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Theaterinszenierung
Skandal! Oder etwa doch nicht?
Unser Theater-Highlight im März ist „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“. Eine skandalisierende Öffentlichkeit und die Frage: Wo verläuft die Grenze zwischen Privatem und Öffentlichem?
Es scheint einen Skandal zu geben: Weil Katharina Blum einem Bankräuber und Mörder Unterschlupf gewehrt und ihm anschließende Fluchthilfe verschafft haben soll, wird sie von der Polizei vernommen. Vermutet werden eine Liebesnacht sowie Verbindungen zum organisierten Verbrechen – „Sex and Crime“.
Dabei hatte die 26-jährige Katharina Blum eigentlich nur Fasching feiern wollen. Wie jedes Jahr war sie in ein Tanzlokal gegangen und hatte dort den Gesuchten Ludwig Götten kennengelernt. Abgesehen davon macht sie keine Angaben zur Sache, wie es bei der Polizei heißt. Denn es handelt sich dabei um eine rein private Angelegenheit. Im Gegensatz zu ihr gelingt den Ermittlern das Schweigen aber weniger gut. Schon bald bekommt das Boulevardblatt „Die Zeitung“ Wind von der Sache, lauert Menschen aus Katharinas Umfeld auf – ihrem Vermieter, ihrem Nachbarn, ihrer Mutter –, zerrt diese vor Kameras und Mikrofone und fährt so eine Schmutzkampagne gegen Katharina Blum.
Neben dem Boulevardblatt, das hier vor allem als Fernsehsender auftritt, zeigt die Inszenierung außerdem Influencer-Parodien und Social-Media-Schnipsel, die sich auf Katharina Blum beziehen. Hashtags bilden sich. Man postet, teilt und kommentiert. Ist Katharina Blum eine Mittäterin oder ein Opfer? Ist sie ein leichtes Mädchen oder eine feministische Heldin? Nachdem eine Öffentlichkeit hergestellt wurde, hält sie sich also selbst am Laufen. Wider Willen bekommt Katharina Blum eine Aufmerksamkeit, die sie nicht möchte. Die Theaterinszenierung von Heinrich Bölls Vorlage an den Kammerspielen des Schauspiel Frankfurt greift dabei den Grundgedanken der Erzählung gelungen auf: Der Skandal ist nicht, was Katharina Blum vielleicht getan hat; der Skandal ist vielmehr, wie die schaulustige Öffentlichkeit mit ihr umgeht.
Info
Die verlorene Ehre der Katharina Blum, Schauspiel, Ffm: Schauspiel Frankfurt, Kammerspiele, Neue Mainzer Straße 17, 22.3., 20 Uhr
Dabei hatte die 26-jährige Katharina Blum eigentlich nur Fasching feiern wollen. Wie jedes Jahr war sie in ein Tanzlokal gegangen und hatte dort den Gesuchten Ludwig Götten kennengelernt. Abgesehen davon macht sie keine Angaben zur Sache, wie es bei der Polizei heißt. Denn es handelt sich dabei um eine rein private Angelegenheit. Im Gegensatz zu ihr gelingt den Ermittlern das Schweigen aber weniger gut. Schon bald bekommt das Boulevardblatt „Die Zeitung“ Wind von der Sache, lauert Menschen aus Katharinas Umfeld auf – ihrem Vermieter, ihrem Nachbarn, ihrer Mutter –, zerrt diese vor Kameras und Mikrofone und fährt so eine Schmutzkampagne gegen Katharina Blum.
Neben dem Boulevardblatt, das hier vor allem als Fernsehsender auftritt, zeigt die Inszenierung außerdem Influencer-Parodien und Social-Media-Schnipsel, die sich auf Katharina Blum beziehen. Hashtags bilden sich. Man postet, teilt und kommentiert. Ist Katharina Blum eine Mittäterin oder ein Opfer? Ist sie ein leichtes Mädchen oder eine feministische Heldin? Nachdem eine Öffentlichkeit hergestellt wurde, hält sie sich also selbst am Laufen. Wider Willen bekommt Katharina Blum eine Aufmerksamkeit, die sie nicht möchte. Die Theaterinszenierung von Heinrich Bölls Vorlage an den Kammerspielen des Schauspiel Frankfurt greift dabei den Grundgedanken der Erzählung gelungen auf: Der Skandal ist nicht, was Katharina Blum vielleicht getan hat; der Skandal ist vielmehr, wie die schaulustige Öffentlichkeit mit ihr umgeht.
Die verlorene Ehre der Katharina Blum, Schauspiel, Ffm: Schauspiel Frankfurt, Kammerspiele, Neue Mainzer Straße 17, 22.3., 20 Uhr
16. März 2024, 12.53 Uhr
Julian Mackenthun
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