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TaunusTurm wird zu MMK 2
Mehr Platz für Kunst
2000 Quadratmeter Fläche im TaunusTurm sind bald Teil des Museums für Moderne Kunst. Denn im Oktober eröffnet das MMK hier seine Dependance. Innenarchitektin Ingrid Pradler koordiniert das Mammutprojekt.
Katharina Fritschs Tischgesellschaft wird als erstes geliefert. Ein Tieflader, zwölf Tonnen schwer, drei Touren, 20 Kisten. Sind die angekommen im MMK zwei, der neuen Dependance des MMK Museum für Moderne Kunst im TaunusTurm, stehen vier Leute parat, um sie auszupacken – zwei, die die Kisten auf und wieder zu schrauben, nochmal zwei, die die raumgreifende Skulptur, bestehend aus einem überlangen Tisch und 32 lebensgroßen Männerfiguren, positionieren. Der Aufbau braucht Platz. Viel Platz. „Einen Großteil der Fläche der neuen Museumsräume“, weiß Ingrid Pradler.
Ingrid Pradler weiß überhaupt fast alles über die Räume des MMK 2. Und was sie nicht weiß, findet sie heraus. Wo ist wieviel Platz? Wo können welche Kunstwerke angeliefert werden? Wie viele Türen und Flure liegen auf dem Weg vom Eingang bis in die erste Etage des Gebäudes? Passt die Transportkiste überhaupt in den Aufzug oder muss sie über das Fenster geliefert werden? Ingrid Pradler ist Innenarchitektin, seit Januar dieses Jahres koordiniert sie den Einzug des Museums in die neue Außenstelle generalstabsmäßig. Hat jemand eine Frage zum Turm, wie das Gebäude im MMK genannt wird, kommt er zu ihr.
Die Erweiterung ist ein Mammutprojekt. Das überhaupt erst möglich wurde durch eine Kooperation von MMK, Kulturdezernat und dem Planungsdezernat, den Projektentwicklern Tishman Speyer und der Commerz Real AG sowie den vier Gründungspartnern der MMK Stiftung Stefan Quandt, der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, der DekaBank Deutsche Girozentrale und der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen. Die vier Gründungspartner übernehmen zehn Jahre lang die Kosten für den Betrieb der Dependance. „In der deutschen Museumslandschaft ist eine solche Public Private Partnership einzigartig“, sagt Susanne Gaensheimer. Seit ihrer Berufung als Direktorin des MMK hat sie die Vision der Museumserweiterung entwickelt und nun auch realisiert.
Bisher konnten im Haupthaus in der Domstraße nur fünf bis zehn Prozent der Sammlung gezeigt werden. Schon als das Museum 1991 eröffnete, umfasste die Sammlung mehr Werke, als der von Hans Hollein entworfene Museumsbau an Fläche bot. 2011, als das Museum sein 20. Jubiläum feierte, konnte es erstmals einen Großteil seiner Sammlung zeigen – indem es temporär 5.000 Quadratmeter im ehemaligen Degussa-Gebäude auf dem heutigen MainTor-Areal bezog. Mit der Jubiläumsschau wurde deutlich: Das MMK braucht mehr Platz, viel mehr Platz. Klar war aber gleichzeitig, dass in Zeiten knapper Kassen kein Geld aus dem städtischen Säckel zu erwarten war. Susanne Gaensheimer und ihr Team versuchten also, private Förderer für eine Erweiterung zu gewinnen. „Die Beziehungen zu den Sponsoren wurden nicht erst mit Beginn des Projektes aufgenommen. Die vier Gründungspartner und auch einige der weiteren Förderer sind treue Partner des MMK, mit denen uns seit vielen Jahren eine vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit verbindet.“, sagt Susanne Gaensheimer.
Die Entscheidung für den TaunusTurm, er war nicht das einzige Objekt, das infrage kam, fiel aus zwei Gründen. Erstens: Tishman Speyer und die Commerz Real AG, die auf Gaensheimer zugekommen waren, machten das beste Angebot – 2.000 Quadratmeter Fläche, die 15 Jahre lang miet- und nebenkostenfrei genutzt werden können. Zweitens: Das MMK konnte noch Einfluss nehmen auf die Gestaltung der Räumlichkeiten. Dass ein Museum eine Büroetage bezieht, ist nicht nur ungewöhnlich, es ist auch eine außergewöhnliche Herausforderung. „Wir haben hier um jeden Zentimeter gekämpft“, sagt Ingrid Pradler. Die Deckenhöhe war ein neuralgischer Punkt, die Klimatisierung ebenfalls. Büros sind niedriger als Kunsträume, Kunstwerke stellen besondere Anforderungen an die Luftfeuchte, die eine gewöhnliche Klimaanlage nicht erfüllt. Als klar war, dass in der zweiten Etage des Gebäudeteils keine Schreibtische stehen sollen, sondern Kunstwerke ausgestellt werden, musste die Gebäudetechnik komplett neu geplant werden.
