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Supermaximale Lebensform. Zum Tod von Kurt Hauenstein
Detlef Kinsler erinnert sich anlässlich des Todes von Kurt Hauenstein an Begegnungen mit dem legendären Wiener Musiker. Der sorgte etwa als erster Kontinentaleuropäer beim Reggae Festival auf Jamaika für Furore.
Als ich Kurt Hauenstein 1979 das erste Mal in Frankfurt traf, schwieg er erst einmal beharrlich. Journalisten waren ihm, dem stoischen Wiener, ein Gräuel. Mit „Love Machine“ hatte er gerade einen Welthit gelandet, die Teenieblätter wollten über ihn berichten und ich sollte das Interview für Rocky, eine Postille beim Burda Verlag damals, machen. Hauenstein saß auf seinem Stuhl im Studio, die Beine übereinander geschlagen und blickte stur geradeaus. Sein Produzent Peter Hauke, nicht ganz unschuldig an der Verballhornung des Projektnamens zu „Discomaxl“, und Uwe Block, sein Manager, redeten auf ihn ein wie auf eine kranke Kuh. „Hey, Kurtl – das ist Deine Chance, mal zu sagen, worum es Dir eigentlich geht. Und der Typ hier ist cool...“. Keine Ahnung mehr, was Kurtl schließlich bewog, seine Norbert Grupe-Haltung aufzugeben. Nur das Interview räumte mit einigen Klischees, die über Supermax im Umlauf waren, auf. „Also, eines mal klar vorneweg“, setzen Hauenstein zur Erklärung seiner Philosophie hinter der Band an. „Supermax, das hat nichts zu tun mit Max und Moritz oder gar Super-Hamburgern. Supermax, das setzt sich zusammen aus der Abkürzung max von maximal. Und super ist eine weitere Steigerung. Das Ganze ist ein Kürzel für die Idee einer supermax-imalen Lebenform.“
Was der 1949 in Wiener geborene Musiker, der ganz früh und als erster einer reihe von Landsleuten an den Main kam und als Studiomusiker auch den Bass auf Frank Farians Hit „Rocky“ gespielt hatte, auch vorlebte, privat und als Künstler. Er war mit einer Jamaikanerin verheiratet, kümmerte sich später, als er Geld hatte, um Hilfsprojekte in deren Heimat (as nie Thema von Pressekampagnen war), hatte eine bunte Truppe von Musikern unterschiedlicher Herkunft (auch BAP-Drummer Jürger Zöller und Maffay-Bassist Ken Taylor gehörten lange zum Line up) und spielte eine Musik, in der Rock, Soul und Reggae zu auf der Bühne teils hypnotischen Grooves kombiniert wurden. Der Mann hatte eine Vision und für die setze er sich ein, selbst wenn er sich dabei in Lebensgefahr begab. „Watch Out South Africa“ sang er nicht nur als Botschaft auf seinem 1977-er Album „World Of Today“, er reiste auch mit seiner Frau und den Kindern ans Kap obwohl er Gefahr lief, von den Schwarzen und Weißen im Land gleichzeitig angegriffen zu werden. Hauenstein wollte ein Zeichen setzen, auch mit einer Tournee im Land der Apartheid und einer Band mit weißen und schwarzen Musiker. Selbst Morddrohungen schreckten den couragierten Österreicher nicht ab.
Während hierzulande immer misstrauisch beäugt wurde, bekam er als erster Kontinentaleuropäer eine Einladung zum Reggae Sunsplash Festival auf Jamaika. Dort kam seine Message an und die Band bestand zwischen Marleys Nachwuchs, Inner Circle, Yellowman und Musical Youth, wäre aber beinahe im Knast, statt wieder in Deutschland gelandet. Eine Woche war die ganze Reisegesellschaft (auch ich durfte dabei sein) eingeladen, Jamaica auch neben dem Festivalgelände kennen zu lernen. Dummerweise hatten die Musiker, Ehefrauen und Freundinnen das Arrangement als „all inclusive“ missverstanden und ihre Essen- und Mini Bar-Rechnungen nicht beglichen. Also wurden Instrumente und Verstärker der Band bei der Zwischenlandung in Kingston auf dem Rückflug von Montego Bay nach Frankfurt wieder aufs Rollfell gehievt bis die Zahlungsmodalitäten beglichen waren.
