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Tizian im Städel Museum
Der Superstar der Renaissance
Die deutsche Museumslandschaft hat der Renaissance in Venedig bisher wenig Beachtung geschenkt – trotz ihrer immensen Bedeutung für die Kunstgeschichte. Heute eröffnet im Städel Museum die erste Tizian-Ausstellung, die je in Deutschland gezeigt wurde.
Die venezianische Malerei der Renaissance gilt als eines der bedeutendsten Kapitel der Kunstgeschichte. „Sie genießt eine außergewöhnliche Rezeptionsgeschichte“, sagt Bastian Eclercy, Kurator der Ausstellung „Tizian und die Renaissance in Venedig“, die aktuell im Städel Museum zu sehen ist. Dies gehe auf die kontinuierliche Wertschätzung und bereits frühe Verbreitung der Werke zurück. In der Schau, der ersten dieser Art in Deutschland, werden Künstler wie Giovanni Bellini, Lorenzo Lotto, Jacopo Tintoretto und Paolo Veronese gezeigt. Der bekannteste Vertreter dieser Zeit ist jedoch unbestritten Tizian. „Ein Superstar des 16. Jahrhunderts“, nennt ihn Julia Cloot, stellvertretende Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main. Während Tizians außergewöhnlich langer Schaffenszeit von rund 60 Jahren gewann er über die Grenzen Venedigs hinaus große Bewunderung und Anerkennung, die noch lange nach seinem Tod im Jahr 1576 Bestand hat. Die wichtigsten und mächtigsten Persönlichkeiten des 16. Jahrhunderts wollten sich von Tizian malen lassen. So auch Kaiser Karl V., der sich von dem Künstler in voller Rüstung und auf geziertem Schlachtross einfangen ließ.
PAOLO VERONESE (1528–1588), Amor mit zwei Hunden, ca. 1580, ©bpk|Bayerische Staatsgemäldesammlungen
„Es ist ein großer Tag für uns. Wir sind sehr stolz“, sagt Philipp Demandt, Direktor des Städel Museum. Eine derart große Ausstellung sei nämlich neben einer drei Jahre langen Planung auch auf Leihgaben angewiesen. Mehr als 60 deutsche und internationale Museen sowie exklusive Privatsammlungen haben ihre Werke für die Dauer von mehr als drei Monaten dem Städel zur Verfügung gestellt. „Immer weniger große deutsche Museen trauen sich das“, sagt Demandt, denn neben organisatorischen Herausforderungen sei dies auch mit finanziellen Hürden und enormen Versicherungssummen verbunden. So eine Ausstellung liege etwa im hohen Millionenbereich.
Die Lagunenstadt Venedig ist bis heute bekannt für ihren einzigartigen Modernisierungsschub. Im 15. und 16. Jahrhundert beschleunigte der Handel das Leben und förderte neben dem Transfer von Gütern auch den Austausch von Ideen und Kunst. Venedig wurde zum Zentrum des Farbenhandels, grandiose Bauwerke und Gemälde entstanden, die noch immer als bedeutsame Werke geschätzt werden. Die Epoche revolutionierte die Kunst, Kultur und Wirtschaft in vielerlei Hinsicht; sie setze Maßstäbe, die für Jahrhunderte Gültigkeit erlangten: 1440 wurde der Buchdruck erfunden, 1492 Amerika entdeckt, das beeinflusste das Leben der Menschen. Die Renaissance gilt als Zeit der großen Erfindungen.
TIZIAN (UM 1488/90–1576), Bildnis der Clarice Strozzi, 1542, © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Christoph Schmidt
Die künstlerische Epoche in Venedig zeichnet sich im Gegensatz zu der stärker auf die Zeichnung basierenden Malerei in Florenz und Rom vor allem durch die ausgeprägte Farbigkeit, den sogenannten „Colorito“ aus. Die Kunstwerke sind aus verschiedenen sozialen und politischen Verhältnissen heraus entstanden. Experten sind sich einig, dass die Künstler sich gut kannten, teilweise sogar für dieselben Auftragsgeber arbeiteten. In der Ausstellung wird schließlich die individuelle Herangehensweise der Künstler deutlich. Wiederkehrende Sujets in der Malerei sind prachtvolle Porträts von jungen Menschen mit Tieren vor idealisierten Landschaften sowie Frauen mit rundlichen Gesichtern und opulenter Oberweite. Ausladende Altarbilder, die traditionelle Madonna mit Kind sowie üppige Landschaften gehören zu den typischen Motiven der venezianischen Renaissance.
