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Summer In The City
Kommt zum Start von Jazz im Museum: der norwegische Trompeter Nils Petter Molvær mit seinen atmosphärischen Soundscapes
Das erste Wort bei der Pressekonferenz zum "Summer In the City 2009" gebührte Hausherr Max Hollein, der sich „sehr darüber freue, was hier jetzt passiert“. Dass man sich – anders als in all den Jahren davor – im Liebieghaus traf, hat einen Grund. Nachdem mit einem Jahr Verspätung der Umbau des Historischen Museums begonnen hat, musste der Mousonturm als Veranstalter des "Summer In The City" für seine Reihe Jazz im Museum einen neuen Ort finden. Nicht nur Projektleiterin Dorothé Gebhart begab sich auf die Suche, konnte dann nach Prüfung unterschiedlicher, potentieller Spielstätten Ende April verkünden: Das Liebieghaus ist auserkoren. „Wir sind stolz auf unseren wunderschönen Garten, der nicht ausreichend genutzt wird. Insofern kam die Anfrage gerade recht“, ist Hollein glücklich, nun an fünf Sonntagen ab 26. Juli „ein sehr erfolgreiches Programm“ in, respektive vor, seinem Haus zu haben.
Auch Dieter Buroch, Intendant des Mousonturms , ist glücklich über die Wahl und die Kooperation mit dem Team des Liebieghauses, das „nicht nur als Vermieter auftritt, sondern sich stark engagiert für die Reihe“. Dazu gehört auch eine pädagogisch professionelle Kinderbetreuung. Schließlich sei, so Buroch, der "Summer In The City", zu dem auch die Weltmusik im Palmengarten gehört, ein Familienprogramm. Dass die lieben Kleinen nun fernab der Bühne unter Anleitung Skulpturen basteln können, freut ihn, bringt es ihn doch nicht in die Bredouille, mal wieder ein Kind von der Bühne hieven zu müssen, weil es während eines Auftritts – von den Eltern nicht davon abgehalten – an Instrumenten und Verstärkern herum hantierte, was durchaus den Hörgenuss für das sensiblere Publikum hätte schmälern können. „Da habe ich mir auch schon Buhrufe eingehandelt“, erinnert sich Buroch und freut sich über die „Entzerrung“. Dieser zusätzliche Service, aber auch die Tatsache, dass man mit der Eintrittskarte auch das Museum besuchen kann, sowie höhere Produktionskosten, da hier im Park im Gegensatz zum Hof des Historischen Museums die Technik nicht über fünf Wochen stehen bleiben kann, rechtfertigen den erstmals höheren Eintrittspreis von 12 Euro. Gemessen am hochkarätigen Programm immer noch vergleichsweise niedrig und durchaus auch angemessen. „Ich bin gespannt, wie die Besucher auf all das reagieren“, sieht Buroch dem Start mit Freude entgegen. „Es ist eine völlig andere Atmosphäre hier verglichen mit dem Hof des Historischen Museums. Die Besucher sollen sich den Platz erobern.“ Ob sie stehen oder sitzen wollen, auf dem rasen picknicken – all das ist offen und wird sich erst zeigen. Natürlich wird Gastronomie angeboten. „Wir werden aber niemanden daran hindern, seinen Picknickkorb mitzubringen.“
Intendant Dieter Buroch (rechts) und Kurator Markus Gardian (links) zeigen, wo die Bühne stehen wird – nämlich genau zwischen ihnen
Für die Vorstellung des Programms übergab Buroch dann an seinen Kurator für Konzert, Markus Gardian, den – so der Chef – „besten Konzertbucher der Stadt. Ich bin froh, dass die Konzerte nun von ihm professionell betreut werden.“ Und dann folgte ein für viele überraschendes Eingeständnis vom Intendanten, der seit 1982 das Jazz-Programm allein betreute. „Ich habe keine Ahnung von Jazz, habe das nie über Kopf- und Sachverstand, sondern immer aus dem Bauch heraus gebucht...“ Die Einsicht, dass er damit nicht vollkommen falsch lag, Leute wie Lester Bowie oder Pat Metheny bei ihm spielten, folgte allerdings auf dem Fuße, auch der Hinweis darauf, durchaus aufmerksam die Kritiken an den Tagen danach gelesen zu haben. „Und wenn dann ein Kritikerpapst wie Ulrich Olshausen Positives schrieb, war ich stolz.“
Markus Gardian schließlich verwies auf den fast durchweg leisen Charakter der Konzerte im Garten des Liebieghauses. Nur The Five Corners Quintett als Abschluss der Reihe wird schnell, laut und furios werden. „Sie nehmen – obwohl es eine ganz andere Musik ist – den Platz der Brassbands ein, die wir in den letzten Jahren hatten.“ Dass zwei norwegische und ein finnischer Act mit von der Partie sind, ließ die Frage nach einem skandinavischen Schwerpunkt aufkommen. Das sei so nicht geplant gewesen, antwortete Gardian. Trompeter Arve Henriksen habe man schon im Vorjahr buchen wollen, Nils Petter Molvær – ebenfalls aus Norwegen – sei der gewünschte Big Name am Eröffnungsmorgen und gerade auf Tour, weil ein neues Album in den Läden ist. An zwei Terminen widme man sich außerdem den Local Heroes, auch eine Tradition in der Reihe. Zum Duo Heinz Sauer/Michael Wolly gesellt sich als Gast der Nachttierhaus-Drummer Bertram Ritter. Am 2.8. und am 9.8. spielen gleich zwei Acts: The Soul Jazz Dynamiters mit u.a. Martin Lejeune und das Contrast Quartet. Zu den erfolgreichen Newcomern stößt diesmal hr Big Band-Saxophonist Heinz-Dieter Sauerborn.
