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Translantics von Britta Thie in der Schirn
Sechs Episoden der digitalen Bohème
Die Schirn Kunsthalle hat sechs Webvideos in Auftrag gegeben. Die Künstlerin Britta Thie will das Format nutzen, um ihrer Generation und der Kunstwelt den Spiegel vorzuhalten. Jetzt ist die erste Folge erschienen.
Eine Pressevorführung im kleinen Kreis, wir schauen mit der Künstlerin Britta Thie, mit Schirn-Direktor Max Hollein die erste Episode der Web-Serie „Translantics“. Danach schweben Fragezeichen in der Luft. Der Mann vom Radio fragt, wie er das nun bitte seinen Hörern erklären soll. War das jetzt Kunst? Oder ein Webvideo? Und wer ist die Zielgruppe? Eine Kollegin fragt, warum die Schirn nun das hier macht, was es mit der Kooperation mit Arte und ZDF auf sich habe und warum die Episode in Berlin spielt und nicht in Frankfurt. Und wie geht es weiter?
Ich wundere mich ein bisschen über die Kontroverse, muss man denn alles erklären? Zumal der erste Film ziemlich straight erzählt ist (was sich in den noch folgenden noch ändern könnte). Er beginnt mit Bibi, gespielt von Britta Thie selbst. Sie sitzt in einem Wartezimmer einer Psychologin, zwei ebenfalls wartende Gothic-Menschen nerven mit lauter Musik und der Widerwilligkeit ihre Stiefel auszuziehen. Nächste Szene im Saturn, die Ebenen zwischen Realität und Traum verschwimmen. Eine Freundin kommt, auch sie in den 20ern, aber die beiden reden wie Teenager über den coolen Star-Wars-USB-Stick (hätte ich auch gerne). Dann ein Start-up-Unternehmen mit einem futuristischem Schlafraum. Eine Kunstvernissage mit bärtigen Hipstern und einer Galeristin mit Zahnspange, alle reden englisch oder das, was sie dafür halten. Die Mädchen, man muss sie so nennen, obwohl es eigentlich schon längst Frauen sind, ärgern sich über einen Typen, der sie nicht anschaut. Zwischendurch immer wieder der unvermeidliche Blick aufs Smartphone.
„Das ist es, was ich in meiner Umgebung sehe: Junge Menschen, die nicht ganz erwachsen werden, die freien Projekten bis zur Selbstausbeutung nachgehen, die von ihren Start-ups reden, die fast 30 Jahre alt sind und sich ärgern, wenn irgendein Typ sie nicht anschaut“, sagt Britta Thie. Auf sechs Folgen ist die Webserie angelegt, der erste spielt tatsächlich in Neukölln, die zweite Episode dreht sich um einen Kunstpreis, den die Mädels in Frankfurt abholen – gedreht wurde das vergangenen Samstag auf der Nacht der Museen, schnell mal eben eine fiktive Preisverleihung organisiert.
Translantics, der Titel der Serie, er könnte auch für ein Start-up stehen. Oder für das Nabel-der-Welt-Gefühl in Berlin, wo sich eine Frau wie Britta Thie, aus einem kleinen Ort in Ostwestfalen-Lippe kommend, plötzlich New Yorker Bohème-Kids gegenüber sieht, die mit fünf Jahren schon Chopin gespielt haben und wer weiß was für Bücher gelesen haben. Auch in Frankfurt findet man solche Menschen, findet man auch Vernissagen, bei denen sich Städelschule und ihre Freunde kaum über die Kunst an den Wänden unterhalten, sondern lieber über sich und dabei ironisch Goldrandbrillen aus den 80ern tragen. Oder eben Zahnspangen. Bei der Vernissage in Britta Thies Film hängen formschöne, flauschige Badezimmermatten an den Wänden. Gab es diese Vernissage wirklich? Britta Thie sagt nein, aber dass man recht schnell viele Freunde fand, die zu dieser fiktiven Verni gehen wollten und sich dort auch ganz schnell das übliche Feeling einstellte, das solchen Veranstaltungen innewohnt. Und Max Hollein ergänzt trocken: "Kann nicht mehr lang dauern mit den Badematten ..."
