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Sven Regener trifft Werner Reinke
Bremen-Delmenhorst-Gipfel in Frankfurt
Die neue CD von Element of Crime, „Schafe, Monster und Mäuse“, ist vergangenen Freitag erschienen. Am Samstag kommt die Band zum Interview zu „hr1-Reinke am Samstag“. Auf diesen Bremen-Delmenhorst-Gipfel warten die Protagonisten schon lange.
Als Moderatorenlegende Werner Reinke (Foto) im Juni vor zwei Jahren seinen 70. Geburtstag feierte, lud er Kollegen zum kleinen Umtrunk in die »Pinte« des Hessischen Rundfunks ein. Mit der klaren Ansage: Keine Geschenke bitte. Dennoch konnte es sich ein Journalistenkollege nicht verkneifen, ihm ein eigens von Sven Regener signiertes und persönlich zum Ehrentag gewidmetes Plattencover der Single „Delmenhorst“ zu überreichen. Was den gebürtigen Delmenhorster und Element of Crime-Fan natürlich begeisterte. Der Versuch, Reinke als Bonus gleich noch einen Studiobesuch des Sängers draufzupacken, scheiterte allerdings. Zwar spielten die Berliner an einem Freitagabend ihr Open Air im Amphitheater Hanau und hatten auch am Sendetag darauf spielfrei. Nur musste Regener gleich nach dem Konzert zu Hochzeit seines Lieblingsneffen in seine Bremer Heimat abreisen. Schade eigentlich. Aber jetzt ist es endlich soweit. Im Zuge der Promotion für das neue Element of Crime-Album „Schafe, Monster und Mäuse“ machen Sänger Sven Regener und Gitarrist Jakob Ilja einen Abstecher nach Frankfurt zum hessischen Rundfunk. Das JOURNAL FRANKFURT sprach mit Reinke und Regener.
Wie haben Sie damals die Veröffentlichung der Element of Crime-Single "Delmenhorst" erlebt?
Werner Reinke: Mitten im HR-Arbeitsleben, ganz plötzlich und unerwartet. Es gab einen Hinweis aus Kollegenkreisen und ich war schlagartig im Geiste wieder in der Stadt meiner Jugend und auf der Straße der Verdammten unterwegs.
Was erwarten Sie vom Bremen-Delmenhorst-Gipfel auf neutralem Gebiet in Frankfurt, wie lokalpatriotisch wird der Vormittag im Studio denn ausfallen?
Reinke: Na ja, es gibt ein paar elementare lokale Fragen zu klären. Wenn hinter Huchting ein Graben liegt, der in die Ochtum sich ergießt, kann es sich ja nur um die Varreler Bäke handeln. Aber die etwas schwammige Formulierung „Dann kommt gleich Getränke Hoffmann“ veranlaßt mich zu einer Nachfrage: Kommt Getränke Hoffmann vor oder nach dem Bahnhof Heidkrug, und richtet sich Getränke Hoffmann auch an eine Käuferschicht aus Hasbergen? Das sind Fragen, die einer Klärung zugeführt werden müssen.
Sven Regener: Ich sage dazu: Delmenhorst und Bremen, das sind zwei nicht weit voneinander entfernte Königskinder unter den gebeutelten Städten, getrennt zwar durch eine Landesgrenze (Vareler Bäke!), aber nah genug, dass man eine tote Katze rüberschleudern könnte. Dasselbe könnte man über Delmenhorster und Bremer sagen. Gottseidank ist noch Jakob Ilja beim Interview dabei, der ist Berliner, der wird eine Totalverbrüderung zu verhindern wissen.
Elements of Crime © Charlotte Goltermann
Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Gäste für das „Reinke am Samstag"-Format aus, was prädestinierte Element of Crime dafür, und wie wichtig ist eine solche „Insel der Glückseligen" einer Dreistunden-Sendung in der aktuell meist computergespeisten Mainstream-Radiolandschaft?
Reinke: Die Auswahlkriterien sind schlicht: Gute Songs müssen die Leute machen, egal ob Text oder Musik oder noch besser beides. Im aktuellen Fall hätten diese zwei Zeilen genügt und ich hätte mir alles Denkbare aufgerissen, um den Autor zu treffen: „Die Schere des guten Benehmens schneidet Löcher ins Kleid der Vernunft“. Mehr Kopfkino geht nicht. Und von solchen Metaphern quillt das neue EOC-Album über, ein Text schöner, origineller, aufregender, witziger als der andere, und die Musik passt ja auch schon seit Langem. Wenn Lidia Antonini und ich nicht versucht hätten, diese Musiker in die Sendung zu holen, gehörten wir gesteinigt. Und dass es Formatbrüche wie diese geben muss, wenn denn das Formatradio überleben soll, hat sich in der HR-Chefetage seit Längerem herumgesprochen. Man lässt uns machen, und wir sind uns wechselseitig dankbar dafür.