Daniella Baumeister: Eine bekannte hr1-Stimme moderiert "Summer In The City"
Was den Palmengarten betrifft, so geht die Reise diesmal am 28.7. in Zimbabwe los und führt uns über Marokko, Mali und Madagaskar in die USA und über Argentinien zurück nach Frankreich. Und die Besucher lernen dabei besonders schöne Instrumente wie das Daumenklavier Mbira, Oud, Kora und Valiha, eine Bambuszither kennen. Auf Balkangebläse hatte man diesmal keine Lust – das Thema ist fast schon durch. Bei Hazmat Modine ist der Brass Band-Sound ein anderer, setzen sie doch vor allem auf Mundharmonikas (aber wie) und den Sounds des Südens, Blues, aber auch Calypso. „Besonders interessant ist auch der zweite Abend mit 3 MA – da treffen drei Länder in einer Band aufeinander: Mali, Marokko und Madagaskar“, betont Gardian, dass eigentlich an allen Abenden alles andere als gängige Klischees erwarten werden dürfen. Denn Juan Carlos Caceres Band heißt Tango Negro Trio und tatsächlich setzt sich der Sänger und Pianist mit den schwarzen Wurzeln des Tangos auseinander. Und auch Titi Robin aus Frankreich ist kein Purist, denn er vermittelt zwischen Roma-Kultur und arabischer Musik. Ein letztes Mal meldet sich Dieter Buroch zu Wort, der – zumindest im Museum – auch immer den Ansager geben hat. „Auch da sind wir diesmal professioneller und lassen alle zehn Konzerte kompetent von Daniella Baumeister von hr1 moderieren."
Fotos: Detlef Kinsler (außer Molvær)
Das erste Wort bei der Pressekonferenz zum "Summer In the City 2009" gebührte Hausherr Max Hollein, der sich „sehr darüber freue, was hier jetzt passiert“. Dass man sich – anders als in all den Jahren davor – im Liebieghaus traf, hat einen Grund. Nachdem mit einem Jahr Verspätung der Umbau des Historischen Museums begonnen hat, musste der Mousonturm als Veranstalter des "Summer In The City" für seine Reihe Jazz im Museum einen neuen Ort finden. Nicht nur Projektleiterin Dorothé Gebhart begab sich auf die Suche, konnte dann nach Prüfung unterschiedlicher, potentieller Spielstätten Ende April verkünden: Das Liebieghaus ist auserkoren. „Wir sind stolz auf unseren wunderschönen Garten, der nicht ausreichend genutzt wird. Insofern kam die Anfrage gerade recht“, ist Hollein glücklich, nun an fünf Sonntagen ab 26. Juli „ein sehr erfolgreiches Programm“ in, respektive vor, seinem Haus zu haben.