Tja, wie geht es weiter? Vielleicht ganz anders, als in der ersten Folge, sagt Britta Thie. Vielleicht mit versetztem Dubbing, vielleicht mit großer Typographie, vielleicht mit einer Epidode aus ihrem Heimatort Hartum, vielleicht Schnipsel aus den Super-8-Filmen, in denen sie als Kind Sendungen wie Stefan Raabs Vivasion nachstellte, auf jeden Fall aber etwas, dass ihre Generation, wenn man das überhaupt so sagen könne, dass die Generation der in den 80ern an der Schnittstelle zum Digitalen geborenen, irgendwie charakterisiert. Alle drei Wochen soll eine neue Folge erscheinen, die erste können Sie nun hier sehen, die folgenden auf dieser Website der Schirn.
Ich wundere mich ein bisschen über die Kontroverse, muss man denn alles erklären? Zumal der erste Film ziemlich straight erzählt ist (was sich in den noch folgenden noch ändern könnte). Er beginnt mit Bibi, gespielt von Britta Thie selbst. Sie sitzt in einem Wartezimmer einer Psychologin, zwei ebenfalls wartende Gothic-Menschen nerven mit lauter Musik und der Widerwilligkeit ihre Stiefel auszuziehen. Nächste Szene im Saturn, die Ebenen zwischen Realität und Traum verschwimmen. Eine Freundin kommt, auch sie in den 20ern, aber die beiden reden wie Teenager über den coolen Star-Wars-USB-Stick (hätte ich auch gerne). Dann ein Start-up-Unternehmen mit einem futuristischem Schlafraum. Eine Kunstvernissage mit bärtigen Hipstern und einer Galeristin mit Zahnspange, alle reden englisch oder das, was sie dafür halten. Die Mädchen, man muss sie so nennen, obwohl es eigentlich schon längst Frauen sind, ärgern sich über einen Typen, der sie nicht anschaut. Zwischendurch immer wieder der unvermeidliche Blick aufs Smartphone.
„Das ist es, was ich in meiner Umgebung sehe: Junge Menschen, die nicht ganz erwachsen werden, die freien Projekten bis zur Selbstausbeutung nachgehen, die von ihren Start-ups reden, die fast 30 Jahre alt sind und sich ärgern, wenn irgendein Typ sie nicht anschaut“, sagt Britta Thie. Auf sechs Folgen ist die Webserie angelegt, der erste spielt tatsächlich in Neukölln, die zweite Episode dreht sich um einen Kunstpreis, den die Mädels in Frankfurt abholen – gedreht wurde das vergangenen Samstag auf der Nacht der Museen, schnell mal eben eine fiktive Preisverleihung organisiert.
Translantics, der Titel der Serie, er könnte auch für ein Start-up stehen. Oder für das Nabel-der-Welt-Gefühl in Berlin, wo sich eine Frau wie Britta Thie, aus einem kleinen Ort in Ostwestfalen-Lippe kommend, plötzlich New Yorker Bohème-Kids gegenüber sieht, die mit fünf Jahren schon Chopin gespielt haben und wer weiß was für Bücher gelesen haben. Auch in Frankfurt findet man solche Menschen, findet man auch Vernissagen, bei denen sich Städelschule und ihre Freunde kaum über die Kunst an den Wänden unterhalten, sondern lieber über sich und dabei ironisch Goldrandbrillen aus den 80ern tragen. Oder eben Zahnspangen. Bei der Vernissage in Britta Thies Film hängen formschöne, flauschige Badezimmermatten an den Wänden. Gab es diese Vernissage wirklich? Britta Thie sagt nein, aber dass man recht schnell viele Freunde fand, die zu dieser fiktiven Verni gehen wollten und sich dort auch ganz schnell das übliche Feeling einstellte, das solchen Veranstaltungen innewohnt. Und Max Hollein ergänzt trocken: "Kann nicht mehr lang dauern mit den Badematten ..."
Tja, wie geht es weiter? Vielleicht ganz anders, als in der ersten Folge, sagt Britta Thie. Vielleicht mit versetztem Dubbing, vielleicht mit großer Typographie, vielleicht mit einer Epidode aus ihrem Heimatort Hartum, vielleicht Schnipsel aus den Super-8-Filmen, in denen sie als Kind Sendungen wie Stefan Raabs Vivasion nachstellte, auf jeden Fall aber etwas, dass ihre Generation, wenn man das überhaupt so sagen könne, dass die Generation der in den 80ern an der Schnittstelle zum Digitalen geborenen, irgendwie charakterisiert. Alle drei Wochen soll eine neue Folge erscheinen, die erste können Sie nun hier sehen, die folgenden auf dieser Website der Schirn.
28. April 2015, 09.55 Uhr
Nils Bremer
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