Diese Planungen sind Aufgabe von Kuehn Malvezzi Architekten, die Spezialisten sind im Umbau von Nicht-Kunsträumen in Kunsträume. Ingrid Pradler steht in ständigem Kontakt mit dem Berliner Büro. Telefon und Computer sind ihre wichtigsten Arbeitsutensilien, ein gutes Gedächtnis und ein guter Überblick sind unerlässlich: „Ich bin Vermittlerin zwischen Museum, Architekten und dem Bauherren.“ Und sie ist Ansprechpartnerin für alle Kollegen des MMK. „Alle zehn Minuten was anderes“, sagt sie, wenn sie einen üblichen Arbeitstag beschreibt. Da möchte die Museumspädagogin wissen, wie groß die Tische und Schränke sind, die ihr später im Turm zur Verfügung stehen werden. Der Alarmanlagenhersteller ruft an, weil er die RAL-Farbe für fünf zusätzliche Verteilerdosen wissen möchte. Ingrid Pradler sucht Hebebühnen aus, holt Angebote ein, führt Vorstellungsgespräche mit dem Sicherheitspersonal, muss stets das Budget im Blick behalten und sich überlegen, wie das Hängeteam einen Siebdruck nach Vorgaben der Künstlerin Rosemarie Trockel an die Wand bringt – im TaunusTurm selbst – obwohl es im ganzen Gebäude keine Stelle gibt, an der man die Siebe waschen kann. „Wir werden etwas bauen“, sagt Ingrid Pradler. Von Aufgaben wie diesen lässt sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Zum 20. Jubiläum des MMK hat sie den Umbau und Einzug ins Degussa-Gebäude betreut – ein noch größerer, komplexerer Auftrag. Schritt für Schritt planen ist ihr Trick – „Habe ich von einer Kollegin gelernt“, sagt sie.
Schritt für Schritt geht es auf die heiße Phase der Erweiterung zu. Sie beginnt, wenn die Umzugswagen im September vor dem TaunusTurm stehen. Knapp zwei Jahre werden dann vergangen sein seit dem ersten Ideenaustausch. Ab 19. Oktober steht das Museum für Moderne Kunst seinen Besuchern dreifach offen: Als MMK 1 in der Domstraße, in dem dauerhaft herausragende Werke der Sammlung zu sehen sind, als MMK 2 im TaunusTurm, in dem die Ausstellungen zweimal jährlich wechseln und das Museum aktuelle thematische Schwerpunkte setzt, außerdem als MMK 3, das jetzige MMK Zollamt, das internationalen Nachwuchskünstlern Raum gibt. Die erste Schau im MMK 2 mit dem Titel „Boom She Boom“ widmet sich ausschließlich Künstlerinnen der der Sammlung. Katharina Fritschs Tischgesellschaft darf da freilich nicht fehlen.
Ingrid Pradler weiß überhaupt fast alles über die Räume des MMK 2. Und was sie nicht weiß, findet sie heraus. Wo ist wieviel Platz? Wo können welche Kunstwerke angeliefert werden? Wie viele Türen und Flure liegen auf dem Weg vom Eingang bis in die erste Etage des Gebäudes? Passt die Transportkiste überhaupt in den Aufzug oder muss sie über das Fenster geliefert werden? Ingrid Pradler ist Innenarchitektin, seit Januar dieses Jahres koordiniert sie den Einzug des Museums in die neue Außenstelle generalstabsmäßig. Hat jemand eine Frage zum Turm, wie das Gebäude im MMK genannt wird, kommt er zu ihr.
Die Erweiterung ist ein Mammutprojekt. Das überhaupt erst möglich wurde durch eine Kooperation von MMK, Kulturdezernat und dem Planungsdezernat, den Projektentwicklern Tishman Speyer und der Commerz Real AG sowie den vier Gründungspartnern der MMK Stiftung Stefan Quandt, der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, der DekaBank Deutsche Girozentrale und der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen. Die vier Gründungspartner übernehmen zehn Jahre lang die Kosten für den Betrieb der Dependance. „In der deutschen Museumslandschaft ist eine solche Public Private Partnership einzigartig“, sagt Susanne Gaensheimer. Seit ihrer Berufung als Direktorin des MMK hat sie die Vision der Museumserweiterung entwickelt und nun auch realisiert.