Auch Dieter Buroch, Intendant des Mousonturms , ist glücklich über die Wahl und die Kooperation mit dem Team des Liebieghauses, das „nicht nur als Vermieter auftritt, sondern sich stark engagiert für die Reihe“. Dazu gehört auch eine pädagogisch professionelle Kinderbetreuung. Schließlich sei, so Buroch, der "Summer In The City", zu dem auch die Weltmusik im Palmengarten gehört, ein Familienprogramm. Dass die lieben Kleinen nun fernab der Bühne unter Anleitung Skulpturen basteln können, freut ihn, bringt es ihn doch nicht in die Bredouille, mal wieder ein Kind von der Bühne hieven zu müssen, weil es während eines Auftritts – von den Eltern nicht davon abgehalten – an Instrumenten und Verstärkern herum hantierte, was durchaus den Hörgenuss für das sensiblere Publikum hätte schmälern können. „Da habe ich mir auch schon Buhrufe eingehandelt“, erinnert sich Buroch und freut sich über die „Entzerrung“. Dieser zusätzliche Service, aber auch die Tatsache, dass man mit der Eintrittskarte auch das Museum besuchen kann, sowie höhere Produktionskosten, da hier im Park im Gegensatz zum Hof des Historischen Museums die Technik nicht über fünf Wochen stehen bleiben kann, rechtfertigen den erstmals höheren Eintrittspreis von 12 Euro. Gemessen am hochkarätigen Programm immer noch vergleichsweise niedrig und durchaus auch angemessen. „Ich bin gespannt, wie die Besucher auf all das reagieren“, sieht Buroch dem Start mit Freude entgegen. „Es ist eine völlig andere Atmosphäre hier verglichen mit dem Hof des Historischen Museums. Die Besucher sollen sich den Platz erobern.“ Ob sie stehen oder sitzen wollen, auf dem rasen picknicken – all das ist offen und wird sich erst zeigen. Natürlich wird Gastronomie angeboten. „Wir werden aber niemanden daran hindern, seinen Picknickkorb mitzubringen.“
Intendant Dieter Buroch (rechts) und Kurator Markus Gardian (links) zeigen, wo die Bühne stehen wird – nämlich genau zwischen ihnen
Für die Vorstellung des Programms übergab Buroch dann an seinen Kurator für Konzert, Markus Gardian, den – so der Chef – „besten Konzertbucher der Stadt. Ich bin froh, dass die Konzerte nun von ihm professionell betreut werden.“ Und dann folgte ein für viele überraschendes Eingeständnis vom Intendanten, der seit 1982 das Jazz-Programm allein betreute. „Ich habe keine Ahnung von Jazz, habe das nie über Kopf- und Sachverstand, sondern immer aus dem Bauch heraus gebucht...“ Die Einsicht, dass er damit nicht vollkommen falsch lag, Leute wie Lester Bowie oder Pat Metheny bei ihm spielten, folgte allerdings auf dem Fuße, auch der Hinweis darauf, durchaus aufmerksam die Kritiken an den Tagen danach gelesen zu haben. „Und wenn dann ein Kritikerpapst wie Ulrich Olshausen Positives schrieb, war ich stolz.“
Markus Gardian schließlich verwies auf den fast durchweg leisen Charakter der Konzerte im Garten des Liebieghauses. Nur The Five Corners Quintett als Abschluss der Reihe wird schnell, laut und furios werden. „Sie nehmen – obwohl es eine ganz andere Musik ist – den Platz der Brassbands ein, die wir in den letzten Jahren hatten.“ Dass zwei norwegische und ein finnischer Act mit von der Partie sind, ließ die Frage nach einem skandinavischen Schwerpunkt aufkommen. Das sei so nicht geplant gewesen, antwortete Gardian. Trompeter Arve Henriksen habe man schon im Vorjahr buchen wollen, Nils Petter Molvær – ebenfalls aus Norwegen – sei der gewünschte Big Name am Eröffnungsmorgen und gerade auf Tour, weil ein neues Album in den Läden ist. An zwei Terminen widme man sich außerdem den Local Heroes, auch eine Tradition in der Reihe. Zum Duo Heinz Sauer/Michael Wolly gesellt sich als Gast der Nachttierhaus-Drummer Bertram Ritter. Am 2.8. und am 9.8. spielen gleich zwei Acts: The Soul Jazz Dynamiters mit u.a. Martin Lejeune und das Contrast Quartet. Zu den erfolgreichen Newcomern stößt diesmal hr Big Band-Saxophonist Heinz-Dieter Sauerborn.
Daniella Baumeister: Eine bekannte hr1-Stimme moderiert "Summer In The City"
Was den Palmengarten betrifft, so geht die Reise diesmal am 28.7. in Zimbabwe los und führt uns über Marokko, Mali und Madagaskar in die USA und über Argentinien zurück nach Frankreich. Und die Besucher lernen dabei besonders schöne Instrumente wie das Daumenklavier Mbira, Oud, Kora und Valiha, eine Bambuszither kennen. Auf Balkangebläse hatte man diesmal keine Lust – das Thema ist fast schon durch. Bei Hazmat Modine ist der Brass Band-Sound ein anderer, setzen sie doch vor allem auf Mundharmonikas (aber wie) und den Sounds des Südens, Blues, aber auch Calypso. „Besonders interessant ist auch der zweite Abend mit 3 MA – da treffen drei Länder in einer Band aufeinander: Mali, Marokko und Madagaskar“, betont Gardian, dass eigentlich an allen Abenden alles andere als gängige Klischees erwarten werden dürfen. Denn Juan Carlos Caceres Band heißt Tango Negro Trio und tatsächlich setzt sich der Sänger und Pianist mit den schwarzen Wurzeln des Tangos auseinander. Und auch Titi Robin aus Frankreich ist kein Purist, denn er vermittelt zwischen Roma-Kultur und arabischer Musik. Ein letztes Mal meldet sich Dieter Buroch zu Wort, der – zumindest im Museum – auch immer den Ansager geben hat. „Auch da sind wir diesmal professioneller und lassen alle zehn Konzerte kompetent von Daniella Baumeister von hr1 moderieren."
Fotos: Detlef Kinsler (außer Molvær)
15. Juli 2009, 14.30 Uhr
Detlef Kinsler
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