The Invisible Hand im English Theatre

Moral versus Geld

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Ein US-Banker wird von pakistanischen Rebellen entführt. In dem Polit-Thriller „The Invisible Hand“ des Pulitzer-Preisträgers Ayad Akhtar, zu sehen im English Theatre, prallen zunächst zwei Welten aufeinander, die letztlich gar nicht so verschieden sind.

Nicole Brevoord /

Das English Theatre zeigt sich in dieser Spielzeit erneut facettenreich. Eben noch klassisch mit dem Stück Pygmalion, dann mehr am Mainstream orientiert mit dem Musical Jekyll & Hyde und seit Donnerstagabend – in Kooperation mit der Ensemble Theatre Company of Santa Barbara – thematisch ganz nah am Puls der Zeit, mit einem aktuellen Stück von Ayad Akhtar. Sein Stück „Disgraced“, das bereits in einer vorangegangenen Spielzeit im English Theatre zu sehen war, brachte Akhtar den Pulitzer-Preis ein. Bei „The Invisible Hand“ handelt es sich um einen ökonomischen Thriller mit einer düsteren Story, die absolut keine leichte Kost ist, aber ab und an doch dezente humorvolle Momente hat.

Es geht um den geldgierigen U.S. Banker Nick Bright, der fälschlicherweise von drei pakistanischen, anti-amerikanischen Rebellen entführt wird, die mit der Geisel ein Lösegeld von 10 Millionen Euro erpressen wollen. Das Geld soll für hehre, kommunale Interessen der Gemeinschaft, etwa Wasser oder Impfstoffe, verwendet werden, erklärt der an der Entführung beteiligte Imam Saleem. Da wohl weder seine Bank, noch die USA bereit sein werden, ihn auszulösen, bietet der um sein Leben bangende Bright seinen Entführern an, von seinem Verlies aus das Geld mit Onlinebörsengeschäften binnen eines Jahres zu erwirtschaften. Obendrein will er dem zunächst dummdreist wirkenden, unberechenbaren Gefängniswärter Bashir das Brokergeschäft beibringen und findet in ihm letztlich seinen Meister. Abgerechnet wird hier zum Schluss. Wird Bright es schaffen, sich – entweder über die Geldgeschäfte oder durch einen geplanten Ausbruch – zu befreien? Fest steht, seine Welt wird aus den Fugen geraten und auch bei seinen Entführern macht sich im Verlauf der Geschichte ein frappierender Wertewandel bemerkbar. Nichts mehr ist, wie es am Anfang schien und keiner wird dem anderen mehr vertrauen. Vielleicht verdirbt Geld eben doch den Charakter.

Eine düstere, heruntergekommene Kammer – möbliert mit einer Pritsche, zwei Tischen und Stühlen – ausgestattet mit einem Spitzbogenfenster ganz oben in der Wand, durch das am Tage Licht und der Ruf des Muezzin dringt, bildet die Szenerie des Kammerspiels, in dem John Tufts beeindruckend als Nick Bright sowie Mujahi Abdul-Rashid als Imam Saleem, Jameal Ali als Bashir und Sarang Sharma in der Rolle des Dar agieren. Wer vor einem halben Jahr bereits in den Frankfurter Kammerspielen die deutschsprachige Inszenierung Anselm Webers von „The Invisible Hand“ gesehen hat, darf sich in der englischen Originalfassung, die auch von den sprachlichen Unterschieden der Darsteller belebt wird, auf neue dramaturgische Akzente freuen. Im English Theatre ist unter der Regie von Jonathan Fox ein überzeugendes, in sich stimmiges Ensemble zu erleben in einem Stück, das sich in viele von Lichteffekten unterteilten Szenen unterteilt. So erhält die Bühnendarstellung eine filmische Anmutung, auch wenn der Perspektivwechsel einer Kamera fehlt. Am Ende des Theaterabends könnte man noch lange sinnieren über die viel zitierten kulturellen Gräben zwischen muslimisch geprägten Ländern, den angeblich so freien USA sowie der westlichen Welt, über den Einfluss des Geldes und der Religion auf das Wertebewusstsein und darüber, welches von beiden persönlich bereichernder ist.

English Theatre, Gallusanlage 7, The Invisible Hand: bis 6. Juni, Tickets: 27 bis 39 Euro.


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