalb Metern die größte Figur des Ensembles. Sie ist aus Zedernholz gefertigt. „Golem“ steht für den Schmerz, der Legende nach, sollte Golem die Juden vor der drohenden Vernichtung retten. Für Klaus Prior hat der Golem eine universelle Bedeutung: „Vom Menschen erschaffen ist er eine Zwitterfigur. Er steht für das Rätsel, das der Mensch sich selbst ist.“ „Pietà“ ist ein Eisenguss und unterscheidet sich von den üblichen Maria-Jesus-Darstellungen völlig. Hier beugt sich ein Mann über eine liegende Frauenfigur. Es ist eine Anklage und die Skulptur steht sinnbildlich für alle Frauen, die in Kriegen geschändet wurden. „Die Umschlungenen“ nehmen Bezug auf das Massaker von Babyn Jar, bei der die SS 1941 an zwei Tagen 33 000 Jüdinnen und Juden aus Kiew ermordete. Die Skulptur zeigt eine nicht-jüdische Frau, die sich an ihren jüdischen Ehemann klammerte und mit ihm in den Tod ging. Ein Gegengewicht zu all dem Leid ist „Der Sieger“, die vierte Skulptur. Sie triumphiert über alles, ist standhaft und unüberwindbar. Sie zeigt, dass es etwas Stärkeres im Universum gibt: die Liebe und das Überleben.
„Das magische Dreieck“ kann jederzeit auf dem Union-Gelände, Hanauer Landstraße 184-198 besichtigt werden.
10. Mai 2022, 11.44 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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