Werner Reinke © Detlef Kinsler
Und was sagt der Musiker zu einem solchen Luxus?
Regener: Wir sind mit Element of Crime ja große Freunde klassischer Radio-Interviewformate. Da gab es immer zwei: Das ganz kurze Interview zwischen zwei Verkehrsdurchsagen mit Abspielen der aktuellen Single und das lange Interview, das bis zu einer Stunde gehen kann. Die dreistündige monothematische Sendung allerdings ist mehr als das: Es ist die Königsdisziplin, in der sich nur die Allerbesten behaupten können. Wir werden uns alle Mühe geben, niemanden zu langweilen.
Reinke: Übrigens: Am 12. Oktober 1968 gab‘s die erste von mir moderierte Sendung, „Journal 1605“ in Bremen 2. Was also kann schöner sein, als einen Tag nach meinem 50. Berufsjubiläum einen Bremer als Studiogast zu haben?
Wie haben Sie damals die Veröffentlichung der Element of Crime-Single "Delmenhorst" erlebt?
Werner Reinke: Mitten im HR-Arbeitsleben, ganz plötzlich und unerwartet. Es gab einen Hinweis aus Kollegenkreisen und ich war schlagartig im Geiste wieder in der Stadt meiner Jugend und auf der Straße der Verdammten unterwegs.
Was erwarten Sie vom Bremen-Delmenhorst-Gipfel auf neutralem Gebiet in Frankfurt, wie lokalpatriotisch wird der Vormittag im Studio denn ausfallen?
Reinke: Na ja, es gibt ein paar elementare lokale Fragen zu klären. Wenn hinter Huchting ein Graben liegt, der in die Ochtum sich ergießt, kann es sich ja nur um die Varreler Bäke handeln. Aber die etwas schwammige Formulierung „Dann kommt gleich Getränke Hoffmann“ veranlaßt mich zu einer Nachfrage: Kommt Getränke Hoffmann vor oder nach dem Bahnhof Heidkrug, und richtet sich Getränke Hoffmann auch an eine Käuferschicht aus Hasbergen? Das sind Fragen, die einer Klärung zugeführt werden müssen.
Sven Regener: Ich sage dazu: Delmenhorst und Bremen, das sind zwei nicht weit voneinander entfernte Königskinder unter den gebeutelten Städten, getrennt zwar durch eine Landesgrenze (Vareler Bäke!), aber nah genug, dass man eine tote Katze rüberschleudern könnte. Dasselbe könnte man über Delmenhorster und Bremer sagen. Gottseidank ist noch Jakob Ilja beim Interview dabei, der ist Berliner, der wird eine Totalverbrüderung zu verhindern wissen.
Elements of Crime © Charlotte Goltermann
Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Gäste für das „Reinke am Samstag"-Format aus, was prädestinierte Element of Crime dafür, und wie wichtig ist eine solche „Insel der Glückseligen" einer Dreistunden-Sendung in der aktuell meist computergespeisten Mainstream-Radiolandschaft?
Reinke: Die Auswahlkriterien sind schlicht: Gute Songs müssen die Leute machen, egal ob Text oder Musik oder noch besser beides. Im aktuellen Fall hätten diese zwei Zeilen genügt und ich hätte mir alles Denkbare aufgerissen, um den Autor zu treffen: „Die Schere des guten Benehmens schneidet Löcher ins Kleid der Vernunft“. Mehr Kopfkino geht nicht. Und von solchen Metaphern quillt das neue EOC-Album über, ein Text schöner, origineller, aufregender, witziger als der andere, und die Musik passt ja auch schon seit Langem. Wenn Lidia Antonini und ich nicht versucht hätten, diese Musiker in die Sendung zu holen, gehörten wir gesteinigt. Und dass es Formatbrüche wie diese geben muss, wenn denn das Formatradio überleben soll, hat sich in der HR-Chefetage seit Längerem herumgesprochen. Man lässt uns machen, und wir sind uns wechselseitig dankbar dafür.
Werner Reinke © Detlef Kinsler
Und was sagt der Musiker zu einem solchen Luxus?
Regener: Wir sind mit Element of Crime ja große Freunde klassischer Radio-Interviewformate. Da gab es immer zwei: Das ganz kurze Interview zwischen zwei Verkehrsdurchsagen mit Abspielen der aktuellen Single und das lange Interview, das bis zu einer Stunde gehen kann. Die dreistündige monothematische Sendung allerdings ist mehr als das: Es ist die Königsdisziplin, in der sich nur die Allerbesten behaupten können. Wir werden uns alle Mühe geben, niemanden zu langweilen.
Reinke: Übrigens: Am 12. Oktober 1968 gab‘s die erste von mir moderierte Sendung, „Journal 1605“ in Bremen 2. Was also kann schöner sein, als einen Tag nach meinem 50. Berufsjubiläum einen Bremer als Studiogast zu haben?
10. Oktober 2018, 09.35 Uhr
Detlef KInsler
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