Letzten Herbst sah ich dann Hauenstein das letzte Mal, allerdings nur beim Zappen durch die Kanäle nachts und in einem mitschnitt eines Livekonzertes vom Sommer in Wien auf der Donauinsel. Gleiche Optik, das immer noch lange, glatte Haar vielleicht ein wenig grauer, den Bass umgeschnallt, fast bewegungslos am Mikro, dafür einen Gitarristen mit Hard-Rock-Bewegungsabläufen und eine tanzenden Sängerin. Als wäre die Zeit stehen geblieben. „Don’t stop, don’t Stop, don’t stop the music“ – der typische, perkussive Supermax-Groove, zeitlos-klassisch und doch nicht von gestern. Vielleicht weil Kurt Hauenstein als Musiker und Visionär seiner Zeit weit voraus war. Anfang der Woche ist er in seiner Heimatstadt überraschend gestorben. Vermutet wird ein Herzinfrakt. „Disco-Ikone mit 62 gestorben“ wurde darauf im Netz getitelt. Fehleinschätzungen halten sich über den Tod hinaus.
Was der 1949 in Wiener geborene Musiker, der ganz früh und als erster einer reihe von Landsleuten an den Main kam und als Studiomusiker auch den Bass auf Frank Farians Hit „Rocky“ gespielt hatte, auch vorlebte, privat und als Künstler. Er war mit einer Jamaikanerin verheiratet, kümmerte sich später, als er Geld hatte, um Hilfsprojekte in deren Heimat (as nie Thema von Pressekampagnen war), hatte eine bunte Truppe von Musikern unterschiedlicher Herkunft (auch BAP-Drummer Jürger Zöller und Maffay-Bassist Ken Taylor gehörten lange zum Line up) und spielte eine Musik, in der Rock, Soul und Reggae zu auf der Bühne teils hypnotischen Grooves kombiniert wurden. Der Mann hatte eine Vision und für die setze er sich ein, selbst wenn er sich dabei in Lebensgefahr begab. „Watch Out South Africa“ sang er nicht nur als Botschaft auf seinem 1977-er Album „World Of Today“, er reiste auch mit seiner Frau und den Kindern ans Kap obwohl er Gefahr lief, von den Schwarzen und Weißen im Land gleichzeitig angegriffen zu werden. Hauenstein wollte ein Zeichen setzen, auch mit einer Tournee im Land der Apartheid und einer Band mit weißen und schwarzen Musiker. Selbst Morddrohungen schreckten den couragierten Österreicher nicht ab.
Während hierzulande immer misstrauisch beäugt wurde, bekam er als erster Kontinentaleuropäer eine Einladung zum Reggae Sunsplash Festival auf Jamaika. Dort kam seine Message an und die Band bestand zwischen Marleys Nachwuchs, Inner Circle, Yellowman und Musical Youth, wäre aber beinahe im Knast, statt wieder in Deutschland gelandet. Eine Woche war die ganze Reisegesellschaft (auch ich durfte dabei sein) eingeladen, Jamaica auch neben dem Festivalgelände kennen zu lernen. Dummerweise hatten die Musiker, Ehefrauen und Freundinnen das Arrangement als „all inclusive“ missverstanden und ihre Essen- und Mini Bar-Rechnungen nicht beglichen. Also wurden Instrumente und Verstärker der Band bei der Zwischenlandung in Kingston auf dem Rückflug von Montego Bay nach Frankfurt wieder aufs Rollfell gehievt bis die Zahlungsmodalitäten beglichen waren.
Letzten Herbst sah ich dann Hauenstein das letzte Mal, allerdings nur beim Zappen durch die Kanäle nachts und in einem mitschnitt eines Livekonzertes vom Sommer in Wien auf der Donauinsel. Gleiche Optik, das immer noch lange, glatte Haar vielleicht ein wenig grauer, den Bass umgeschnallt, fast bewegungslos am Mikro, dafür einen Gitarristen mit Hard-Rock-Bewegungsabläufen und eine tanzenden Sängerin. Als wäre die Zeit stehen geblieben. „Don’t stop, don’t Stop, don’t stop the music“ – der typische, perkussive Supermax-Groove, zeitlos-klassisch und doch nicht von gestern. Vielleicht weil Kurt Hauenstein als Musiker und Visionär seiner Zeit weit voraus war. Anfang der Woche ist er in seiner Heimatstadt überraschend gestorben. Vermutet wird ein Herzinfrakt. „Disco-Ikone mit 62 gestorben“ wurde darauf im Netz getitelt. Fehleinschätzungen halten sich über den Tod hinaus.
25. März 2011, 14.26 Uhr
Detlef Kinsler
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