Bisher konnten im Haupthaus in der Domstraße nur fünf bis zehn Prozent der Sammlung gezeigt werden. Schon als das Museum 1991 eröffnete, umfasste die Sammlung mehr Werke, als der von Hans Hollein entworfene Museumsbau an Fläche bot. 2011, als das Museum sein 20. Jubiläum feierte, konnte es erstmals einen Großteil seiner Sammlung zeigen – indem es temporär 5.000 Quadratmeter im ehemaligen Degussa-Gebäude auf dem heutigen MainTor-Areal bezog. Mit der Jubiläumsschau wurde deutlich: Das MMK braucht mehr Platz, viel mehr Platz. Klar war aber gleichzeitig, dass in Zeiten knapper Kassen kein Geld aus dem städtischen Säckel zu erwarten war. Susanne Gaensheimer und ihr Team versuchten also, private Förderer für eine Erweiterung zu gewinnen. „Die Beziehungen zu den Sponsoren wurden nicht erst mit Beginn des Projektes aufgenommen. Die vier Gründungspartner und auch einige der weiteren Förderer sind treue Partner des MMK, mit denen uns seit vielen Jahren eine vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit verbindet.“, sagt Susanne Gaensheimer.
Die Entscheidung für den TaunusTurm, er war nicht das einzige Objekt, das infrage kam, fiel aus zwei Gründen. Erstens: Tishman Speyer und die Commerz Real AG, die auf Gaensheimer zugekommen waren, machten das beste Angebot – 2.000 Quadratmeter Fläche, die 15 Jahre lang miet- und nebenkostenfrei genutzt werden können. Zweitens: Das MMK konnte noch Einfluss nehmen auf die Gestaltung der Räumlichkeiten. Dass ein Museum eine Büroetage bezieht, ist nicht nur ungewöhnlich, es ist auch eine außergewöhnliche Herausforderung. „Wir haben hier um jeden Zentimeter gekämpft“, sagt Ingrid Pradler. Die Deckenhöhe war ein neuralgischer Punkt, die Klimatisierung ebenfalls. Büros sind niedriger als Kunsträume, Kunstwerke stellen besondere Anforderungen an die Luftfeuchte, die eine gewöhnliche Klimaanlage nicht erfüllt. Als klar war, dass in der zweiten Etage des Gebäudeteils keine Schreibtische stehen sollen, sondern Kunstwerke ausgestellt werden, musste die Gebäudetechnik komplett neu geplant werden.
Diese Planungen sind Aufgabe von Kuehn Malvezzi Architekten, die Spezialisten sind im Umbau von Nicht-Kunsträumen in Kunsträume. Ingrid Pradler steht in ständigem Kontakt mit dem Berliner Büro. Telefon und Computer sind ihre wichtigsten Arbeitsutensilien, ein gutes Gedächtnis und ein guter Überblick sind unerlässlich: „Ich bin Vermittlerin zwischen Museum, Architekten und dem Bauherren.“ Und sie ist Ansprechpartnerin für alle Kollegen des MMK. „Alle zehn Minuten was anderes“, sagt sie, wenn sie einen üblichen Arbeitstag beschreibt. Da möchte die Museumspädagogin wissen, wie groß die Tische und Schränke sind, die ihr später im Turm zur Verfügung stehen werden. Der Alarmanlagenhersteller ruft an, weil er die RAL-Farbe für fünf zusätzliche Verteilerdosen wissen möchte. Ingrid Pradler sucht Hebebühnen aus, holt Angebote ein, führt Vorstellungsgespräche mit dem Sicherheitspersonal, muss stets das Budget im Blick behalten und sich überlegen, wie das Hängeteam einen Siebdruck nach Vorgaben der Künstlerin Rosemarie Trockel an die Wand bringt – im TaunusTurm selbst – obwohl es im ganzen Gebäude keine Stelle gibt, an der man die Siebe waschen kann. „Wir werden etwas bauen“, sagt Ingrid Pradler. Von Aufgaben wie diesen lässt sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Zum 20. Jubiläum des MMK hat sie den Umbau und Einzug ins Degussa-Gebäude betreut – ein noch größerer, komplexerer Auftrag. Schritt für Schritt planen ist ihr Trick – „Habe ich von einer Kollegin gelernt“, sagt sie.
Schritt für Schritt geht es auf die heiße Phase der Erweiterung zu. Sie beginnt, wenn die Umzugswagen im September vor dem TaunusTurm stehen. Knapp zwei Jahre werden dann vergangen sein seit dem ersten Ideenaustausch. Ab 19. Oktober steht das Museum für Moderne Kunst seinen Besuchern dreifach offen: Als MMK 1 in der Domstraße, in dem dauerhaft herausragende Werke der Sammlung zu sehen sind, als MMK 2 im TaunusTurm, in dem die Ausstellungen zweimal jährlich wechseln und das Museum aktuelle thematische Schwerpunkte setzt, außerdem als MMK 3, das jetzige MMK Zollamt, das internationalen Nachwuchskünstlern Raum gibt. Die erste Schau im MMK 2 mit dem Titel „Boom She Boom“ widmet sich ausschließlich Künstlerinnen der der Sammlung. Katharina Fritschs Tischgesellschaft darf da freilich nicht fehlen.
5. August 2014, 15.49 Uhr
Pia / Anja Prechel
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Text: Florian Aupor / Foto: Über den Holbeinsteg zum Museumsufer © Adobe Stock/Branko Srot
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24. Dezember 2024
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