„Im Unterschied zu den meist porzellanhaft glatten Oberflächen, wie sie die Florentiner bevorzugen, belassen die Venezianer den Pinselstrich als Spur des Malakts oft deutlich sichtbar“, erklärt der Kurator. Tizian überlebte viele und bestimmte die Kunstszene, er war Bezugspunkt für Künstler wie Rubens und El Greco. Seine Zeitgenossen eiferten ihm entweder nach oder versuchten ihn durch bewusste Abgrenzung zu überbieten. Im Städel Museum erleben Tizian und die Renaissance nun eine Wiedergeburt.
JACOPO PALMA IL VECCHIO (1479/80–1528), Zwei ruhende Nymphen, um 1510–15, © Städel Museum – ARTOTHEK
>> „Tizian und die Renaissance in Venedig“, Städel Museum, bis 26.5.2019
PAOLO VERONESE (1528–1588), Amor mit zwei Hunden, ca. 1580, ©bpk|Bayerische Staatsgemäldesammlungen
„Es ist ein großer Tag für uns. Wir sind sehr stolz“, sagt Philipp Demandt, Direktor des Städel Museum. Eine derart große Ausstellung sei nämlich neben einer drei Jahre langen Planung auch auf Leihgaben angewiesen. Mehr als 60 deutsche und internationale Museen sowie exklusive Privatsammlungen haben ihre Werke für die Dauer von mehr als drei Monaten dem Städel zur Verfügung gestellt. „Immer weniger große deutsche Museen trauen sich das“, sagt Demandt, denn neben organisatorischen Herausforderungen sei dies auch mit finanziellen Hürden und enormen Versicherungssummen verbunden. So eine Ausstellung liege etwa im hohen Millionenbereich.
Die Lagunenstadt Venedig ist bis heute bekannt für ihren einzigartigen Modernisierungsschub. Im 15. und 16. Jahrhundert beschleunigte der Handel das Leben und förderte neben dem Transfer von Gütern auch den Austausch von Ideen und Kunst. Venedig wurde zum Zentrum des Farbenhandels, grandiose Bauwerke und Gemälde entstanden, die noch immer als bedeutsame Werke geschätzt werden. Die Epoche revolutionierte die Kunst, Kultur und Wirtschaft in vielerlei Hinsicht; sie setze Maßstäbe, die für Jahrhunderte Gültigkeit erlangten: 1440 wurde der Buchdruck erfunden, 1492 Amerika entdeckt, das beeinflusste das Leben der Menschen. Die Renaissance gilt als Zeit der großen Erfindungen.
TIZIAN (UM 1488/90–1576), Bildnis der Clarice Strozzi, 1542, © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Christoph Schmidt
Die künstlerische Epoche in Venedig zeichnet sich im Gegensatz zu der stärker auf die Zeichnung basierenden Malerei in Florenz und Rom vor allem durch die ausgeprägte Farbigkeit, den sogenannten „Colorito“ aus. Die Kunstwerke sind aus verschiedenen sozialen und politischen Verhältnissen heraus entstanden. Experten sind sich einig, dass die Künstler sich gut kannten, teilweise sogar für dieselben Auftragsgeber arbeiteten. In der Ausstellung wird schließlich die individuelle Herangehensweise der Künstler deutlich. Wiederkehrende Sujets in der Malerei sind prachtvolle Porträts von jungen Menschen mit Tieren vor idealisierten Landschaften sowie Frauen mit rundlichen Gesichtern und opulenter Oberweite. Ausladende Altarbilder, die traditionelle Madonna mit Kind sowie üppige Landschaften gehören zu den typischen Motiven der venezianischen Renaissance.
„Im Unterschied zu den meist porzellanhaft glatten Oberflächen, wie sie die Florentiner bevorzugen, belassen die Venezianer den Pinselstrich als Spur des Malakts oft deutlich sichtbar“, erklärt der Kurator. Tizian überlebte viele und bestimmte die Kunstszene, er war Bezugspunkt für Künstler wie Rubens und El Greco. Seine Zeitgenossen eiferten ihm entweder nach oder versuchten ihn durch bewusste Abgrenzung zu überbieten. Im Städel Museum erleben Tizian und die Renaissance nun eine Wiedergeburt.
JACOPO PALMA IL VECCHIO (1479/80–1528), Zwei ruhende Nymphen, um 1510–15, © Städel Museum – ARTOTHEK
>> „Tizian und die Renaissance in Venedig“, Städel Museum, bis 26.5.2019
13. Februar 2019, 12.16 Uhr
Sheera Plawner
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